Hilfen zur Erziehung

7. Kinder- und Jugendhilfemonitor Rheinland-Pfalz veröffentlicht

Alle drei Jahre ziehen die rheinland-pfälzischen Jugendämter eine Bilanz der Hilfen zur Erziehung. Die Bestandsaufnahme mündet in einen Landesbericht, der jetzt zum siebten Mal vorgelegt wurde. Jugend- und Familienministerin Katharina Binz hat den rund 300-seitigen Bericht gemeinsam mit Burkhard Müller, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, der Öffentlichkeit präsentiert.

05.01.2023

„Es ist mir ein großes Anliegen, den rheinland-pfälzischen Jugendämtern für ihre wertvolle und gute Arbeit zu danken“, betonte Jugend- und Familienministerin Katharina Binz. „Sie waren in Pandemiezeiten unter schwierigen Rahmenbedingungen verlässlich für junge Menschen und ihre Familien da und haben dafür gesorgt, dass Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen schnell Unterstützung erhielten.“

Burkhard Müller, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, ergänzte: „Unsere rheinland-pfälzischen Jugendämter leisten enorm wichtige Arbeit. Im Rahmen der Hilfen zur Erziehung unterstützen sie Kinder, Jugendliche und Familien mit einer breiten Palette von Hilfsangeboten. Das reicht von den Frühen Hilfen über den ambulanten, teilstationären und stationären Bereich bis hin zur Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit. Hierfür braucht es eine solide Planungsgrundlage. Diese liefert uns der Kinder- und Jugendhilfemonitor seit vielen Jahren verlässlich."

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick

Aus dem Kinder- und Jugendhilfemonitor Rheinland-Pfalz lassen sich wichtige Entwicklungen ablesen:

  • Erstens: Der demographische Wandel beeinflusst die Lebensbedingungen von jungen Menschen. Während die rheinland-pfälzische Gesamtbevölkerung seit 2011 leicht gewachsen ist, wird bei den unter 21-Jährigen ein Rückgang verzeichnet. Viele Familien hat es im Berichtszeitraum aus ländlichen Strukturen in städtische Gebiete gezogen. Das bringt jugendpolitische Herausforderungen mit sich. Ministerin Binz betonte: „Kinder- und Jugendhilfe muss dort besonders stark sein, wo es wenige Angebote und Unterstützungsmaßnahmen für jungen Menschen gibt. Wir reagieren darauf, indem wir Angebote mobil machen, z.B. Programme wie „Jugendarbeit im ländlichen Raum“ umsetzen und niedrigschwellige digitale Zugänge zum Hilfesystem erproben.“
  • Zweitens: Die Kinder- und Jugendhilfe ist krisenfest. Vor dem Hintergrund von Einrichtungsschließungen und Kontaktbeschränkungen wurden Hilfeangebote schnell und flexibel umgestaltet, Beratungen digital angeboten, ambulante Hilfen umgesetzt und Hausbesuche durchgeführt. „Der Hilfebedarf ist anhaltend hoch und steigt seit Jahren. 2020 haben die 41 Jugendämter in Rheinland-Pfalz über 29.000 Hilfen in Familien, in Heimen oder Pflegefamilien gewährt“, ergänzte Ministerin Binz.
  • Drittens: Die Jugendämter sind auch während der Pandemie jeder eingehenden Verdachtsmeldung auf eine Kindeswohlgefährdung umgehend nachgegangen. In 2020 waren das über 8.800 Meldungen. Dies sind knapp 7 % mehr Fälle als im Vorjahr. In jedem dritten Fall bestätigte sich der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung. Ein Drittel benötigte Hilfe, ohne dass eine Kindeswohlgefährdung besteht und in einem Drittel zeigte sich ein „falscher Alarm“.
  • Viertens: Die Kinder- und Jugendhilfe schafft Teilhabechancen. Sie wird besonders dort gebraucht, wo schwierige Lebensbedingungen herrschen und sich Belastungssituationen häufen: Armut, Arbeitslosigkeit, chronischen Erkrankungen, psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen von Eltern. Armut führt zu Teilhabeeinschränkungen in allen Gesellschaftsbereichen. In Rheinland-Pfalz lebten im Jahr 2020 über 60.000 junge Menschen unter 15 Jahren im Sozialgeldbezug. „Deshalb sage ich an dieser Stelle sehr deutlich: Wir brauchen die Kindergrundsicherung und wir brauchen sie schnell“, bekräftigte Ministerin Binz.
  • Fünftens: Die Kinder- und Jugendhilfe wird inklusiv. In den letzten Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg der Eingliederungs- und schulischen Integrationshilfen für seelisch behinderte Kinder zu verzeichnen. In 2021 wurden in Rheinland-Pfalz rund 8.600 Eingliederungshilfen durchgeführt, darunter 3.600 Integrationshilfen an Schulen.  Ab 2028 werden auch Kinder mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung Leistungen nach dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz erhalten. Das betrifft in Rheinland-Pfalz rund 8.000 junge Menschen. Um diese Familien beim Zuständigkeitswechsel verschiedener Sozialleistungsträger bestmöglich zu unterstützen, erprobt Rheinland-Pfalz die sogenannten Verfahrenslotsen, die die Bundesregierung erst ab 2024 in den Kommunen vorsieht, schon jetzt in Modellregionen.

Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Jugendämtern ist wichtig

„Wir haben an vielen Stellen wichtige Beispiele für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz, die vor allem auch deswegen so gut gelingt, weil wir seit Jahrzehnten eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kommunen und den Jugendämtern haben. Deshalb schaue ich auch zuversichtlich nach vorne, dass wir Herausforderungen und Krisen auch in Zukunft gemeinsam gut meistern werden“, stellte Ministerin Binz fest.

Weitere Informationen

Mehr Informationen finden sich im 7. Kinder- und Jugendhilfemonitor des Landes Rheinland-Pfalz.

Quelle: Ministerium für Familie, Frauen,  Kultur und Integration Rheinland-Pfalz vom 16.12.2022

Redaktion: Silja Indolfo

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