Jugendsozialarbeit

Der Schritt in die Ausbildung in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg steht wirtschaftlich bestens da. Doch davon profitieren längst nicht alle. Die Landesregierung hat deshalb ein Landesprogramm für gute und sichere Arbeit aufgelegt. Das hilft etwa benachteiligten jungen Menschen und Alleinerziehenden in Ausbildung oder Beruf zu kommen.

07.02.2014

Baden-Württemberg ist einer der führenden Wirtschaftsstandorte der Welt. Der Südwesten gilt als innovativste Region Europas und hat mit die niedrigste Arbeitslosigkeit in Deutschland. Und dennoch: Auch bei uns gibt es Menschen, die von der guten wirtschaftlichen Situation nicht profitieren und Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Dazu gehören besonders oft junge Alleinerziehende, die Probleme haben, Ausbildung und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Oder auch benachteiligte Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Ausbildungsplatz bekommen.

Die Landesregierung fördert deshalb im Rahmen ihres Landesprogramms „Gute und sichere Arbeit“ unter anderem Projekte, die jungen Menschen und alleinerziehenden Eltern beim Einstieg in Ausbildung oder Beruf helfen.

Alleinerziehende: Kind und Ausbildung unter einen Hut bringen

Eines dieser Programme heißt TAFF – das steht für „Teilzeitausbildung für Frauen“. „Wir unterstützen alleinerziehende Frauen, die keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, bei der Suche nach einem Teilzeitausbildungsplatz“, sagt Daniela Schneider von Q-Prints & Service gGmbH in Pforzheim, einem der Projektträger. Ziel des Programms, das mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) gefördert wird, ist ein staatlich anerkannter Berufsabschluss für die Teilnehmerinnen.

Nach einer Vorbereitungsphase mit Berufsberatung und einem Praktikum treten die Frauen eine reguläre Ausbildung an – mit dem Unterschied, dass sie nur fünf bis sechs Stunden täglich arbeiten, um sich daneben auch noch um den Nachwuchs kümmern zu können. Schneider hilft, den Kontakt zu den Betrieben aufzubauen und diese von der Teilzeitausbildung zu überzeugen. „Klar, die Betriebe wollen ihre Azubis natürlich am liebsten den ganzen Tag beschäftigen“, so Schneider.

Vermittlung auch in nicht-typische Berufe

Auch nach dem Eintritt in die Ausbildung hilft sie den frisch gebackenen Azubis bei Behördengängen oder der manchmal komplizierten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Die Organisation der Kinderbetreuung ist für die Frauen immer ein großes Thema“, so Schneider, „besonders wenn die Kinder krank sind, ist es schwierig.“

Pro Jahr ist in dem Programm Platz für 24 Frauen aus Pforzheim und dem Enzkreis, die eine Berufsausbildung machen möchten. „Wir wollen auch den Fokus öffnen“, sagt Schneider, „und nicht nur in die typischen Frauenberufe vermitteln.“ So habe man beispielsweise auch schon einen Ausbildungsplatz bei einem Maschinen- und Anlagenbauer gefunden. Die Rückmeldung aus den Betrieben sind bisher gut, so Schneider – und die Frauen seien glücklich, einen Platz gefunden zu haben.

„Quereinsteigern eine Chance geben“

Aber nicht nur manche Alleinerziehende habe Probleme, eine passende Ausbildungsstelle zu finden. Auch jungen Erwachsenen gelingt der Schritt in den gewünschten Ausbildungsberuf nicht immer auf Anhieb. Das von Land, Bund und EU geförderte Projekt Carpo richtet sich deshalb speziell an diese junge Zielgruppe, bei denen der Beginn und erfolgreiche Abschluss einer Berufsausbildung aus unterschiedlichen Gründen nicht klappt. Teilnehmer sind etwa Jugendliche mit Migrationshintergrund, Jugendliche, die einen geschlechteruntypischen Beruf ergreifen wollen, oder „Altbewerber“, also Jugendliche die seit mehr als einem Jahr keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

„Ich sehe es als soziale Verantwortung für Unternehmen, zur Integration beizutragen und etwa auch Quereinsteigern eine Chance zu geben“, sagt Thomas Kleiner, Geschäftsführer der Freiburger IT-Firma iXenso. Seit September 2012 beschäftigt er eine Auszubildende als IT-Systemkauffrau, die bereits eine Berufsausbildung abgebrochen hatte und Probleme bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz hatte. „Die Arbeitsförderungsgesellschaft Ortenau kam auf uns zu, weil sie eine Ausbildungsstelle für die junge Frau gesucht haben“, so Kleiner. In der vereinbarten zweiwöchigen Probearbeitszeit habe die gebürtige Sri Lankerin dann überzeugen können, so dass iXenso ihr einen Ausbildungsvertrag angeboten habe.

Hilfe bei der Suche, Betreuung während der Ausbildung

Nach gut einem Jahr fällt eine erste Bilanz positiv aus. „Sie hat sich nun klare berufliche Ziele für die Zukunft gesetzt“, sagt Andrea Sailer, die bei iXenso für die Betreuung der Auszubildenden verantwortlich ist. „Eines davon ist, dass sie sogar nebenbei noch das Abitur nachholen möchte. Man merkt, dass es ihr gewünschtes Berufsziel ist.“

Das Carpo-Projekt hilft jungen Menschen aber nicht nur bei der schwierigen Stellensuche, sondern betreut die Auszubildenden auch intensiv vor und während der Ausbildungszeit. In einer bis zu neun Monate dauernden Vorbereitungsphase ermitteln die Jugendlichen mithilfe der Projektträger zunächst den für sie passenden Ausbildungsberuf. Ist dann ein Betrieb gefunden, steht der Projektträger bei Problemen in und neben dem Beruf weiter als Ansprechpartner zur Verfügung. „Somit hat die Auszubildende bei Problemen oder Fragen jederzeit zwei Ansprechpartner, denen sie vertrauen kann und die sie unterstützen“, sagt Sailer. Schwierigkeiten könne man so frühzeitig entgegenwirken. Bereits heute steht fest, dass iXenso die Auszubildende später übernehmen wird. Sie hat mithilfe von Carpo und ihrem Ausbildungsbetrieb den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt geschafft.

Auf individuelle Interessen eingehen

Über 700 Jugendlichen hat das Projekt in den letzten Jahren zu einer Ausbildung verholfen, von denen 171 die Ausbildung bis Ende September 2013 bereits abgeschlossen haben. Die sehr breite Palette von 113 vermittelten Ausbildungsberufen zeigt, wie spezifisch die assistierte Ausbildung auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten der jungen Menschen eingehen kann.

Carpo und TAFF sind nur zwei der zahlreichen Projekte, die die Landesregierung im Bereich Teilzeitausbildung und assistierte Ausbildung fördert. Benachteiligten jungen Menschen und Alleinerziehenden wird so der Weg in die duale Berufsausbildung erleichtert.

Erfolgreiches Programm für gute Arbeit

Darüber hinaus umfasst das Landesprogramm für gute Arbeit weitere Bausteine für Langzeitarbeitslose, Ältere, Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Fast 10.000 Menschen haben mit den unterschiedlichen Fördermaßnahmen bereits eine berufliche Zukunft bekommen.

Weiterführende Links

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung: Landesprogramm „Gute und sichere Arbeit“
Europäischer Sozialfond (ESF) in Baden-Württemberg: TAFF
Carpo
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg: Ausbildungskampagne
Ixenso
Q-Prints & Service gGmbH Pforzheim

Quelle: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg vom 03.02.2014

Back to Top