Podiumsdiskussion auf dem 18. DJHT

Führt der Fachkräftemangel zu einer Deprofessionalisierung der Sozialen Arbeit?

Unter dem Motto „Demokratie durch Teilhabe verwirklichen!“ kamen beim 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) Kolleg*innen aus ganz Europa zusammen, um zu diskutieren, zu teilen und an Lösungen zu arbeiten. Das Team des Jugendhilfeportals hat ein paar Eindrücke gesammelt. In diesem Beitrag geht es um ein Panel des DBSH zur Frage, ob der Fachkräftemangel zu einer Deprofessionalisierung der Sozialen Arbeit führt.

26.05.2025

Im Rahmen des 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetags (DJHT) richtete der DBSH Landesverband Sachsen eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Führt der Fachkräftemangel zu einer Deprofessionalisierung der Sozialen Arbeit?“ aus. Im Zentrum stand die Frage, wie sich die zunehmenden Personalengpässe auf Professionalität, Qualität und Zuständigkeiten in der Sozialen Arbeit auswirken – insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.

Der DBSH und die geladenen Expert*innen betonten: Der Fachkräftemangel – vor allem im ländlichen Raum – führt vermehrt zur Absenkung von Qualifikationsstandards. Tätigkeiten werden teilweise entkoppelt von professioneller Ausbildung vergeben, fachfremde Quereinsteigerinnen kommen vermehrt zum Einsatz. „Kolleg*innen sind gut ausgebildet, können aber nicht so arbeiten, wie sie es gelernt haben“, kritisierte Dr. Elke Alsago (ver.di) – eine Entwicklung, die sie als „prekäre Professionalität“ beschrieb. Außerdem beschrieb Alsago zwei Formen der Deprofessionalisierung: Zum einen werde der Zugang zum Arbeitsfeld erleichtert, indem Qualifikationsanforderungen gesenkt werden. Zum anderen verschieben sich die fachlichen Mandate – Fachkräfte sind zunehmend nur noch für Teilaspekte eines Falls zuständig, anstatt diesen ganzheitlich zu begleiten.

Prof. Dr. Gudrun Ehlert und Matthias Stock machten deutlich, dass hinter der aktuellen Krise tiefere strukturelle Probleme stehen: überlastete Fachkräfte, mangelnde gesellschaftliche Anerkennung und unzureichende Bezahlung. Dr. Andreas Dexheimer warnte vor der schleichenden Entwertung der Profession durch beliebige Stellenbesetzungen – und forderte stattdessen einen klaren Blick auf Kompetenzprofile.

Während Thomas Früh vom Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sich für gezielte Qualifizierung von Quereinsteiger*innen aussprach, wurde im Panel deutlich: Es braucht dringend eine politische und fachliche Aufwertung der Sozialen Arbeit, damit Sozialarbeiter*innen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht bleiben können – statt weiter in Richtung Deprofessionalisierung abzurutschen.