Jugendmedienschutz
OECD fordert ehrgeizigen Ansatz zum Schutz und zur Stärkung von Kindern im Internet

Kinder wachsen heute digital auf – mit Chancen, aber auch Risiken. Ein neuer OECD-Bericht zeigt: Mehr Schutz, digitale Bildung und evidenzbasierte Politik sind nötig, um das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen online zu sichern. 45 Indikatoren geben Einblick in Nutzung, Risiken und Handlungsmöglichkeiten.
10.06.2025
In der heutigen digitalen Welt, in der 98 Prozent der 15-Jährigen in den OECD-Ländern ein Smartphone besitzen, genießen Kinder beispiellose Möglichkeiten zum Lernen, zur Unterhaltung und zum Kontakt mit Gleichaltrigen. Eine frühzeitige und übermäßige Exposition gegenüber einer Online-Umgebung birgt jedoch auch Risiken. Einem neuen OECD-Bericht zufolge muss ein umfassender Ansatz zur Bewältigung des digitalen Lebens von Kindern evidenzbasierte öffentliche Richtlinien, Sicherheitsfunktionen in digitalen Diensten sowie klare Leitlinien und Unterstützung für Pädagog*innen und Betreuer*innen umfassen, um Kindern bei der Bewältigung ihres Engagements mit digitalen Technologien zu helfen.
Die Frage „Wie sieht das Leben von Kindern im digitalen Zeitalter aus?“ bietet einen Überblick über den aktuellen Stand des digitalen Lebens von Kindern in den OECD-Ländern. Er stellt international vergleichbare Indikatoren zur digitalen Nutzung und Erfahrungen vor und gibt Empfehlungen, um sicherzustellen, dass Kinder sowohl geschützt als auch befähigt werden, digitale Medien auf vorteilhafte Weise zu nutzen und gleichzeitig potenzielle Risiken zu bewältigen.
Der Bericht stützt sich auf die neuesten verfügbaren internationalen Daten und enthält 45 international vergleichbare Indikatoren in Bezug auf den Zugang und die Nutzung digitaler Technologien durch Kinder, soziale Online-Interaktionen, negative Erfahrungen und Praktiken, die das Risiko erhöhen oder verringern. Während beispielsweise 51 Prozent der 15-jährigen Schüler*innen in den OECD-Ländern angeben, dass sie ihre digitalen Einstellungen leicht anpassen können, um ihre Privatsphäre zu schützen, geben 27,6 Prozent an, erfundene Informationen in sozialen Netzwerken zu teilen, und 17 Prozent geben an, dass sie ohne ihre digitalen Geräte nervös oder ängstlich sind. Die in dem Bericht behandelten Indikatoren beziehen sich auf spezifische, messbare Verhaltensweisen und bieten eine neue praktische Ressource für politische Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Wohlergehen von Kindern.
Die Daten zeigen auch, dass Cybermobbing in allen OECD-Ländern zunimmt und eine signifikante Minderheit der Kinder über eine problematische Nutzung sozialer Medien berichtet. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass längere Zeit, die online verbracht wird, andere wertvolle und bereichernde Aktivitäten wie Lesen, körperliche Bewegung oder persönliche Kontakte mit Freunden verdrängen, die weithin als wesentlich für die kognitive und sozio-emotionale Entwicklung von Kindern anerkannt sind.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Interessengruppen zusammenarbeiten, um Kinder zu schützen und zu unterstützen, während sie sich in der digitalen Welt zurechtfinden, auch unter Berücksichtigung ihrer Offline-Situation, da sich die Risiken für das Wohlergehen von Kindern in beiden Welten oft gegenseitig verstärken. Die Stärkung der Regulierung und anderer politischer Instrumente, die Verbesserung der digitalen Kompetenzen und Fähigkeiten von Kindern, die Beratung von Eltern und Betreuern, die Erweiterung der Evidenzbasis für die digitalen Aktivitäten von Kindern und ihre Auswirkungen sowie die Einbeziehung der Perspektiven von Kindern in die Politikgestaltung können dazu beitragen, die Sicherheit, das Wohlbefinden und die Chancen in der Online-Welt zu verbessern“,
sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann.
Ermutigend ist, dass die Sammlung von Daten über die Aktivitäten und das Engagement von Kindern in digitalen Räumen in vielen Ländern zunimmt. Die Indikatoren zeigen aber auch große Lücken auf. So fehlen in vielen Ländern nach wie vor umfassende Daten über die Zeit, die Kinder vor Bildschirmen und digitalen Aktivitäten verbringen, über die Art dieser Aktivitäten und über die Auswirkungen der Bildschirmexposition und -nutzung auf Kinder jeden Alters. Die Schließung dieser Lücken würde die Überwachungskapazitäten, das Verständnis und die Fähigkeit der Länder verbessern, die Risiken für das Wohlergehen von Kindern zu mindern. Der Bericht enthält eine Anleitung, wie vorhandene Datenquellen genutzt werden könnten, um Datenlücken zu schließen, und unterstreicht, wie wichtig es ist, die Perspektiven von Interessengruppen wie Eltern, Kindern, Pädagog*innen, Anbieter*innen digitaler Dienste, Angehörigen der Gesundheitsberufe und Expert*innen zu erfassen, um die Entwicklung wirksamer Strategien und Unterstützungen zu unterstützen.
Quelle: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vom 15.05.2025
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