Hilfen zur Erziehung
AGJ positioniert sich zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der Pflegekinderhilfe in Deutschland
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Mit dem vorliegenden Positionspapier "Weiterentwicklung und Qualifizierung der Pflegekinderhilfe in Deutschland" möchte die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ den Stellenwert der Pflegekinderhilfe im Gefüge der Hilfen zur Erziehung betonen, Qualitätsmaßstäbe sowie fachliche Grundsätze benennen und dabei für das Definieren, Einhalten und Umsetzen verbindlicher Verfahren, Zuständigkeiten und Kooperationsbeziehungen plädieren.
27.10.2016
Die Pflegekinderhilfe nimmt einen bedeutsamen Platz im Gefüge der Hilfen zur Erziehung ein. Letztendlich übernehmen Laien die Betreuung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen und tun diese Arbeit 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr. Die Kinder und Jugendlichen sollen dadurch in die Lage versetzt werden, ihre zum Teil mehrfach (ab-)gebrochenen Lebenswege durch die Möglichkeit des Eingehens von neuen Bindungen, zu kompensieren. Kontinuität und Verlässlichkeit soll für sie in den Pflegefamilien zu einer, den weiteren Lebensweg prägenden positiven Erfahrung werden. Damit "Normalität" in einer Pflegefamilie möglich ist, benötigen die Familien professionelle Unterstützung durch spezialisierte Fachkräfte.
Der Erfolg der Pflegekinderhilfe resultiere nicht zuletzt aus dem Zusammenspiel einer professionellen Pflegekinderhilfe und einer nicht-professionell ausgerichteten Familie, heißt es im <link file:116395 download>Positionspapier "Weiterentwicklung und Qualifizierung der Pflegekinderhilfe in Deutschland" (PDF, 177 KB) der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ. Die Förderung von jungen Menschen in den Pflegefamilien könne nur glücken, wenn geeignete und qualifizierte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Aus diesem Grund widmet sich das Positionspapier ausführlich den Qualitätsmaßstäben und fachlichen Grundsätzen. Die AGJ plädiert darin für das Definieren, Einhalten und Umsetzen verbindlicher Verfahren, Zuständigkeiten und Kooperationsbeziehungen. Ziel müsse sein, die Pflegekinderhilfe in Deutschland weiter zu qualifizieren, um Kindern und Jugendlichen in diesem Leistungsangebot der Kinder- und Jugendhilfe Schutz und Hilfe zu gewährleisten sowie eine gelungene Entwicklung sicher zu stellen.
Weiterentwicklung der Pflegekinderhilfe
Das Positionspapier der AGJ kommt innerhalb des Fazits zu dem Schluss: "Häufig mangelt es nicht am Wissen, wie die Pflegekinderhilfe gut und fachlich abgesichert zu organisieren ist, sondern es zeigen sich ortsspezifische Umsetzungsprobleme in Verbindung mit mangelnden Rahmenbedingungen und Qualitätsentwicklungsprozessen sowie einigen rechtlich notwendigen Klarstellungen." Neben der bedürfnisorientierten Ausdifferenzierung der Pflegekinderhilfe, die der Vielfalt der familialen Lebensformen Rechnung trägt, sei das Augenmerk darauf zu richten, dass die Jugendämter und die involvierten freien Träger vergleichbare Ausstattungsstandards erhalten und die finanziellen Leistungen für Pflegefamilien nachvollziehbar und vergleichbar an die Pflegeform und die Bedürfnisse der Pflegekinder angepasst sind – der Ausbau und die Organisation des Pflegekinderbereichs dürfe dabei nicht allein den "kommunalen Eigenlogiken" überlassen werden.
Qualifizierung der Fachkräfte und Zusammenschlüsse von Fachkräften
Außerdem müsse der Qualifizierung der Fachkräfte mehr Beachtung geschenkt werden. Die im Papier genannten Qualitätsmaßstäbe erfordern von den Fachkräften eine Vielzahl an Kenntnissen und Fähigkeiten für die qualifizierte Begleitung und Beratung der Pflegefamilien mit ihren je unterschiedlichen Bedarfen. Dabei können diese komplexen und unterschiedlichen Beratungsbedarfe nicht von einer Fachkraft bedient werden – der Dienst als solcher müsse diese Fachlichkeit vorhalten können, da die sozialpädagogische Kompetenz und Fachlichkeit im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte gewinnt. So sei vor allem für kleinere Jugendämter empfehlenswert, die Aufgaben der Pflegekinderhilfe nicht allein durch eine Fachkraft auszuführen, sondern eher Zusammenschlüsse von Fachkräften anzustreben.
Initiierung einer praxisorientierten Pflegekinderforschung
Bei der weiteren Ausgestaltung der Pflegekinderhilfe wird nach Ansicht der AGJ ein eigenständiger oder in einen umfassenderen Bereich eingebetteter Schwerpunktbereich praxisorientierter "Pflegekinderforschung" wichtig sein. Über die Grundlagenforschung hinaus sei ein Forschungsvorhaben zu initiieren und zu fördern, das sich auf die Alltagsprobleme aller Beteiligten bezieht und der praktischen Arbeit von Fachkräften förderlich ist.
Die im Papier behandelten Themen im Überblick
- Datenlage zur Pflegekinderhilfe in Deutschland
- Große regionale Unterschiede in der Pflegekinderhilfe
- Qualitätsmerkmale und fachliche Grundsätze zur Qualifizierung der Pflegekinderhilfe
- Der Pflegekinderdienst
- Frühzeitige Perspektivklärung und Kontinuitätssicherung
- Auswahl, Überprüfung und Vorbereitung der Pflegeeltern
- Alters- und entwicklungsangemessene Information und Beteiligung sowie Begleitung des Pflegekindes
- Beziehungen zur Herkunftsfamilie
- Begleitung und Beratung der Herkunftseltern
- Kinderschutz in Pflegefamilien
- Care Leaver
- (Unbegleitete) minderjährige Flüchtlinge
- Verwandtenpflege und Netzwerkpflege
- Die Pflegekinderhilfe als wesentlicher Bestandteil einer guten Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe
<link file:116395 _blank download öffnet das positionspapier der agj als>>> Positionspapier "Weiterentwicklung und Qualifizierung der Pflegekinderhilfe in Deutschland" (PDF, 177 KB)
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ
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