Positionspapier
Situation der ambulanten Hilfen zur Erziehung
Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. hat ein Positionspapier zur Situation der ambulanten Hilfen zur Erziehung veröffentlicht. Das Papier ist ein Baustein in ihrer Qualitätsoffensive und setzt sich mit der Wirksamkeit ambulanter Hilfen vor dem Hintergrund von Kindeswohlgefährdung auseinander.
05.10.2022
Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e.V. (DGSF) weist darauf hin, dass in den letzten Jahren die Meldungen von Kindeswohlgefährdungen stetig zunehmen. Diese stehen in einem Zusammenhang mit dem Ausbau ambulanter Erziehungshilfen. Problematisch ist nach Ansicht der DGSF dabei, dass es in der Praxis meist eher zu einer Erhöhung der Fälle pro Fachkraft und einer massiven Reduzierung von Stundenkontingenten kommt, statt die aufsuchende Arbeit finanziell adäquat auszustatten. Die DGSF bemängelt das Fehlen verbindlicher Qualitätsstandards für aufsuchende Hilfen und aktuelle Studien zu kontextuellen Bedingungen von Wirksamkeit ambulanter Erziehungshilfen. Dies führe in der Praxis oft zu einer problemaufrechterhaltenden Dynamik in den Familien, der wiederum mit staatlichen Interventionen begegnet würde. So entstünde der Eindruck: „Ambulante Hilfen wirken nicht!“
Positionspapier soll breitere Öffentlichkeit herstellen
Das Positionspapier (PDF: 604 KB) ist der dritte Meilenstein einer Qualitätsoffensive und soll eine breitere (Fach-)Öffentlichkeit für das Thema schaffen. Ein weiterer Baustein der Qualitätsoffensive ist die von Seiten der DGSF 2020 in Auftrag gegebene Studie zur Evaluation der Wirksamkeit aufsuchender Erziehungshilfen, die von der Uni Bielefeld, Prof. Dr. Holger Ziegler durchgeführt wird. Ergebnisse der bundesweiten Studie werden Ende 2024 erwartet. Ein weiterer Meilenstein war am 7. März 2022 die Online-Fachtagung „Ist den ambulanten Erziehungshilfen noch zu helfen? Perspektiven und Qualitätsanforderungen“ mit über 450 Teilnehmenden aus Praxis, Fachverbänden, Fachpolitik und Wissenschaft, die in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Aachen stattgefunden hat.
Das Positionspapier gibt die Sichtweise des Verbandes wieder und ist folgendermaßen gegliedert:
- Erfordernisse für die Zukunft
- Kontext „Gesellschaftliche Entwicklungen“: Kinder- und Jugendstärkungsgesetz zwischen Anspruch und Wirklichkeit
- Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf die ambulanten Hilfen zur Erziehung
- Menschenbild
- Politisches Handeln und politische Verantwortung
- Systemische Grundlagen in den ambulanten Hilfen zur Erziehung
- Anforderungen an die ambulanten Hilfen zur Erziehung
- Ausblick auf erlebbare Qualität
Weitere Informationen
Das Positionspapier (PDF: 604 KB) steht als Download zur Verfügung. Mehr Informationen zur Qualitätsoffensive und ihren Bausteinen finden sich auf der Website der DGSF.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e.V. (DGSF)
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