Bildungsforschung
Ist die Geschlechterfrage obsolet geworden? Graduiertenkolleg „Gender und Bildung“ startet
Das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Gender und Bildung“ startet an der Stiftung Universität Hildesheim. Die Forschungsarbeiten im Rahmen des Kollegs aus den Bereichen der Erziehungs-, Sozial-, Sprach- Kultur- sowie Naturwissenschaften widmen sich der Frage wie und in welchem Maße Bildung normative Ordnungen und damit Geschlechterbilder (re-)produziert oder Spielräume eröffnet, diese zu durchbrechen.
04.05.2012
Als eines der wenigen Forschungsprojekte zum Thema Gender bundesweit zeichnet sich das Graduiertenkolleg vor allem durch seine interdisziplinäre Forschungsperspektive aus.
Die Auftaktveranstaltung findet am 10. Mai 2012 in Hildesheim statt.
Geschlechterordnungen durchziehen nach wie vor alle Ebenen des Bildungssystems, so die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Meike Sophia Baader anlässlich der Einrichtung des Graduiertenkollegs „Gender und Bildung“. Diese entscheiden über In- und Exklusionsprozesse und damit über die Verteilung von Lebenschancen und Lebensrisiken. Über die – teilweise subtilen – Mechanismen, wie dies genau funktioniert, wissen wir immer noch relativ wenig, so Baader. „Deshalb ist es erfreulich, dass im Rahmen des Graduiertenkollegs genau zu diesen Fragen geforscht wird. So befasst sich etwa ein Projekt mit nach wie vor erstaunlich stereotypisierenden Darstellung von ‚Männerarbeit‘ und ‚Frauenarbeit‘ in Lehrbüchern.“
Die Forschungsprojekte setzen sich zum Ziel für den Genderdiskurs zu sensibilisieren und gesellschaftliche Verhältnisse zu hinterfragen. Auch an Hochschulen setzt sich die Vorstellung von geschlechtlich konnotierten Fächern, Disziplinen oder Studiengängen fort, daher führt die Universität Hildesheim unter anderem seit 2010 das Projekt „Männer und Grundschullehramt“ am Gleichstellungsbüro durch.
Das dreijährige, interdisziplinäre Graduiertenkolleg startet mit neun Doktorandinnen und läuft bis Dezember 2014.
Zu den Forschungsthemen der Nachwuchswissenschaftlerinnen zählen u.a.: Repräsentationen und Konstruktionen von Familie und Geschlecht, die Kulturtechnik des Hochstapelns und ihre geschlechtliche Dimension, kulturelle Bildungsprozesse Älterer, Gender und Theaterpädagogik, gendernde Sprachkonventionen in der Medienpädagogik, gendersensible Didaktik in den Naturwissenschaften und der Wandel von Geschlechterrollen durch den Einfluss formaler Bildung in Südghana.
Gefördert wird das Kolleg aus Mitteln des Professorinnenprogramms und des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Die Stipendiatinnen erhalten finanzielle Unterstützung in Form eines Vollstipendiums sowie wissenschaftliche Förderung durch ein vielfältiges Begleitprogramm. Betreut werden die Stipendiatinnen von sieben Professorinnen und Professoren der Hochschule. Sprecher_innen des Graduiertenkollegs sind Prof. Dr. Meike Sophia Baader (Erziehungswissenschaften), Prof. Dr. Verena Pietzner (Chemie) und Prof. Dr. Toni Tholen (Literaturwissenschaften).
Grußworte zur Auftaktveranstaltung sprechen am Donnerstag, 10. Mai, ab 14:00 Uhr (Hauptcampus, Musiksaal, Gebäude K, Marienburger Platz 22), Prof. Dr. Meike Sophia Baader, Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich und die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Silvia Lange. Prof. Dr. Jutta Hartmann, Professorin für Allgemeine Pädagogik und soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin, hält einen Gastvortrag über „Kritisch-dekonstruktive Bewegungen. Zur Verwiesenheit von Gender- und Bildungstheorien“.
Als eines der wenigen Forschungsprojekte zum Thema Gender bundesweit zeichnet sich das Graduiertenkolleg vor allem durch seine interdisziplinäre Forschungsperspektive sowie durch seine Fokussierung auf Interdependenzen der Kategorien Gender und Bildung aus.
Quelle: Stiftung Universität Hildesheim
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