Positionspapier der AGJ
Qualität in der Ganztagsbildung durch Multiprofessionalität, qualifiziertes Personal und kooperationsförderliche Rahmenbedingungen

Mit dem vorliegenden Positionspapier beleuchtet die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ Ganztagsbildung im Grundschulalter und das in diesem Kontext tätige multiprofessionelle Personal. Aufgrund der heterogenen Umsetzung von Ganztagsbildung in den 16 Bundesländern ist auch die Ausgestaltung der Kooperation der Systeme Kinder- und Jugendhilfe und Schule in diesem Kontext sehr unterschiedlich. Herausforderungen ergeben sich beispielsweise durch die Umsetzung des Fachkräftegebotes in der Praxis oder durch unterschiedliche Einstellungspraxen bei Fach- und Lehrkräften. Vor diesem Hintergrund formuliert die AGJ Handlungsnotwendigkeiten zur Umsetzung einer qualitätsvollen Ganztagsbildung und adressiert diese an die verschiedenen Verantwortungsebenen.
29.09.2022
Die stufenweise Einführung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter ab dem Jahr 2026 wird dazu führen, dass immer mehr Kinder bzw. deren Erziehungsberechtigte Ganztagsangebote nutzen werden. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Gestaltung einer qualitätsvollen Ganztagsbildung noch einmal mehr an Bedeutung. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist gelingende multiprofessionelle Kooperation, die durch eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren gekennzeichnet ist. Dafür müssen bereits bestehende Strukturen ausgebaut bzw. mit neu entstehenden Strukturen verknüpft und gut ausgestattet werden.
Auf gute Zusammenarbeit in der Ganztagsbildung!
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ möchte mit dem Positionspapier „Auf gute Zusammenarbeit in der Ganztagsbildung! Qualität durch Multiprofessionalität, qualifiziertes Personal und kooperationsförderliche Rahmenbedingungen“ dazu beitragen, dass kooperationsförderliche Rahmenbedingungen und Qualitätsfragen zur Implementierung guter Ganztagsbildung und gelingender Multiprofessionalität systematisch auf die fachpolitische Agenda gesetzt werden. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Kooperation zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schule zur Gewährleistung des Rechtsanspruchs nach §24 SGB VIII gelegt. Zentrale Aspekte, wie beispielsweise die herausgestellte Verantwortungsgemeinschaft für ein gelingendes Aufwachsen und bestmögliche Förderung der Entwicklungsprozesse von Heranwachsenden, gelten jedoch unabhängig davon, welche Form der organisatorischen Umsetzung und Kooperation gewählt wird.
Nach einer Skizzierung des Grundverständnisses von Ganztagsbildung im Sinne einer kindgerechten und kindorientierten sowie partizipativen und inklusiven Ausgestaltung werden die Potenziale und Formen von multiprofessionellen Kooperationen sowie die Qualifikationen und Professionen in Ganztagssettings in den Blick genommen. Trotz der Vielfalt an Modellen und der damit verbundenen geeigneten Kooperationsmöglichkeiten sieht die AGJ eine möglichst enge Zusammenarbeit, d.h. die kooperative, gleichberechtigte, gemeinsam verantwortete Gestaltung der Ganztagsbildung unter Einbeziehung weiterer Partner:innen/Spezialist:innen, grundsätzlich als erstrebenswert an.
Herausforderungen, wie sie sich beispielsweise durch die Umsetzung des Fachkräftegebotes in der Praxis ergeben können, müssen durch die Verständigung auf kooperationsförderliche Rahmenbedingungen und qualitative Standards für die multiprofessionelle Kooperation in der Ganztagsbildung angegangen werden.
Entsprechend formuliert die AGJ gegenüber den verschiedenen Verantwortungsebenen Handlungsnotwendigkeiten, um qualitätsvolle Ganztagsbildung auch tatsächlich umsetzen zu können. Die Bedarfe und Bedürfnisse von Kindern dienen dabei als Ausgangspunkt. Nur so könne Ganztagsbildung ihrem Anspruch gerecht werden, Kinder in ihrer individuellen persönlichen bildungsbiografischen und sozialen Entwicklung bestmöglich zu fördern und einen Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit zu leisten.
Handlungsnotwendigkeiten werden benannt
Zur Umsetzung von Ganztagsbildung müsse zwingend eine qualitätsgeleitete Debatte über Rahmenbedingungen geführt werden, damit professions- und berufsbildübergreifendes Arbeiten dabei unterstützen kann, Qualitätsanforderungen in der Ausgestaltung von Ganztagsbildung zu definieren und zu erfüllen. Einerseits müsse sich von Anfang an im gemeinsamen Einvernehmen der beteiligten Systeme und der darin tätigen Professionen über verbindliche Regelungen und Qualitätsaspekte zur Implementierung multiprofessioneller Kooperation in der Ganztagsbildung verständigt werden. Andererseits dürften die Organisations- und Professionslogiken der ausführenden Institutionen und Bildungsanbieter:innen nicht ausschließlich im Zentrum der Betrachtung stehen. Ganztagsbildung sei einerseits im sozialen Nahraum der Heranwachsenden und deren Familien verortet und ihren Bedürfnissen und Interessen verpflichtet. Sie werde dabei durch lokale Akteure gesteuert, ausgestaltet und verantwortet. Zum anderen aber sei sie eingebettet in komplexe Rahmungen, die sich von der lokalen Ebene bis hin zur Bundesebene erstrecken. Insofern sind die im Papier aufgeführten Handlungsnotwendigkeiten, die sich aus den fachlichen Ansprüchen ergeben, zu einer besseren Übersicht entsprechend den verschiedenen Handlungsebenen zugeordnet.
Das vollständige Papier steht zum Download (PDF: 434 KB) auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung.
Ziele des Papieres
Mit dem vorliegenden Positionspapier möchte die AGJ herausstellen:
- warum eine verlässliche, abgestimmte und tragfähige multiprofessionelle Kooperation in der Ganztagsbildung zwischen den Systemen und Professionen der Kinder- und Jugendhilfe, des Schulsystems und weiteren Akteuren die Voraussetzung für gute Ganztagsbildung ist;
- durch welches Personal und durch welche Personen Ganztagsbildung angeboten, gesteuert und unterstützt werden sollte;
- welches Grundverständnis von multiprofessioneller Kooperation in der Ganztagsbildung für die Kinder- und Jugendhilfe handlungsleitend sein sollte und
- welche Rahmenbedingungen und qualitativen Standards für den Einsatz von Personal und die Ausgestaltung multiprofessioneller Kooperation in der Ganztagsbildung notwendig sind.
Inhalte des Papiers
- Ausgangslage, Zielsetzung, Grundverständnis von Ganztagsbildung
- Ziele des Papieres
- Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung gestalten
- Grundverständnis und Qualitätsmerkmale von Ganztagsbildung
- Multiprofessionelle Kooperation in der Ganztagsbildung: Potenziale, Formen und Qualifikationen
- Potenziale und Notwendigkeit (multiprofessioneller) Kooperation
- Merkmale und Formen multiprofessioneller Kooperation
- Professionen und Qualifikationen in Ganztagssettings
- Geeignete Qualifikationen
- Herausforderungen bezogen auf Personal und Multiprofessionalität
- Multiprofessionelles Kollegium am Fachkräftegebot orientieren und vielfältig aufstellen
- Akteure auf Augenhöhe bringen
- Kooperation im Spannungsfeld zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz sinnvoll gestalten
- Handlungsnotwendigkeiten, kooperationsförderliche Rahmenbedingungen und qualitative Standards für die multiprofessionelle Kooperation in der Ganztagsbildung
- Bundesebene
- Bundes- und Länderebene
- Länderebene
- Kommunale Ebene
- Ebene der kooperierenden Organisationen und Institutionen
Download des Papiers
Das 21-seitige Positionspapier „Auf gute Zusammenarbeit in der Ganztagsbildung! Qualität durch Multiprofessionalität, qualifiziertes Personal und kooperationsförderliche Rahmenbedingungen“ wurde im September 2022 vom Vorstand der AGJ beschlossen. Es steht zum Download (PDF: 434 KB) auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ
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