Fachkräftemangel

Bundesregierung versäumt es, die Qualität der Kitas weiterzuentwickeln und zu sichern

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das neue Gesetz zur Kita-Qualität scharf. Die stellvertretende Vorsitzende Behle bemängelt, dass es keine klaren Standards zur Verbesserung der Personalsituation enthält. ver.di fordert eine deutliche Verbesserung des Personalschlüssels und eine stärkere finanzielle Unterstützung des Bundes.

02.09.2024

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) übt scharfe Kritik am Dritten Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung, welches das Bundeskabinett vergangene Woche beschlossen hat.

 „Die Bundesregierung bringt das Gesetz erneut ins parlamentarische Verfahren, ohne klare Standards zur Verbesserung der personellen Situation zu vereinbaren. Angesichts des verheerenden Zustandes in den Kitas ein Gesetz vorzulegen, welches nicht zur Entlastung der Fachkräfte und des Kita-Systems beiträgt, ist ein absolutes Armutszeugnis“,

kritisiert die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle den Kabinettsbeschluss.

Das Problem: Mit den zurzeit landesrechtlich vorgesehenen Personalschlüsseln können mittlerweile vielerorts die vertraglich vereinbarten Öffnungszeiten der Kitas nicht gewährleistet werden. Hohe Krankenstände bei den Beschäftigten, die insbesondere auf die enorme psychische Belastung in den Einrichtungen zurückzuführen sind, erhöhen den Druck. Laut DAK-Gesundheit hatten Beschäftigte in Kindertagesstätten 2023 mit 534 Arbeitsunfähigkeitstagen je 100 Versicherte die meisten Krankheitstage auf dem gesamten Arbeitsmarkt. Gleichzeitig wächst in Westdeutschland die Fachkräftelücke. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) verweist darauf, dass die offenen Stellen in einem Jahr von 24.281 auf 30.311 angewachsen sind. Dies ist die größte Fachkräftelücke aller Einzelberufe im Jahr 2023 und führt dazu, dass die Kitas nicht mehr zuverlässig geöffnet sind, Öffnungszeiten verkürzt, Gruppen zusammengelegt werden müssen und kindgerechte Bildungsarbeit nicht mehr stattfinden kann. Längst ist eine Abwärtsspirale aus Überlastung der Fachkräfte, Erkrankung, Reduzierung der Arbeitszeit und Fluktuation entstanden, die vor allem die Kinder und Eltern, aber auch die Wirtschaft zu spüren bekommen.

„Wir erwarten daher dringend Nachbesserungen des Gesetzes. So sind insbesondere Maßnahmen zu finanzieren, die den Personalschlüssel deutlich verbessern. Dabei sind Zeiten zur Vor- und Nachbereitung, von Urlaub, Fortbildungen und Krankheit und die dafür notwendigen Vertretungskräfte zu berücksichtigen“, 

fordert Behle

Dringend geboten sei, dass sich der Bund am Kita-System dauerhaft beteilige und mit den Ländern einen verbindlichen Stufenplan zu Erreichung von gemeinsamen Standards für einen notwendigen Personalschlüssel vereinbare. Dafür müsse auch das sozialpädagogische Ausbildungssystem, z.B. für die Erzieher*innen, berücksichtigt werden, für das es verbindlicher Absprachen, eines Stufenplans und einer Steigerung von Attraktivität der Ausbildung, z.B. durch eine Ausbildungsvergütung, bedürfe.

Quelle: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vom 20.08.2024

Redaktion: Lukas Morre

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