Beschäftigung und Unternehmergeist

Entwicklung unternehmerischer Kompetenz

Politischer Rahmen

Das deutsche Bildungssystem fördert die unternehmerische Kompetenz von Jugendlichen durch verschiedene Ansätze und Initiativen und durch das Engagement der Wirtschaft. Die Förderung der Entwicklung unternehmerischer Kompetenz setzt bereits frühzeitig in der Schul- und Berufsausbildung bzw. dem Studium an. Dabei sind nicht nur die jungen Menschen Adressat:innen der Politik, sondern auch das Lehrpersonal, das die Kompetenzentwicklung fördern soll. Damit kommt Deutschland auch einer Anforderung des Entrepreneurship Actionplan 2020 nach, das unternehmerische Lernen von jungen Menschen zu stärken.

Formale Bildung

Einbindung unternehmerischer Kompetenz in Lehrplänen

Im Rahmen der Bildungspolitik sind die Themen unternehmerische Kompetenz und wirtschaftliche Bildung grundsätzlich eingebettet in thematisch geeignete schulische Unterrichtsfächer, unter anderem Wirtschaft, Politik, Sozialwissenschaften, Arbeitslehre. Aufgrund der Länderkompetenz im Bildungsbereich gibt es länderspezifische Unterschiede. 

Die Kultusministerkonferenz hat in einer Rahmenvereinbarung über die Berufsschule vom 12.03.2015, aktualisiert am 09.09.2021, das Ziel formuliert, dass die Berufsschule einen Überblick über die Bildungs- und beruflichen Entwicklungsperspektiven einschließlich unternehmerischer Selbstständigkeit vermittelt. Wirtschaftliche und unternehmerische Bildung ist teilweise auch in Schulprojekte oder -programme und Wettbewerbe eingebunden, die außerhalb des regulären Schulunterrichts stattfinden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den bundesweiten Wettbewerb „Jugend gründet“. Er richtet sich an Schüler:innen und Auszubildende. Sie entwickeln einen Businessplan und führen ihr Unternehmen in einer Simulation zum Erfolg. 

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert verschiedene Initiativen und Angebote zur Stärkung unternehmerischer Kompetenz, z. B.:

  • Unternehmergeist in die Schulen“: Das Internet-Portal will Schulleiter:innen, Lehrer:innen bei ihrer Arbeit im Bereich der ökonomischen Bildung unterstützen. Das Portal richtet sich aber auch an Schüler:innen – ein eigener Bereich bietet speziell für Jugendliche aufbereitete Informationen rund um das Thema Wirtschaft.
  • JUNIOR - Wirtschaft erleben“: Die bundesweiten JUNIOR Programme bieten Schüler:innen die Möglichkeit, ihr eigenes Start-up in der Schule zu gründen. Ziele der Programme sind Berufsorientierung, Förderung der Ausbildungsfähigkeit und Berufschancen von Jugendlichen sowie die Vermittlung von Wirtschaftswissen und Schlüsselqualifikationen. Die Schüler:innen erlernen und erproben gemeinsam die Grundprinzipien unternehmerischen Handelns und eignen sich dadurch soziale sowie fachliche Kernkompetenzen an, die sie für ihr weiteres Berufsleben benötigen.
  • EXIST ist ein weiteres Förderprogramm des BMWK. Zu den Zielen von EXIST gehört, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. Hierzu unterstützt das BMWK Hochschulabsolvent:innen, Wissenschaftler:innen sowie Studierende bei der Vorbereitung ihrer technologieorientierten und wissensbasierten Existenzgründungen.

Informationen zum Stand der unternehmerischen Bildung in Deutschland bietet der Länderbericht Deutschland 2018/19 des Global Entrepreneurship Monitor „Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich“.

Hochschulbereich

Das Lehrangebot an deutschen Universitäten umfasst auch das Thema Unternehmerisches Denken und Handeln. Im Jahr 2022 gab es laut einer Übersicht des Förderkreis Gründungs-Forschung e.V. in Deutschland 190 Entrepreneurship-Professuren an öffentlichen und privaten Hochschulen, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Partnerschaften / Netzwerke

Wirtschaftliche und unternehmerische Bildung findet auch in Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb der Schule statt, zum Beispiel mit Unternehmen, Jugendverbänden oder öffentlichen Einrichtungen. Netzwerke wie SCHULEWIRTSCHAFT fördern schul- und branchenübergreifend die Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen.

Non-formales und informelles Lernen

Im außerschulischen Bereich engagieren sich Vereine, Initiativen und Stiftungen, um unternehmerische Kompetenz zu vermitteln. Die außerschulische, unter anderem die naturwissenschaftlich-technische und die Jugendbildung trägt mit ihren Angeboten dazu bei, unternehmerische und beschäftigungsrelevante Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Jugendlichen zu entwickeln.
Informationen zur Rolle der Jugendarbeit im Kontext von unternehmerischem Lernen in Deutschland gibt es in der Publikation der Europäischen Union „Taking the future into their own hands. Youth work and entrepreneurial learning” aus dem Jahr 2017. 

Anerkennung

Bisher gibt es kein bundesweites Anerkennungssystem für individuell erworbene informelle und non-formale Lernergebnisse. In den inzwischen an den allgemeinbildenden Schulen weit verbreiteten Portfolioinstrumenten können neben formalen Abschlüssen aus Schule und Berufsbildung auch Kompetenzen und Fähigkeiten erfasst werden, die in non-formalen und informellen Lebensbereichen erworben wurden und für unternehmerische Tätigkeiten relevant sind. 

Mit der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Initiative Valikom wurden Standards entwickelt, um berufliche Kompetenzen, die sich Personen ohne Berufsabschluss im Laufe der Zeit am Arbeitsplatz und im non-formalen Bereich angeeignet haben, festzustellen. Das entwickelte Validierungsverfahren wird seit November 2018 im Rahmen des Projekts ValiKom Transfer von 32 Kammern (Handwerk, Industrie und Handel, Landwirtschaft) in ganz Deutschland angeboten.
Youthpass ist das europäische Instrument zur Anerkennung non-formalen und informellen Lernens im Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION sowie im Europäischen Solidaritätskorps (ESK). Mit dem

Youthpass können Jugendliche und Fachkräfte der Jugendarbeit die Kompetenzen, die sie im Rahmen einer geförderten Maßnahme im Programm Erasmus+ und im ESK entwickeln, festhalten und sichtbar machen.

Das Thema Anerkennung non-formalen und informellen Lernens wird auch im Youth-Wiki-Kapitel Allgemeine und berufliche Bildung aufgegriffen. 

Unterstützung von Lehrkräften im Bereich Unternehmerische Bildung

Fortbildungen zum Thema „Unternehmerische Bildung“ werden von zahlreichen Institutionen für Lehrkräfte an allgemeinbildenden und Berufsschulen, Ausbilder:innen, Anbieter im non-formalen Bereich und Fachkräfte der Jugendarbeit angeboten. Exemplarisch werden im Folgenden einige Anbieter von Fortbildungen im Bereich Unternehmerische Bildung aufgeführt:

Es existieren zahlreiche Websites, Handbücher etc. zur Entwicklung und Förderung unternehmerischer Kompetenz, hier exemplarisch einige Beispiele:

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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