Menschenrechtsverletzung

Tabuthema weibliche Genitalverstümmelung

Weibliche Genitalverstümmelung betrifft weltweit über 230 Millionen Frauen und Mädchen, auch in Deutschland. Plan International betont die Rolle von Männern in der Aufklärungsarbeit, um diese schwere Menschenrechtsverletzung zu beenden. In Afrika und Deutschland laufen Projekte zur Sensibilisierung und Unterstützung von Betroffenen.

18.02.2025

Ein kurzer Schnitt mit lebenslangen Folgen für die Betroffenen: Die Beschneidung der weiblichen Genitalien ist eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung. Weltweit sind mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten. Allein in Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 100.000 Betroffene, um die 20.000 Mädchen gelten als gefährdet, die Dunkelziffer ist hoch. Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) am 06. Februar macht die Kinderrechtsorganisation Plan International darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, auch die Männer in den betroffenen Gemeinden in die Aufklärungsarbeit einzubinden.

„Männer spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung weiblicher Genitalverstümmelung. Sie können helfen, das Schweigen zu brechen, denn unabhängig von Bildungsstand oder Herkunft ist die weibliche Genitalverstümmelung in den meisten betroffenen Ländern ein Tabu. Auch wenn die Beschneidung in der Regel von Frauen vorgenommen wird, kann eine nachhaltige Abkehr von der Praktik nur gelingen, wenn sie vom gesamten Umfeld getragen wird. Darum binden wir auch männliche Gemeindemitglieder*innen gezielt in unsere Projektarbeit ein, in Deutschland und weltweit. Ob Väter, Ehemänner, Brüder, traditionelle Führer*innen oder Dorfvorsteher*innen – sie alle haben besonderen Einfluss und können dazu beitragen, die schädliche Tradition in ihren Gemeinden zu beenden“,

sagt Edell Otieno-Okoth, Referentin für das Thema bei Plan International Deutschland

Seit über 20 Jahren setzt sich Plan International in mehreren Ländern Afrikas gegen weibliche Genitalverstümmelung ein, unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Burkina Faso, Guinea, Guinea-Bissau, Mali und Sierra Leone. In Gesprächsrunden werden Mütter und Väter sowie weitere Gemeindemitglieder*innen für die schwerwiegenden Folgen der Genitalverstümmelung sensibilisiert. Ziel ist es, dass sich die Teilnehmenden ihrer Rolle und Verantwortung bewusst werden. Darüber hinaus werden Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich im medizinischen und psychologischen Umgang geschult. In Guinea führt Plan International beispielsweise in Zusammenarbeit mit den lokalen Regierungen Informationsveranstaltungen in mehr als 80 Gemeinden durch und hilft beim Aufbau von Beratungsstellen. In Senegal unterstützt die Kinderrechtsorganisation bei der Gründung sogenannter Väter-Clubs, die die Männer bestärken, das sensible Thema in ihre Gemeinden zu tragen.

Um auch in Deutschland gegen weibliche Genitalverstümmelung vorzugehen, baut Plan International in Zusammenarbeit mit regionalen Beratungs- und Anlaufstellen die bundesweite Netzwerkarbeit aus. Mit der Zusammenarbeit zwischen beteiligten Communities, Fachkräften und Behörden beschäftigt sich dieses Jahr der Fachtag „Kooperation statt Isolation – Strategien für eine wirksame Bekämpfung von FGM/C“, den die Kinderrechtsorganisation am 04. Februar in Hamburg ausrichtet. In dem Panel, das sich per Livestream vor allem an Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Sozialbereich richtet, tauschen sich die Teilnehmenden darüber aus, wie betroffene Familien in Deutschland besser erreicht, Ressourcen wirksam gebündelt und Präventionsmaßnahmen nachhaltig verankert werden können.

Quelle: Plan International Deutschland e.V. vom 04.02.2025

Redaktion: Celine Richter