Inklusion im Sport
Paralympische Athlet*innen kritisieren ungleiche Teilhabechancen von Menschen mit Beeinträchtigung

Eine Studie von Aktion Mensch und der katho zeigt: Die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung im Sport werden von der Bevölkerung überschätzt. Athlet*innen fordern besseren Zugang zu Sportangeboten, Infrastruktur und Sponsoren. Aktion Mensch betont: Es geht um Gleichberechtigung und Teilhabe.
28.04.2025
Weniger als ein Drittel der befragten Parasportler*innen sehen für Menschen mit Beeinträchtigung gleichberechtigte Teilhabechancen am Breitensport. Das zeigt eine gemeinsame Studie der Aktion Mensch und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) zum Einfluss der Paralympics Paris 2024 auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Beeinträchtigung. Befragt wurden drei Zielgruppen zu drei Zeitpunkten: Paralympische Athlet*innen, Menschen aus der Bevölkerung und Menschen mit Beeinträchtigung ab 16 Jahren vor, während und nach dem Sportgroßereignis.
Schlechtere Teilhabechancen für Menschen mit Beeinträchtigung im Sport
Die Ergebnisse, die anlässlich der Ehrung der Parasportler*innen am 12. April veröffentlicht werden, werfen ein negatives Licht auf den Stand der Inklusion im Sport. Im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Kultur oder Soziales bewerten die Befragtengruppen im Durchschnitt die Teilhabechancen im Sport am schlechtesten. Die Paralympischen Athlet*innen sehen ihre eigenen Teilhabechancen mit 82 Prozent dabei deutlich positiver als dies bei Menschen mit Beeinträchtigung im Allgemeinen mit nur 46 Prozent Zustimmung der Fall ist. Die Studie verdeutlicht damit einmal mehr: Auch 16 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention, die den Sport als wesentliches Element von Teilhabe festschreibt, gibt es keine gleichberechtigte sportliche Teilhabe.
Keine Gleichberechtigung für Olympionik*innen und Paralympionik*innen
Nur ein Viertel der befragten Parasportler*innen sieht bei paralympischen und olympischen Athlet*innen die gleichen Chancen, am Leistungssport teilzuhaben. Die Mehrheit der paralympischen Athlet*innen bemängelt den Zugang zu Sportangeboten, Trainingsinfrastruktur und Sponsoren, die für die Ausübung von Spitzensport notwendig sind. Nur jeweils elf Prozent bewerten den Zugang zu Sportangeboten und Sponsoren und nur 18 Prozent zur Trainingsinfrastruktur positiv. Während und nach den Paralympischen Spielen bewerteten die Parasportler*innen den Zugang zu Sponsoren am schlechtesten: Keine*r der Befragten sieht hier gleichberechtigte Chancen für Olympische und Paralympische Athlet*innen.
Parasportler*innen als Vorbilder für eine inklusive Gesellschaft
Mehr als zwei Drittel aller Befragten sehen Parasportler*innen als wichtige Vorbilder für eine vielfältige und inklusive Gesellschaft – sowohl für Menschen mit als auch ohne Beeinträchtigung.
„Es ist wichtig, die positive Wirkung der Paralympischen Spiele für den inklusiven Breitensport zu nutzen und barrierefreie Sportangebote bereits für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Nur wenn wir Inklusion im Sport von Anfang an fördern und leben, stärken wir junge Menschen und beugen Diskriminierung aktiv vor”,
kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Appell an Politik und Gesellschaft: Inklusion vorantreiben, Diskriminierung abbauen
Über zwei Drittel der Befragten mit und ohne Beeinträchtigung halten die Paralympics aufgrund der erhöhten Sichtbarkeit von Menschen mit Beeinträchtigung für einen unverzichtbaren Baustein gegen Diskriminierung.
„Die Paralympics sollten den Olympischen Spielen in Struktur und Bedeutung in nichts nachstehen. Wir müssen die paralympische Bewegung weiter stärken und die Berichterstattung mit den großartigen Geschichten der Athletinnen und Athleten ausbauen. Paralympische Sportlerinnen und Sportler sind wichtige Vorbilder – sie sind Brückenbauer in unserer Gesellschaft. Sie inspirieren, bauen Vorurteile ab und zeigen, dass mit Entschlossenheit und der richtigen Einstellung alles möglich ist”,
erklärt Niko Kappel, Paralympics-Kugelstoßer und Weltrekordhalter.
Über die Studie „Paralympische Spiele und Inklusion“
Die Aktion Mensch und die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) haben in drei Erhebungszeiträumen – vor, während und nach den Paralympics Paris 2024 – drei Zielgruppen online befragt: Paralympische Athlet*innen, Menschen aus der Bevölkerung und Menschen mit Beeinträchtigung ab 16 Jahren. Beteiligt haben sich pro Erhebungszeitraum 700 Teilnehmer*innen des Online-Access-Panels, zwischen 305 und 313 Menschen mit Beeinträchtigung aus der Teilhabe-Community sowie 45 von 143 Paralympischen Athlet*innen, die über den Deutschen Behindertensportverband (DBS) kontaktiert wurden. Die Studie geht der Frage nach, wie sich Inklusion im und durch Sport umsetzen und verbessern lässt. Bei der Teilhabe-Community handelt es sich um das erste Umfrage-Panel im deutschsprachigen Raum, das ausschließlich aus Menschen mit Beeinträchtigung besteht: www.aktion-mensch.de/teilhabe-community
Über die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho)
Die katho zählt mit 3.800 Studienplätzen zu den bundesweit größten Hochschulen für den Studiengang Soziale Arbeit. Sie ist Deutschlands größte staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft. Die katho bietet Studierenden sowie Forschenden ein familiäres Umfeld in den Arbeitsgebieten Soziales, Gesundheit und Religionspädagogik. Zurzeit sind rund 5.300 Studierende – verteilt über unsere vier Standorte in Aachen, Köln, Münster und Paderborn – eingeschrieben. Die katho ist gefragte Kooperationspartnerin in Pflege und Versorgung, Sucht und Suchtprävention, Gesundheit und Soziale Psychiatrie, Bildung und Diversity, Alter und Behinderung, Inklusion und Teilhabe, Netzwerkforschung in der Sozialen Arbeit sowie pastorale Praxisforschung. Die katho kooperiert mit internationalen Universitäten und Praxiseinrichtungen in 38 Ländern. www.katho-nrw.de
Über die UN-Behindertenrechtskonvention
Am 26. März 2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Ihr Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung. Doch die Realität ist stattdessen geprägt von einer strukturellen Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigung und erheblichen Barrieren im Alltag. Im August 2023 wurde der Stand der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention hierzulande zum zweiten Mal vom UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigung geprüft. Deutschland wurde in den „Abschließenden Bemerkungen“ stark für die unzureichende Umsetzung kritisiert.
Quelle: Aktion Mensch am 09.04.2025
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