Deutsches Kinderhilfswerk

Ergebnisse der Shell Jugendstudie geben Grund zur Hoffnung

Die Shell Jugendstudie zeigt laut Deutschem Kinderhilfswerk eine positive Entwicklung des politischen Interesses der Jugend, aber auch dringende Handlungsbedarfe. Mehr Engagement und eine bessere Förderung von benachteiligten Kindern sind nötig, um Demokratie zu sichern und soziale Ungleichheiten abzubauen.

16.10.2024

Die Ergebnisse der neuen Shell Jugendstudie machen aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes Mut für die Zukunft, zeigen zugleich aber auch die drängenden Handlungsbedarfe für Politik und Gesellschaft klar auf. 

„Es stimmt uns hoffnungsfroh, dass das politische Interesse und Engagement der Jugend in Deutschland deutlich zugenommen haben. Das gilt auch für die Tatsache, dass sich mittlerweile mehr als die Hälfte der Jugendlichen aktiv über Politik informiert und die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden, deutlich gestiegen ist. Als Kinderrechtsorganisation plädieren wir für eine stärkere Berücksichtigung von Kinder- und Jugendinteressen in der Politik. Dabei sollten die Kinder und Jugendlichen selbst mit ihren Bedürfnissen der Ausgangspunkt der Überlegungen sein. Um ihre Interessen zu kennen und zu gewährleisten, müssen sie gefragt und eingebunden werden“, 

betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

„Wir beobachten eine Ohnmacht vieler junger Menschen insbesondere angesichts multipler Krisen wie der Klimakrise, Kriegen und damit verbundenen Preissteigerungen oder dem maroden Bildungssystem. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass ökologische Themen für Kinder und Jugendliche nach wie vor einen zentralen Stellenwert haben. Gleichzeitig sieht die Shell Jugendstudie eine positive Identifikation der jungen Generation mit Staat und Gesellschaft. Aber auch wenn drei Viertel von ihnen mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden ist: Um unsere Demokratie langfristig abzusichern, brauchen wir dringend eine nachhaltige Absicherung der bislang oft prekären Strukturen im Bereich der Demokratieförderung durch den Bund, insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene sowie in strukturschwachen Bundesländern. Nur so kann Demokratieprojekten eine langfristige Perspektive geboten und eine Abkehr von der bisherigen Praxis kurzfristiger Projektförderungen erreicht werden. Wie wichtig das ist zeigt auch der deutliche Anstieg bei eher autokratisch-autoritären Positionen. Da kritische und konstruktive gesellschaftliche Teilhabe auch von einem gesunden gesellschaftlichen Diskurs lebt, braucht es heutzutage zudem mehr Medienbildung für Kinder und Jugendliche, sowie gleichermaßen für Eltern und Fachkräfte, damit diese insbesondere im Hinblick auf Problemfelder wie Desinformation und Hassrede besser für einen prodemokratischen Austausch gewappnet sind“, 

so Krüger weiter.

„Die Ergebnisse der Shell Jugendstudie verdeutlichen zudem, wie wichtig ein konsequenteres Augenmerk auf die Förderung von armen Kindern und Jugendlichen ist. Insbesondere zeigt sich dies auch darin, dass Kinder und Jugendliche aus finanziell belasteten Familien deutlich pessimistischer in die Zukunft blicken. Der nach wie vor starke Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft muss aufgelöst werden. Hier sind erste kleine Schritte gemacht, wir dürfen aber jetzt an dieser Stelle nicht nachlassen. Deshalb ist ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Kinderarmut in Deutschland und eine Bildungspolitik vonnöten, die Kinder aus einkommensschwachen Familien konsequent fördert und unterstützt“, 

sagt Thomas Krüger.

Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes braucht es zudem eine auch finanziell stärkere Unterstützung der Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe sowie bessere Freizeit- und Mobilitätsangebote vor Ort. Auch sollten sich die Bundesländer verstärkt im Bereich der politischen Bildung in Schulen engagieren, und eine demokratische Schulkultur ermöglichen, die sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrungen für alle Entwicklungsbereiche von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten vermag. 

„Fächer wie Politik, Sozialkunde oder Geschichte dürfen nicht zugunsten Pisa-relevanter Fächer wie Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften aus dem Stundenplan zurückgedrängt werden. Politische Bildung und Mitbestimmung in Schulen etwa bei der Wahl der Unterrichtsinhalte und der Unterrichtsmethoden fördert unsere Demokratie und kann somit auch langfristig ein besseres gesellschaftliches Miteinander ermöglichen“, 

so Krüger.

Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk vom 15.10.2024

Redaktion: Uwe Kamp

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