Gesundheit
Report von UNICEF und WHO: Polio-Gefahr im Nahen Osten
UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation haben die erste Phase der größten Impfkampagne aller Zeiten gegen Kinderlähmung im Nahen Osten abgeschlossen.
22.07.2014
Trotz der Gewalt in Syrien konnte UNICEF in den vergangenen Monaten dort 2,9 Millionen Kinder gegen Polio impfen. Allerdings waren rund 765.000 Kinder unter fünf Jahren in umkämpften Gebieten in Syrien ganz oder teilweise ausgeschlossen. Insgesamt erhielten 25 Millionen Kinder in sieben Ländern (Ägypten, Irak, Iran, Jordanien, Libanon, den Palästinensischen Autonomiegebieten, Syrien und der Türkei) eine Schluckimpfung gegen die gefährliche Kinderlähmung. Die Massenimpfkampagne war notwendig geworden, nachdem im vergangenen Herbst erstmals seit 14 Jahren Kinderlähmung in Syrien wieder auftauchte. Dies dokumentiert der heute veröffentlichte Report von UNICEF und WHO zu Polio im Nahen Osten.
„Trotz immenser Schwierigkeiten lief die erste Phase der Kampagne ohne Unterbrechungen, breit und vor allem schnell. Dies war möglich durch den großen Einsatz von unzähligen Gesundheitshelfern und Freiwilligen in Syrien und seinen Nachbarländern – zum Teil unter gefährlichen Bedingungen“, erklärte Maria Calivis, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „Die Arbeit ist aber noch lange nicht getan. In den kommenden Monaten müssen wir dringend mehr Kinder in umkämpften Gebieten in Syrien und in Irak erreichen.“
Der Report von UNICEF und Weltgesundheitsorganisation macht vor allem die Krise in Syrien für den Ausbruch der Kinderlähmung verantwortlich. Weil dort seit 2011 keine Routineimpfungen mehr stattfinden, ist nur noch jedes zweite syrische Kind geschützt. Schätzungsweise 60 Prozent der Krankenhäuser sind zerstört oder schwer beschädigt und nur noch jeder dritte Krankenwagen ist funktionsfähig. Die Versorgung mit Impfstoffen und die Kühlkette sind vielfach unterbrochen. Viele Flüchtlinge in Syrien und in den Nachbarländern leben in beengten und unhygienischen Verhältnissen – ein idealer Boden für die Verbreitung des Virus.
„Polio ist nach Syrien zurückgekehrt und verschärft die humanitäre Tragödie. Wir mussten mit sehr begrenzten Mitteln auf die in der Region lange vergessene Gefahr reagieren – ein Virus, der keine Grenzen oder Checkpoints kennt und in großer Geschwindigkeit nicht nur Kinder in Syrien, sondern in der ganzen Region infiziert“, sagte Chris Maher von der Weltgesundheitsorganisation.
Mehr als 6,5 Millionen syrische Kinder sind heute auf lebensrettende humanitäre Hilfe angewiesen. Um die Polio-Epidemie zu stoppen, muss die Gewalt in Syrien und in Irak aufhören. Helfer müssen ungehinderten Zugang zu bislang schwer erreichbaren Kindern bekommen. Dies bedeutet, dass Gesundheitshelfer sichere und freie Durchfahrt erhalten und medizinische Fahrzeuge und Kühlanlagen in Syrien geschützt werden. Weiter müssen Eltern über die Polio-Gefahr aufgeklärt und motiviert werden, ihre Kinder impfen zu lassen. Für die Fortsetzung der Kampagne benötigt UNICEF dringend rund 7,4 Millionen Euro.
Fakten zum Polio-Ausbruch in Syrien
Bisher wurden 36 Kinder in Syrien durch Polio gelähmt. 25 von ihnen stammen aus dem stark betroffenen Bezirk Deir Ez Zour, fünf aus Aleppo, drei aus Idlib, zwei als Al-Hassakeh und eines aus Hama.
Das Risiko einer Ausbreitung in den Nachbarländern und auch in andere Weltregionen ist weiter hoch. Deshalb sind weitere Impfkampagnen geplant. In Syrien sollen im Oktober und November landesweite Impfaktionen stattfinden; im August bereits auf regionaler Ebene.
Am 30. März 2014 wurde in Irak der erste Poliofall in der Hauptstadt Bagdad offiziell festgestellt. Ein zweiter Fall wurde am 7. April entdeckt.
Polioviren, deren genetischer Ursprung auf Viren aus Pakistan zurückgehen, wurden auch in Ägypten, Israel, der Westbank und im Gazastreifen gefunden. Zuletzt wurde am 30. März in Israel eine positive Probe im Abfall gefunden.
Der Report von UNICEF und Weltgesundheitsorganisation „Polio – War in Syria Opens the Door to an Old Enemy“ steht zum Download bereit auf <link http: www.unicef.de _blank external-link-new-window external link in new>www.unicef.de
Quelle: UNICEF vom 22.07.2014
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