Inklusion

Gleiche Bildungschancen für jedes Kind

Die Priorisierung des sozioemotionalen Wohlbefindens hat einen positiven Einfluss auf die schulische Lernfähigkeit von Kindern. Europaweite Erhebungen zeigen hier jedoch Handlungsbedarf auf. Jedes vierte Kind in Europa erfährt auf diese Weise Bildungshindernisse. Die Pandemie hat die Situation noch verschärft. Eurochild begrüßt daher eine neue Initiative der EU-Kommission und ruft dazu auf, Inklusion und Zugänglichkeit der Bildung in den Fokus zu nehmen, um Ungleichheiten abzubauen.

30.06.2021

Bildung wird oft als das Tor zur Zukunft der Kinder beschrieben. Aber für Kinder, die in Armut oder sozialer Ausgrenzung leben, ist dieses Tor nicht zugänglich oder inklusiv, es entspricht nicht ihren Bedürfnissen und das kann langfristige Auswirkungen auf ihre Zukunft haben.

Viele Kinder, die in Armut oder sozialer Ausgrenzung leben, erhalten nicht jeden Tag eine gesunde Mahlzeit, können es sich nicht leisten, an Schulausflügen teilzunehmen, die erforderlichen Bücher oder Schulausrüstung zu kaufen, an außerschulischen Aktivitäten teilzunehmen oder Zugang zum Online-Lernen zu nutzen. Oft wird angenommen, dass Bildung für Kinder kostenlos ist, aber für Kinder, die in Armut aufwachsen, sind diese zusätzlichen Kosten alltägliche Barrieren.

Um diese Barrieren zu beseitigen, muss Bildung kindgerecht, kindzentriert und zugänglich sein. Bildungssysteme, die sich auf soziale Eingliederung und Wohlbefinden konzentrieren, erhöhen die Chancen der Kinder, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Außerdem ist die Schule nicht nur der Ort, an dem Kinder lernen, sondern auch der Ort, an dem sie Freunde haben, Beziehungen knüpfen und soziale Verbindungen zu Gleichaltrigen aufbauen.

Aufwachsen in der Pandemie

Schon vor der Pandemie lebte fast jedes vierte Kind in der Europäischen Union in Armut oder sozialer Ausgrenzung. Der Bericht Growing up in Lockdown hat gezeigt, dass die Pandemie die Lebensperspektiven von Kindern und ihre körperliche und geistige Gesundheit in ganz Europa massiv beeinträchtigt. Die pandemiebedingten Schulschließungen haben das Lernen und die sozialen Kontakte gestört und die digitale Kluft verschärft. Kinder, die in Armut leben, sind davon unverhältnismäßig stark betroffen.

Die Kinder selbst haben ihre Bedenken bezüglich der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in der Schule geäußert. Im Rahmen der Erhebung Unser Europa, unsere Rechte, unsere Zukunft, bei der mehr als 10.000 Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren befragt wurden, berichtete jedes fünfte Kind, dass es unglücklich aufwächst und sich Sorgen um die Zukunft macht. Die Kinder beschreiben diese alarmierenden Raten an psychischen Erkrankungen als Folge von Zukunftsängsten, Mobbing, Herausforderungen bei der Bewältigung von Schulaufgaben und Einsamkeit. Und viele dieser Erfahrungen wurden durch die COVID-19-Pandemie verstärkt.

Kann die EU einen gerechten Zugang zu Bildung sicherstellen?

Die Europäische Kommission entwickelt eine neue Initiative namens Wege zum schulischen Erfolg, die im Jahr 2022 veröffentlicht werden soll. Diese Initiative wird einen Rahmen für Maßnahmen auf Schul- und Systemebene bieten, um Wohlbefinden und inklusive Bildung zu gewährleisten. Sie wird auf benachteiligte Gruppen abzielen, die ein höheres Risiko für schlechte Leistungen und Schulabbruch haben, darunter Kinder mit Behinderungen oder mit Migrationshintergrund, ethnische Minderheiten, Familien mit niedrigem Bildungsniveau oder Menschen, die in abgelegenen Gebieten leben.

Die Wege zum schulischen Erfolg bieten zusammen mit der kürzlich verabschiedeten Empfehlung zur Einführung einer europäischen Kindergarantie und der neuen EU-Kinderrechtsstrategie Anreize und einen starken Rahmen für Regierungen, um öffentliche Investitionen und die Unterstützung für barrierefreie und inklusive Bildung zu verstärken. Es bedarf eines klaren Engagements und eines starken politischen Willens, um sicherzustellen, dass diese Rahmenbedingungen einen echten Unterschied für die Lebenserfahrungen aller Kinder machen.

Wiederherstellung von Beziehungen durch sozioemotionales Lernen und Wohlbefinden

Gemeinsam mit Partnern aus dem Programm Including Children Affected by Migration brachte Eurochild Kinder, Praktiker/-innen, die Zivilgesellschaft und politische Entscheidungsträger/-innen auf einer Konferenz zusammen. Während der Konferenz tauschten Redner/-innen und Teilnehmende gleichermaßen ihre Ansichten darüber aus, wie sozioemotionales Wohlbefinden und die Inklusion von Kindern wichtige Voraussetzungen sind, um einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewährleisten. Die Präsidentin von Eurochild, Marie-Louise Coleiro Preca:

„Es gibt keine Einheitslösung, um den Zugang zu inklusiver Bildung zu gewährleisten – es muss einen umfassenden und integrierten Ansatz geben, um die Bedürfnisse aller bedürftigen Kinder zu erfüllen. Wir müssen einen systemischen Wandel fördern, der sich auf die Wiederherstellung von Beziehungen durch sozial-emotionales Lernen und ‚convivencia‘ (Zusammenleben in Harmonie) konzentriert. Das erfordert auch mehr Investitionen in die Fachkräfte, die in der Bildung arbeiten – nicht nur Lehrer/-innen und Pädagogen/Pädagoginnen, sondern auch Parapädagogen/-pädagoginnen, die in psychosozialen Bereichen arbeiten.“

Es ist auch von entscheidender Bedeutung, dass die Stimmen und Rechte der Kinder im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen, die sie betreffen, und dass die Kinder befähigt werden, selbst die Agenten des Wandels zu sein.

Quelle: Eurochild vom 16.06.2021

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