Studie

Globale Lieferketten – Risiko von Kinderarbeit ist allgegenwärtig

Das Risiko von Kinderarbeit ist in globalen Lieferketten allgegenwärtig. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Kinderrechtsrisiken in globalen Lieferketten: Warum ein Null-Toleranz Ansatz nicht genug ist“ von Save the Children und deren gemeinnütziger Tochterorganisation The Centre for Child Rights and Business.

25.05.2023

Die Studie wertete 20 Kinderrechtsanalysen in internationalen Lieferketten aus. In der Hälfte davon wurde Kinderarbeit nachgewiesen – trotz Null-Toleranz-Ansätzen von Unternehmen. In acht der weiteren zehn Analysen wurde ein sehr hohes Risiko für Kinderarbeit beobachtet. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit sind im Bergbau und hier insbesondere im artisanalen und Kleinbergbau zu finden.

Anne Reiner, Fachleitung für Nachhaltige Lieferketten bei Save the Children Deutschland, stellt klar: 

„Unsere Kleidung, unsere Mobiltelefone und Lebensmittel wurden möglicherweise auf Kosten von Kindern hergestellt. Dieser Gedanke sollte uns alle zutiefst beunruhigen. Viele Menschen, die für uns alles von Kaffee bis hin zu Batterien herstellen, können mit ihrem Lohn kaum die Bildung ihrer Kinder finanzieren und viele Kinder müssen daher selbst arbeiten, das macht die Studie deutlich.“

Die Monitoring-Mechanismen internationaler Unternehmen führt nicht zur Beseitigung von Kinderarbeit 

Der Bericht bezieht sich auf 20 Kinderrechtsanalysen, die zwischen 2019 und 2022 entstanden und die Risikofaktoren sowie Geschäftspraktiken in der Produktion, Landwirtschaft und im Bergbau in Äthiopien, Brasilien, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam, der Türkei und der Demokratischen Republik Kongo beleuchten. Hierfür wurden insgesamt 2.751 Eltern und 1.799 Kinder interviewt, zudem fanden Gespräche mit weiteren relevanten Stakeholdern in Lieferketten und Gemeinschaften statt. Die Analyse zeigt, dass Kinderarbeit vor allem in vorgelagerten, unteren Ebenen der Lieferketten und informellen Sektoren existiert. Die derzeitigen Monitoring-Mechanismen seitens internationaler Unternehmen führen oftmals nur zu einer Verlagerung von Kinderarbeit, nicht aber deren Beseitigung. Die Studie zieht den Schluss, dass ein unzureichendes Einkommen der Eltern und hohe Bildungskosten das Risiko von Kinderarbeit in allen Sektoren erhöhen und dass die mangelnde Formalisierung der lokalen Wirtschaft das Risiko verschärft.

Die Ausgrenzung von Jugendlichen aus dem formellen Sektor vergrößert das Risiko der Ausübung gefährlicher Tätigkeiten

„Ich habe mit 13 Jahren angefangen, hier zu arbeiten“, sagt ein 17-Jähriger, der in einem Familienbetrieb angestellt ist. „Ich arbeite etwa neun Stunden pro Tag, wenn viel los ist, sogar 13 Stunden.“ Die Ausgrenzung von Jugendlichen aus dem formellen Sektor vergrößert das Risiko, dass sie in einem ungeregelten Arbeitsverhältnis stehen und möglicherweise gefährliche Tätigkeiten verrichten müssen, obwohl sie das nationale gesetzliche Mindestalter zur Aufnahme einer Beschäftigung erreicht haben. Grund dafür ist die Null-Toleranz-Politik vieler internationaler Firmen. Unternehmenspraktiken wie aggressive Preisstrukturen, unrealistische Umschlagszeiten und unvorhersehbare Auftragsvolumen verschärfen das Risiko noch weiter. „Wir hoffen, dass unsere Studie Regierungen dazu ermutigen wird, den Privatsektor für seine Beschaffungspraktiken zur Rechenschaft zu ziehen, und Unternehmen antreiben wird, Verantwortung für die wirksame Behebung von Kinderrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu übernehmen“, sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. „Die Zukunft von Millionen von Kindern hängt davon ab.“

Zur Studie 

Weitere Informationen können in der deutschsprachigen Studie (PDF: 5.514 KB) oder in der englischen Version der Studie (PDF: 5.641 KB) entnommen werden.

Quelle: Save the Children Deutschland e. V.

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