Förderung der Erziehung in der Familie

Stiftung Kinderland stellt Evaluation vor: Kinder psychisch kranker Eltern brauchen mehr Unterstützung

Kinder mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern leben in einer extrem schwierigen Situation und brauchen Unterstützung. Sechzehn Modellprojekte aus Baden-Württemberg haben in den letzten vier Jahren erprobt, wie diesen Kindern geholfen werden kann.

11.12.2012

Knapp 600 Kinder haben von den Angeboten profitiert, für die die Stiftung Kinderland insgesamt 1 Mio. Euro zur Verfügung gestellt hat. Bei der heutigen Abschlussveranstaltung des Programms wurden die Ergebnisse der Begleitevaluation vorgestellt.

Die sechzehn Modellprojekte des Programms „Unterstützungsangebote für Kinder von psychisch kranken oder suchtkranken Eltern“ der Stiftung Kinderland haben unterschiedliche Ansätze entwickelt, um den betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen. Einige Projekte widmeten sich der Prävention, andere der Resilienzförderung. Die Gemeinsamkeit bei allen war: Die Persönlichkeit der Kinder stand im Mittelpunkt der Förderung, nicht die Krankheit ihrer Eltern.

„Viel zu oft sind diese Kinder immer noch isoliert und alleine gelassen mit ihren Fragen, Nöten und auch ihren Schuldgefühlen“, sagte Familienministerin Katrin Altpeter. „Wir wollen im Kinderland Baden-Württemberg aber allen Kindern ein kindgerechtes Aufwachsen ermöglichen.“ Die Projekte der Stiftung hätten gezeigt, wie sehr gerade diese Kinder vertrauensvolle und verlässliche Beziehungen und suchtpräventive Hilfe brauchen. „Unser Ziel ist „Hilfe aus einer Hand“ von Jugend- und Suchthilfe.

„Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in einer von Suchtkrankheit betroffenen Familie. Das sind Zahlen, die man sehr ernst nehmen muss. Diese Kinder brauchen dringend unsere Unterstützung. Wir hoffen, dass wir mit unseren Modellprojekten Beispiele und Anregungen geben können, wie diese Hilfe konkret aussehen kann“, erklärte Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung.

Um betroffene Kinder und Jugendliche zu erreichen, bedarf es einer engen Vernetzung von Suchthilfe und Erwachsenenpsychiatrie mit der Kinder- und Jugendhilfe sowie ähnlichen Einrichtungen. Das geht aus der wissenschaftlichen Begleitevaluation des Programms durch Professor Dr. Tanja Hoff, Katholische Hochschule NRW, hervor. Mehr als zwei Drittel der etwa 600 am Programm beteiligten Jugendlichen fühlten sich durch die Projekte in hohem Maße unterstützt. Ein Großteil wies nach einiger Zeit ein höheres Selbstbewusstsein, mehr soziale Kompetenzen und ein gesteigertes Vermögen, eigene Gefühle auszudrücken, auf.

Als besonders wichtig zeigten sich laut Studie positive Vorbilder und eine fürsorgliche Unterstützung durch eine Vertrauensperson außerhalb der Familie.

Die Studie kommt zu der Empfehlung, dass Unterstützungsleistungen für betroffene Kinder und Jugendlichen besonders effektiv sind, wenn sie:

  • frühzeitig einsetzen
  • zielgruppenspezifisch ausgerichtet sind
  • dauerhaft und beständig sind
  • möglichst das gesamte Familiensystem ansprechen
  • Resilienzen und Bewältigungsstrategien fördern und entwickeln
  • sehr gut vernetzt sind und mit anderen Hilfsangeboten zusammenarbeiten
  • die (Fach-)Öffentlichkeit für die Thematik sensibilisieren und die Zielgruppe entstigmatisieren

Quelle: Baden-Württemberg Stiftung  vom 06.12.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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