Übergang Schule-Beruf
Abiturient*innen vermissen am häufigsten Unterstützung bei der Berufsorientierung
Vor allem junge Menschen mit hoher Schulbildung wünschen sich mehr Beratung für den Übergang von der Schule in den Beruf. Diejenigen mit niedriger Schulbildung fühlen sich im Vergleich zwar besser informiert, schätzen aber ihre Chancen am Ausbildungsmarkt noch immer deutlich ungünstiger ein. Generell erwarten die jungen Menschen mehr Maßnahmen seitens der Politik, um die Ausbildungsplatzsuche zu erleichtern.
19.06.2024
Junge Menschen mit hoher Schulbildung vermissen bei der Berufsorientierung und der Suche nach einem Ausbildungsplatz häufiger Unterstützung als Gleichaltrige mit niedriger oder mittlerer Schulbildung. Das geht aus einer repräsentativen Befragung junger Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren in unserem Auftrag hervor. So gaben 43 Prozent der jungen Menschen mit hoher Schulbildung an, sich über Ausbildungsberufe von der Schule nicht gut informiert zu fühlen. Bei den Befragten mit mittlerer Schulbildung liegt dieser Anteil bei 32 Prozent, bei denen mit niedriger Schulbildung nur bei 19 Prozent. Zudem äußerten 41 Prozent der Befragten mit Abitur, die auf Ausbildungssuche sind oder waren, dass sie sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz mehr Unterstützung wünschen oder gewünscht hätten. Bei denen mit mittlerem Schulabschluss sind es nur 36 Prozent, bei denjenigen mit Hauptschulabschluss lediglich 24 Prozent.
Clemens Wieland, unser Ausbildungsexperte, sieht daher Nachbesserungsbedarf. Denn 44 Prozent der Schüler*innen auf dem Gymnasium sind noch unentschlossen, ob sie nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen wollen.
„Viele Gymnasiast*innen fühlen sich von der Schule nicht gut genug über Ausbildung und Studium informiert. Sie brauchen insgesamt mehr Beratung und Unterstützung und sollten nicht nur besser über Studienwege, sondern auch über Ausbildungsberufe informiert werden, um für sich eine passende Entscheidung treffen zu können“,
sagt Wieland.
Jugendliche mit niedriger Schulbildung haben es weiterhin schwer
Obwohl sich Hauptschüler*innen besser über Ausbildungsmöglichkeiten informiert fühlen als die gleichaltrigen Befragten auf dem Gymnasium, bewerten sie ihre Chancen am Ausbildungsmarkt deutlich pessimistischer als diejenigen mit höherer Schulbildung. Mehr als jede*r fünfte Befragte mit niedriger Schulbildung (22 Prozent) schätzt die Aussichten am Ausbildungsmarkt als schlecht oder eher schlecht ein (gegenüber nur 12 Prozent derjenigen mit hoher Schulbildung).
„Ein wesentlicher Teil gerade derjenigen Gruppe, für die eine Ausbildung den zentralen oder sogar einzigen Weg ins Berufsleben darstellt, sieht trotz der zahlreichen unbesetzten Ausbildungsplätze kaum Chancen am Ausbildungsmarkt“,
ordnet Wieland ein.
Das unterstreichen Daten aus dem neuen Berufsbildungsbericht: Die Zahl der jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung lag 2022 bei 2,86 Millionen, was einer Quote von rund 19 Prozent entspricht. Am stärksten betroffen sind junge Menschen ohne Schulabschluss: Drei Viertel von ihnen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Doch auch bei denjenigen mit Hauptschulabschluss ist die Quote an Menschen ohne Berufsabschluss mit knapp 42 Prozent überdurchschnittlich hoch. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung in diesem Jahr die Ausbildungsgarantie eingeführt.
„Die Ausbildungsgarantie ist grundsätzlich ein richtiger Schritt. Aber ihr Name verspricht mehr, als sie halten kann. Von der Idee, dass jeder Ausbildungswillige ohne Lehrstelle eine garantierte Ausbildung bekommt, sind wir noch ein gutes Stück entfernt.“,
so Wieland.
Junge Menschen wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik
Generell ist eine Ausbildung bei Schüler*innen nach wie vor beliebt: 45 Prozent streben sie an, ein weiteres Drittel kann sie sich zumindest vorstellen. Doch Verbesserungspotenzial sehen die jungen Menschen nicht nur bei der Berufsorientierung: So ist etwa jede*r zweite von ihnen der Ansicht, dass sich die Politik für Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bislang eher wenig oder gar nicht engagiert habe. Konkret erhoffen sich die Befragten vom Staat am meisten günstigen Wohnraum während der Ausbildung sowie finanzielle Hilfen bei einem Umzug. Auch bei Fahrtkosten-Zuschüssen sowie individuellen Unterstützungsangeboten bei Problemen in der Ausbildung könnte die Politik ihrer Meinung nach mehr tun.
Quelle: Bertelsmann Stiftung vom 12.06.2024
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