Sozialpolitik

Risiko von Armut und Ausgrenzung unverändert hoch

Das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung in Deutschland ist unverändert hoch und alarmierend stabil, kritisieren AWO und der Paritätische vor dem Hintergrund aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Notwendig sei u.a. eine Eindämmung atypischer Beschäftigungsverhältnisse und eine Anhebung des Mindestlohns, fordern beide Wohlfahrsverbände.

05.11.2018

Zu viele Menschen profitieren nicht von der guten wirtschaftlichen Lage, kritisieren der AWO Bundesverband und der Pariätitische Gesamtverband angesichts der europaweiten Erhebung LEBEN IN EUROPA (EU-SILC). Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte am 31.10.2018 aktuelle Zahlen veröffentlicht und mitgeteilt, dass im Jahr 2017 rund 15,5 Millionen Menschen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren. Dies entspricht einem Anteil von 19,0 % der Bevölkerung.

Armutsstatistik ist für Deutschland ein Armutszeugnis

Der Vorsitzende des Vorstandes der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler, erklärt zu den deutschen Ergebnissen: „Die Auswertung ist für Deutschland ein Armutszeugnis. Wir erleben ein anhaltendes Wirtschaftswachstum und ein Rekordtief bei der Arbeitslosigkeit, dennoch bleibt das Risiko von Armut und Ausgrenzung unverändert hoch und alarmierend stabil. Ein großer Teil der Bevölkerung profitiert also nicht vom wirtschaftlichen Erfolg, und das größtenteils trotz Erwerbsteilnahme. Daher müssen endlich atypische Beschäftigungsverhältnisse konsequent eingedämmt werden, vor allem aber muss der Mindestlohn weiter kontinuierlich steigen. Das Zusammenspiel von prekärer Beschäftigung, Armut und Ausgrenzung wirkt zudem für die vielen Betroffenen weit in ihre Zukunft hinein, weil ihnen Altersarmut droht. Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, Vorschläge für eine Grundrente vorzulegen, die sicherstellt, dass sich Menschen, die ihr ganzes Leben lang arbeiten, auf ein armutssicheres Alterseinkommen verlassen können.“

Hohes Armutsrisiko trotz boomender Wirtschaft

„Wenn trotz boomender Wirtschaft selbst nach der unzuverlässigsten Datenquelle, nämlich EU-SILC, die Armut auf außerordentlich hohem Niveau verharrt, ist das mehr als bedenklich. Der stark wachsende Wohlstand kommt offensichtlich nicht bei allen an. Selbst unter den Erwerbstätigen haben wir ein beträchtliches Maß an Armut trotz Arbeit. Statt der armutspolitisch weitestgehend irrelevanten Erhöhung des Mindestlohnes auf gerade einmal 9,19 Euro wäre eine Anhebung auf 12,63 Euro erforderlich. Auch die Rahmenbedingung müssen sich ändern. Wir brauchen eine Eindämmung der Leiharbeit und eine Abschaffung der sachgrundlosen Befristung. Sie sind neben dem Niedriglohnsektor die Hauptarmutstreiber auf dem Arbeitsmarkt.“

Hintergrund

In Deutschland waren im Jahr 2017 rund 15,5 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht und damit 19,0 % der Bevölkerung. Im Jahr 2016 waren es mit 16,0 Millionen Menschen noch 19,7 % der Bevölkerung gewesen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach den Ergebnissen der Erhebung LEBEN IN EUROPA (EU-SILC) weiter mitteilt, betrug der Anteil in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2017 durchschnittlich 22,5 %. Weitere Informationen zur Studie und ausführliches statistische Daten finden sich bei Destatis.

Quelle: AWO Bundesverband e.V. vom 02.11.2018 und Der Paritätische Gesamtverband vom 31.10.2018

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