JUGEND IN AKTION

EU-Programm wirkt sich insgesamt positiv aufs Lernen aus

Insgesamt wirkt sich das EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION positiv aufs Lernen aus. JUGEND für Europa hat die Lernwirkungen, die durch die Langzeit-Untersuchung der RAY-MON Studie festgestellt wurden, genauer unter die Lupe genommen. In Abstufungen ist die Wirkung auf Projektleiter:innen am stärksten, gefolgt von Teilnehmenden, und auch erste positive Effekte auf Organisation lassen sich durch die Untersuchung ausmachen.

08.08.2022

Der Fokus der RAY-MON Studie liegt auf der Qualitätsentwicklung bei der Umsetzung von Mobilitätsprojekten im EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION zwischen 2014 und 2020. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie mit Blick auf die Lernwirkungen vorgestellt. Grundsätzlich wurde festgestellt, dass es ein breites Spektrum an Lernwirkungen gibt – seien es bewusste oder unbewusste. Damit leisten die Mobilitätprojekte einen deutlichen Beitrag zur Qualitätsentwicklung. Im Besonderen sind zu betrachten die Effekte, die dies beschreiben, und die besondere Lernumgebung, die einen Einfluss darauf hat.

Kompetenzerwerb

Die Lernwirkungen wurden im Rahmen der Studie anhand der Untersuchung des Kompetenzerwerbs ermittelt. Kompetenz wird in Erasmus+ JUGEND IN AKTION definiert als Wissen (Knowledge), Fertigkeiten (Skills), Haltungen (Attitudes) und Verhalten (Behaviour).

Wissenserwerb (Gaining knowledge)

Durch alle Altersstufen und Formate hindurch zieht sich der deutliche Zuwachs an Wissen durch die Mobilitätsprojekte. Dabei wird uneingeschränkt der Bereich kulturelle Vielfalt am höchsten markiert. Dahinter verbirgt sich der Mehrerwerb von Wissen über kulturelle Vielfalt, non-formale Bildung und informelles Lernen, Jugend und Jugendarbeit sowie Persönlichkeitsentwicklung. Diese Aspekte werden bei der Teilnahme an den verschiedensten Formaten ähnlich hoch bewertet – sie unterscheiden sich nur in feinen Nuancen.

Entwicklung von Fertigkeit (Skills development)

Die Ergebnisse basieren auf den Rückmeldungen der Teilnehmenden und spiegeln wider, dass es einen signifikanten Erwerb von Fähigkeit durchgehend in allen Formaten gibt. Dabei ist Selbsteinschätzung das erprobte Mittel. Die Fachkräfte speziell in Jugendbegegnung und Europäischem Freiwilligendienst geben an, dass sie einen enormen Erwerb von weiteren Fähigkeiten bei den Teilnehmenden beobachten – zwischen 57 und 95 % bezogen auf alle abgefragten Fertigkeiten.

Dies sind u. a. Menschen anderen kulturellen Hintergrundes kennenlernen, mit ihnen kommunizieren und mit ihnen gemeinsam etwas entwickeln, aber auch etwas für die lokale Gemeinschaft erreichen. Bei der Umsetzung von Fachkräftemaßnahmen haben die Fachkräfte die beste Möglichkeit entlang selbst entwickelter Projekte oder auch durch die bewusst gewählte Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsformaten.

Erwerb von Kompetenzen bezogen auf Jugendarbeit und deren Entwicklung

In diesem Bereich der RAY-MON Studie wurden speziell die Formate Fachkräfteaustausch (FA) und Fort- und Weiterbildungsprojekte als Angebote der Nationalen Agentur (TCA) untersucht. Zwischen 83 und 90 % bestätigten, dass sie Kompetenzen im Bereich informellen Lernens und non-formaler Bildung erworben haben; dies wird noch überboten von 94-96 % Lernen bezüglich der Zusammenarbeit in internationalen Teams. Die Anwendung des Erlernten in der eigenen Praxis wurde von 92 % der Teilnehmenden im Fachkräfteaustausch und von 82 % Teilnehmenden an TCA-Angeboten angegeben. Ähnlich hoch sind die Ergebnisse für den Umgang mit unerwarteten Situationen.

Auswirkungen auf die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden

79 % aller Teilnehmenden geben an, dass sie im Rahmen ihrer Mobilitätsprojekte für sie neue Erfahrungen gemacht haben. 87 % stellten im Rückblick fest, dass sie ihre Teilnahme bewusst mit der Motivation angegangen sind, Lernerfahrungen zu machen und sich sowohl persönlich als auch professionell weiterzuentwickeln. Im Besonderen sind hier die Fachkräfte zu erwähnen, welche die Maßnahmen leiten und vorbereiten: 96 % der Leitungen der FA geben an, diese umzusetzen, um sich selbst professionell und persönlich weiterzuentwickeln. 97 % aller Teilnehmenden bestätigen, dass sie sich im Kontext der Mobilitätsmaßnahme persönlich weiterentwickelt haben, und 83 % geben an, dass diese Erfahrungen Auswirkungen auf zukünftig zu entwickelnde Kompetenzen haben. Kompetenzen, die in diesem Bereich untersucht wurden, sind zum Beispiel Anwendung von Methoden non-formaler Bildung, Umgang mit Ambiguität und Spannungen, Einschätzung von Lernerfahrungen.

Lernende Organisation und Gemeinschaften

Der Kreis der Teilnehmenden wurde in der RAY-MON Studie befragt, ob sie auch Effekte auf Organisationen und Gemeinschaften als lernende Kontexte wahrnehmen. Dieser Teil der Untersuchung geht nicht über die folgenden Aspekte hinaus, bei denen die Teilnehmenden durchaus Lernerfahrungen machten: Kompetenzentwicklung bezüglich

  • Anbieten von non-formalen Bildungsprojekten: 75 % Teilnehmende (TN) an FA, 76 % TN an TCA und 89 % Projektleitungen von Jugendaustausch (JA), Strukturiertem Dialog/Jugenddialog (SD/JD), Europäischem Freiwilligendienst (EFD);
  • Verbesserung der Anerkennung und Validierung von Kompetenzen junger Menschen – auch außerhalb von Youthpass: 61 % TN an FA, 57 % TN an TCA, 79 % Projektleitungen von JA, SD/JD, EFD.

Viele befragten Fachkräfte gaben an, dass ihre Teilnahme Auswirkungen auf ihre Arbeitspraxis hat und dass sie erworbenes Wissen und Fertigkeiten anwenden können. Diese Erfahrungen dienen oftmals auch als Beispiel erfolgreicher Praxis in ihren jeweiligen Organisationen.

Youthpass

Youthpass als Instrument des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION wird mittlerweile flächendeckend in Projekten eingesetzt, den Teilnehmenden in der Regel als Zertifikat angeboten, und ausdrücklich eingeladen sind die Projektverantwortlichen, Youthpass als begleitenden Reflexions- und Lernprozess umzusetzen. 71 % aller Teilnehmenden an der Befragung gaben an, dass in ihren Projekten Angebote zur Reflexion und Selbsteinschätzung gemacht wurden. 30 % derer, die ein Youthpass-Zertifikat haben, nutzen es bereits für Bewerbungsprozesse. Davon gaben 67 % an, dass es ihnen in dieser Phase geholfen hat, eine Arbeitsstelle oder einen Studienplatz zu bekommen.

Fazit und Ausblick

Die RAY-MON Studie bestätigt, dass alle involvierten Gruppen – sowohl Teilnehmende an Projekten aller Art als auch Fachkräfte, die Durchführende sind – erfolgreich lernen. Dabei spielt die Motivation zur Teilnahme eine große Rolle. Je höher diese ist, desto größer wird auch das Lernen bewertet. Die Einladung zu und Stärkung von Selbst- und Fremdeinschätzung im Rahmen von Lernprozessen wird durch die Ergebnisse in der Studie bestätigt. Lernwirkungen zeigen die Mobilitätsprojekte zunächst bei den programmbezogenen Aspekten, wie kulturelle Vielfalt erleben und leben, Praktiken internationaler Jugendarbeit, zwischenmenschliche Kommunikation, Situation junger Menschen.

Durchgängig zeigt sich in der Studie, dass je spezifischer (thematische Orientierung) oder komplexer (politische Themen) die Themen werden, desto mehr Anstrengungen sind auch weiterhin nötig, nachhaltige Lernwirkungen zu erzielen. Ganz besonders gilt dies für das Lernen in Organisation und Gemeinschaften. In diesen Bereichen ist ein Anfang gemacht, weitere Bemühungen, um vor allem das Internationale, das Europäische und die reflektierte Praxis in Mobilitätsprojekten nachhaltig zu verankern, sind nach wie vor nötig und sinnvoll. Hier setzt auch die neue Programmgeneration nach wie vor die entsprechenden Prioritäten. In der Fachkräfteentwicklung sollte in den nächsten Jahren stärkere Unterstützung für komplexere (jugend-)politische Themen und Systeme und nachhaltige systemische Entwicklung durch Aus- und Fortbildung geleistet werden.

Quelle: JUGEND für Europa vom 25.07.2022

Back to Top