Hilfen zur Erziehung

Chantal: PFAD-Bundesvorsitzende warnt vor politischem Aktionismus

Angesichts des Drogentodes der elfjährigen Chantal in einer Hamburger Pflegefamilie sprach die Vorsitzende von PFAD Bundesverband der Pflege– und Adoptivfamilien, Dagmar Trautner, von „eklatanten Mängeln“, die bei der Überprüfung der Arbeitsweise des zuständigen Jugendamtes und des mit der Begleitung der Familie beauftragten freien Trägers zutage getreten seien.

07.02.2012

Nach Angaben der PFAD-Bundesvorsitzenden lebten zum 31.12.2010 fast 54.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland in Pflegefamilien. „Sie erleben hier die Geborgenheit einer Familie, individuelle Förderung und engagierte Pflegeeltern, die sich mit Nachdruck für sie einsetzen. Erziehungswissenschaftler und Entwicklungspsychologen bestätigen, dass für viele Kinder das Aufwachsen in einer Pflegefamilie am besten ist“, so Trautner.

Allerdings seien die Rahmenbedingungen für die Pflegekinderhilfe in Deutschland so unterschiedlich, dass es Pflegeeltern nicht leicht gemacht werde, den hohen Anforderungen an sie gerecht zu werden. Der Handlungsbedarf in der Pflegekinderhilfe sei in den letzten Jahren durch den Abschluss der Studie des Deutschen Jugendinstitutes, durch die Forschungsarbeiten der Uni Siegen und durch das neue Manifest zur Pflegekinderhilfe deutlich belegt worden. Einige Verbesserungen enthalte das seit 01.01.2012 geltende neue Kinderschutzgesetz.

Trautner sagte, durch den tragischen Tod von Chantal sei die Pflegekinderhilfe in den Blickwinkel der Öffentlichkeit geraten und ihre Wirksamkeit teilweise infrage gestellt worden. „Der Ruf nach mehr Kontrolle ist verständlich, aber doch eher Ausdruck eines ersten Aktionismus der Politik. Drogentests für alle Pflegeeltern können nicht die Antwort auf die Ereignisse in Hamburg sein“, warnte Trautner.
Vielmehr sei eine fachlich kompetente und zeitlich dem Fall angepasste Vorbereitung, Betreuung und Fortbildung für Pflegeeltern immens wichtig. Eine Fachkraft dürfe nicht mehr als 30 Pflegefamilien betreuen.

„Pflegefamilien werden dringend gebraucht. Sie sind eine wertvolle Ressource für die Gesellschaft. Die finanzielle und personelle Ausstattung der Jugendhilfe ist entscheidend für die Qualität der Arbeit. Es ist Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen zu gewährleisten“, sagte die PFAD-Bundesvorsitzende abschließend.

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