Bildungsforschung
Einfluss der sozialen Herkunft auf die Leseleistungen verringern

Die soziale Herkunft und die häufige Kombination aus sozialer Herkunft und Migrationshintergrund haben weiterhin einen wesentlichen Einfluss auf die Lese- und Schreibleistungen. Der Bildungsbericht warnt davor, dass diese Kluft künftig noch größer wird. Es ist notwendig, diese Kinder in den Fokus zu nehmen und darüber zu sprechen, wie der Einfluss des sozialen Hintergrunds auf die Leseleistungen verringert werden kann.
26.06.2018
Anlässlich der Veröffentlichung des Bildungsberichts 2018 erklärt Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln:
„Auch wenn sich in vielen Bereichen positive Tendenzen abzeichnen, stellt der Bildungsbericht erneut fest, dass Chancengleichheit eine der wichtigsten und schwierigsten Herausforderungen bleibt. Diese Problemlage trifft insbesondere auch auf die sprachliche Bildung zu: Nach wie vor gibt es einen hohen und im Lesen sogar steigenden Anteil besonders leistungsschwacher Kinder im Primarbereich. In der weiterführenden Schule erreichen zehn Prozent der Schüler im Leseverstehen nicht die Mindeststandards für einen Hauptschulabschluss.
Die soziale Herkunft und die häufige Kombination aus sozialer Herkunft und Migrationshintergrund haben weiterhin einen wesentlichen Einfluss auf die Lese- und Schreibleistungen. Der Bildungsbericht warnt davor, dass diese Kluft künftig noch größer wird. Es ist notwendig, diese Kinder in den Fokus zu nehmen und darüber zu sprechen, wie der Einfluss des sozialen Hintergrunds auf die Leseleistungen verringert werden kann.
Unterstützung für sprachschwache Kinder
Bund und Länder müssen ihre Maßnahmen daher weiter verstärken. Lehrkräfte müssen auf die wachsende Heterogenität im Klassenzimmer vorbereitet werden. Damit sind keine Einzelmaßnahmen gemeint, sondern systematische Konzepte wie der sprachsensible Unterricht, der zusätzliche Unterstützung für sprachschwache Kinder vorsieht. Sprachliche Bildung ist außerdem nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern aller Fächer und Lehrkräfte. Nur wer versteht, kann auch lernen. Sprachliche Bildung muss daher verpflichtender Bestandteil in der Aus- und Fortbildung von Lehrern werden. Zusätzlich ist es notwendig, den länderübergreifenden Austausch voranzutreiben. In vielen Bundesländern gibt es gut erprobte und evaluierte Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung, etwa zum Vorlesen und zum lauten Lesen. Jetzt braucht es zusätzliche Formate, in denen das Wissen und die Ansätze in die Praxis übertragen werden können.“
Weiterführende Informationen
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache hat einen Faktencheck zur Entwicklung der Lese- und Schreibleistungen veröffentlicht. Darin werden auch Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft sowie Migrationshintergrund und den Lese- und Schreibleistungen analysiert.
Das Mercator-Institut ist Teil der Bund-Länder-Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS). In dem Programm werden die in den Bundesländern eingeführten Angebote zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Effizienz wissenschaftlich überprüft und weiterentwickelt.
Gemeinsam mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) hat das Mercator-Institut das Diagnostik-Instrument Lesen macht stark – Grundschule entwickelt.
Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein von der Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Es will sprachliche Bildung verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht und entwickelt es innovative Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung. Es bildet regional Lehramtsstudierende aus sowie bundesweit Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und der Erwachsenenbildung fort und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt für Entscheidungsträger in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Bildungspraxis auf. Mit seiner Forschung und seinen wissenschaftlichen Serviceleistungen zu sprachlicher Bildung in einer mehrsprachigen Gesellschaft trägt das Mercator-Institut zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem bei.
Weitere Informationen unter www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
Quelle: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln vom 22.06.2018
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