Aufarbeitung
Sexueller Missbrauch in der Katholischen Kirche: Kann Prävention wirken?


Seit 2010 engagieren sich die (Erz-)Bistümer in NRW in der Prävention sexualisierter Gewalt. Eine Studie zeigt: Prävention wirkt, muss jedoch weiterentwickelt werden. Herausforderungen sind hierarchische Strukturen, die Mitwirkung junger Menschen erschweren. Empfehlungen zielen auf bessere Einbindung und strukturelle Anpassungen ab.
11.12.2024
Seit dem Jahr 2010 engagieren sich viele haupt- und ehrenamtliche Menschen in den fünf katholischen (Erz-)Bistümern in Nordrhein-Westfalen in der Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Jugendliche sowie schutz- oder hilfebedürftige Erwachsene. Ausgangspunkt für die vielfältigen Anstrengungen war das erschütternde Bekanntwerden zahlreicher Taten sexualisierter Gewalt. Im Auftrag der nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümer hat das Institut für soziale Arbeit e.V. in Zusammenarbeit mit dem SOCLES – International Centre for Socio-Legal Studies seit Mai 2023 erforscht, ob und ggf. wie diese Präventionsarbeit wirken kann.
Anhand verschiedener qualitativer wie quantitativer Zugänge wurden dabei sowohl die Bedingungen, die Übergriffe und Gewalt erschweren oder sie begünstigen als auch die Veränderungen in Kulturen und Strukturen der Organisation erkundet und ausgewertet. Über 5.200 Personen, die in verschiedenen Rollen und Bezügen in der katholischen Kirche in NRW aktiv sind oder ihr nahe stehen, haben sich an der Forschung beteiligt.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse: Prävention wirkt, muss fortgesetzt und kann verbessert werden!
Die (Erz-)Bistümer haben ihre Verantwortung übernommen. Sie setzen sich aktiv auseinander mit den Bedingungen, die sexuelle Übergriffe und Gewalt in ihren Gemeinden, Verbänden und Einrichtungen ermöglichen und organisieren umfangreich Prävention.
Gleichwohl stellen die in der katholischen Kirche tief verwurzelten Hierarchien eine besondere Herausforderung für die aktive Teilnahme und einflussreiche Mitwirkung von jungen und schutz- oder hilfebedürftigen Menschen dar, die ein unverzichtbares Element der Präventionspraxis darstellen. Diese Spannungen und Widersprüche nehmen Kinder und Jugendliche in kirchlichen Einrichtungen deutlich wahr. Sie äußern Zweifel, ob der Respekt vor ihren Interessen und Ideen – trotz aller Schutzkonzepte und Präventionsprogramme – tatsächlich so tragfähig ist, dass sie sich vor Übergriffen und Verletzungen gut geschützt fühlen können.
Die Studie gibt konkrete Hinweise, wie die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen ihre Präventionsanstrengungen fortsetzen und weiterentwickeln kann.
Weitere Informationen
Quelle: Institut für soziale Arbeit e.V. vom 21.11.2024
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