Jubiläum vom VPK

70 Jahre im Einsatz für die Interessen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien

Anlässlich seines Jubiläums blickt der Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e. V. (VPK) im Dialog mit Fachleuten aus Theorie und Praxis sowie Jugendlichen auf eine bewegte Verbandsgeschichte zurück und macht deutlich: Jugendhilfe ist wertvoll und so viel besser als ihr Ruf!

16.05.2023

Unter dem Titel „70 Jahre VPK – Kindheit, Pädagogik und Jugendhilfe im Wandel der Zeit“ lud der Verband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. (VPK) am 18. April 2023 zu seinem Jubiläum in den Meistersaal am Potsdamer Platz in Berlin. Im Mai 1953 in Wyk auf Föhr gegründet, setzt sich der ursprünglich als Verband privater Kinderheime gegründete Zusammenschluss von heute rund 900 Einrichtungen der stationären, teilstationären und ambulanten Kinder- und Jugendhilfe seitdem für eine Verbesserung der Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und deren Familien ein. Knapp 180 Gäste waren gekommen, um das Jubiläum generationenübergreifend mit Fachleuten, langjährigen Weggefährten, Fachkräften aus den Einrichtungen, Careleavern sowie Kindern und Jugendlichen feierlich zu begehen.

Ziel war und ist die Verbesserung der Lebenssituation junger Menschen

„In den vergangenen 70 Jahren hat unser Verband viele Höhen und auch manche Tiefen durchlebt. Wir haben uns stetig vergrößert, eingemischt, kritisch hinterfragt und neu erfunden. Wir haben die Kinder- und Jugendhilfe mitgestaltet und geprägt und uns dabei kontinuierlich für unser gemeinsames Ziel stark gemacht: Die Verbesserung der Lebenssituation junger Menschen“, so Martin Adam, Präsident des VPK-Bundesverbandes e.V. „Dieses Ziel hat uns von Anfang an getragen und miteinander verbunden. Und es war stets begleitet von der Idee, dass privatwirtschaftliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe hierzu einen wichtigen Beitrag leisten können.“

Das Ziel der rechtlichen Gleichstellung privatwirtschaftlicher Träger mit den Anbietern der Freien Wohlfahrtspflege verfolgt der VPK seit seiner Gründung. Denn diese historisch bedingte Privilegierung der Freien Wohlfahrtspflege hat sich nicht nur aus Sicht des VPK längst überholt. „In den privatgewerblichen VPK-Einrichtungen wird sicher genauso qualitätsbewusst, mit Herzblut, Engagement und pädagogischem Sachverstand gearbeitet wie in den Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände“, so Ulrike Bahr, Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag in ihrem Grußwort. „Darum verspreche ich Ihnen, die Gleichstellung der privatgewerblichen Anbieter auch in den politischen Gremien zum Thema zu machen.“

Podiumsdiskussion mit pädagogischem Personal, Jugendlichen und ehemaligen Betreuten

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion schilderten VPK-Einrichtungsleitungen, pädagogische Fachkräfte, aktuell in VPK-Einrichtungen lebende Jugendliche und ehemalige Betreute ihre sehr persönlichen Eindrücke und Erfahrungen vom Arbeiten und Leben in den Einrichtungen. Dass diese offenbar vieles richtig machen, wurde durch die Aussagen dieser Menschen deutlich: „Das Kinderheim bedeutete Lebensrettung für mich. Endlich war ich in einer Gemeinschaft, habe so etwas wie Familienleben gespürt und wurde gehalten, wenn es mir nicht gut ging. So etwas hatte ich bis dahin nicht gekannt“, so eine Careleaverin, die ihre Kindheit und Jugend in einer VPK-Einrichtung verbracht hat. Geteilt wurden diese Eindrücke von Jugendlichen, die aktuell in Einrichtungen betreut werden und ihre Entwicklung dort mit den Worten beschrieben, dass sie ohne die engagierte und liebevolle Betreuung durch die Fachkräfte nicht zu den Personen geworden wären, die sie heute sind. „Ich habe einfach großes Glück gehabt“, so die Einschätzung einer 16-jährigen Jugendlichen, die in einer Einrichtung schon vor vielen Jahren ein neues Zuhause gefunden hat.

Der Blick auf das Kind hat sich im Laufe der Zeit gewandelt

In ihren Vorträgen und Diskussionen machten Fachleute aus Pädagogik, Recht und Politik deutlich, dass sich pädagogische Ansätze, der Blick auf das Kind und vor allem auch der Umgang mit Strafe in den zurückliegenden Jahrzehnten stark verändert und zugunsten der Betreuten verändert hätte. Eine Herausforderung für diese grundsätzlich positive Entwicklung erwächst aus dem sich aktuell zuspitzenden Fachkräftemangel und der Tatsache, dass Störungsbilder, mit denen Kinder heute aufgenommen werden, zunehmend komplexer werden. Hinzu kommen Verunsicherungen auf Seiten der Eltern, die mit den Folgen von übermäßigem Medienkonsum und Digitalisierung sowie einem veränderten Erziehungsverständnis einhergehen und Eltern überfordern können. Zu begrüßen ist der dringend notwendige offenere und konsequentere Umgang mit dem Thema sexuelle Gewalt, wobei es hier auch weiterhin unbedingt einer Sensibilisierung der Gesellschaft und der Etablierung einer Kultur der Prävention, des Hinsehens und Helfens bedarf.

Vorurteile gegenüber der Kinder- und Jugendhilfe dekonstruieren 

Ein wichtiges Anliegen zog sich wie ein roter Faden durch den Veranstaltungstag. Früher wie heute haftet der Kinder- und Jugendhilfe ein Stigma an. Die in den Einrichtungen betreuten Kinder und Jugendlichen werden völlig zu Unrecht immer wieder damit konfrontiert, selbst verantwortlich für ihre Situation zu sein. Gleichzeitig herrschen tradierte Vorstellungen von Einrichtungen vor, in denen Kinder unter schlechten Bedingungen aufwachsen müssen. Mit diesen Vorurteilen endlich aufzuräumen, respektiert und von der Gesellschaft angenommen zu werden, liegt insbesondere den betreuten Kindern und Jugendlichen sehr am Herzen: „Wir wünschen uns, dass wir gesehen und gehört werden. Wir werden so oft vergessen. Man muss uns mehr einbeziehen – wie heute auf dieser Veranstaltung hier“, so der emotionale Appell einer 16-Jährigen.

Quelle: VPK-Bundesverband e. V. vom 20.04.2023

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