Holocaust-Gedenken

Jugendherbergen tragen mit Gedenkstättenfahrten zur historisch-politischen Bildung junger Menschen bei

Nur wer Geschichte versteht, kann aus ihr lernen. Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz befreit – ein mahnendes Ereignis. Doch Umfragen zeigen Wissenslücken bei Jugendlichen. Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) fördert mit Gedenkstättenprogrammen historisches Bewusstsein. Experten betonen: Besuche vor Ort sind essenziell für Demokratiebildung.

07.03.2025

Nur wer Geschichte versteht, kann aus ihr lernen und die eigene Zukunft positiv mitgestalten. Dies gilt vor allem für die schlimmsten und düstersten Kapitel der Historie. Am 27. Januar 1945 – also genau heute vor 80 Jahren – wurde das von den Nationalsozialisten errichtete Vernichtungslager Auschwitz, in dem über 1 Millionen Menschen den Tod fanden, von sowjetischen Soldaten befreit. Diese hier und anderswo verübten, unmenschlichen und nur schwer zu fassenden Gräueltaten sowie die damit einhergehende Gewaltherrschaft dürfen nie wieder Realität werden – dies ist der mahnende Auftrag an die nächste Generation. Umso bedenklicher wirken hier beispielsweise die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Umfrage der Jewish Claims Conference, bei der insgesamt je 1.000 junge Erwachsene in acht Ländern befragt wurden. Ein Ergebnis: Bei den in Deutschland interviewten Jugendlichen gab mehr als jeder zehnte an, noch nie von den Begriffen Holocaust oder Schoah gehört zu haben. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, unterstützt das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) junge Menschen mit speziellen Gedenkstättenprogrammen dabei, ein eigenes geschichtliches Bewusstsein zu entwickeln und das demokratische Verständnis zu stärken. 

Ein Beispiel hierfür ist das Kooperationsprojekt der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück mit der unmittelbar nebenan liegenden Jugendherberge und Internationalen Jugendbegegnungsstätte. Im Angebot „YOUPEDIA Ravensbrück“ kann sich eine Schulgruppe in einem mehrtägigen Bildungsprogramm partizipativ, kreativ und mit medienpädagogischen Methoden direkt vor Ort mit einer Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auseinandersetzen. 

„Mit dem Angebot von Gedenkstättenfahrten erfüllen die Jugendherbergen einen von vielen weiteren Aufträgen für Gemeinwohl und Zivilgesellschaft in Deutschland. Um in diesem Bereich erfolgreich zu wirken, muss den jungen Menschen vor allem ausreichend Zeit gegeben werden, die Eindrücke eines solchen Besuches zu reflektieren und gemeinsam in der Gruppe zu verarbeiten. Hier sind die zahlreichen Angebote von Jugendherbergen eine ideale Ergänzung zu den Methoden der Bildungsarbeit der jeweiligen Gedenkstätten“, 

sagt DJH-Hauptgeschäftsführer Oliver Peters

Diese Meinung wurde auch von den Teilnehmenden des Austauschforums „Jugendherbergen und Gedenkstätten“ geteilt, das am 21. Januar in der Jugendherberge Berlin Ostkreuz stattfand. Insgesamt 20 Fachkräfte von Mahn- und Gedenkstätten sowie des DJH diskutierten auf dieser vom Bundesfamilienministerium geförderten Veranstaltung über die Bedeutung historisch-politischer Bildung und zu aktuellen Herausforderungen von entsprechenden pädagogisch begleiteten Programmen für Kinder und Jugendliche. Unter anderem nahmen Expert*innen der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, des Dokumentationszentrums Prora sowie der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Gedenkstätte KZ Osthofen) teil. Deutlich wurde das gemeinsame Interesse, der aktuellen politischen Forderung nach mehr Gedenkstättenbesuchen für Schüler*innen mit hochwertigen pädagogischen Angeboten zu begegnen. Gedenkstättenfahrten seien ein wichtiger Baustein zu einer umfassenden Demokratiebildung und in den heutigen Zeiten vielleicht wichtiger denn je, so das Credo der Teilnehmenden, die sich außerdem einig waren: Gemeinsam können Gedenkstätten und Jugendherbergen noch mehr Anreize dafür schaffen, dass sich junge Menschen direkt an den historischen Orten und unterstützt durch pädagogische Begleitung mit der Geschichte auseinandersetzen – ein weiterer Austausch ist deshalb bereits verabredet. 

„Besonders im Rahmen einer Klassenfahrt sind diese Erfahrungen wichtig und wertvoll, weil die Erlebnisse direkt in der Gruppe reflektiert und ausgetauscht werden können. Nur mit Wissen und einem historischen Verständnis können Hass und Intoleranz wirksam bekämpft werden“, 

so Oliver Peters.

Quelle: Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) vom 27.01.2025

Redaktion: Paula Joseph

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