Kindertagesbetreuung
Neue DJI-Studie: Mit Weiterqualifizierung dem Fachkräftemangel begegnen

In der Kindertagesbetreuung und in der Altenpflege fehlen in Deutschland Fachkräfte. Deshalb kommt der Weiterqualifizierung von Assistenzkräften hohe Bedeutung zu. Von welchen Faktoren es abhängt, ob sich Kinderpflegerinnen bzw. -pfleger oder Altenpflegehelferinnen bzw. -helfer als Fachkraft weiterqualifizieren, hat ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstituts (DJI) untersucht und dazu zwischen den Jahren 2015 und 2017 mehrere hundert junge Menschen in Bayern und Nordrhein-Westfalen mehrmals befragt.
20.04.2018
Entscheidend sind demnach eine gute Abschlussnote sowie Zufriedenheit mit den Lehrkräften und den Inhalten in der bisherigen Ausbildung, aber auch spezifische Berufswahlmotive der jungen Menschen. Denn nicht alle beginnen die Assistenz-Ausbildung mit dem Ziel, später tatsächlich in dem Berufsfeld zu arbeiten. Für manche stellt sie vielmehr eine Möglichkeit dar, sich mithilfe des gleichzeitig erworbenen mittleren Schulabschlusses fachfremde Anschlussoptionen zu eröffnen.
Fachkräftemangel entgegenwirken
Nur knapp 30 Prozent der befragten Kinderpflegerinnen bzw. -pfleger oder Altenpflegehelferinnen bzw. -helfer arbeiten nach ihrer Ausbildung zunächst im Beruf. Sie haben sich oft ganz bewusst für die Tätigkeit entschieden. Die Aufgaben machen ihnen Spaß und erscheinen ihnen sinnvoll und herausfordernd. Außerdem legen diese Berufseinsteiger meist großen Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz. In dieser Gruppe steckt der Studie nach großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zumindest können sich 73 Prozent der bereits berufstätigen Kinderpflegerinnen bzw. -pfleger und sogar 82 Prozent der Altenpflegehelferinnen bzw. -helfer vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt eine Weiterqualifizierung zur Fachkraft zu beginnen.
Hürden für die Weiterqualifizierung
Hürden für die Weiterqualifizierung sind den Befragungsergebnissen nach mangelnde ausbildungsbegleitende Förderangebote und Unterstützungsstrukturen. Darüber klagen Kinderpflegerinnen bzw. -pfleger oder Altenpflegehelferinnen bzw. -helfer, die sich gleich im Anschluss an ihren Berufsabschluss zur Fachkraft weiterqualifizieren (zwischen 40 und 55 Prozent). Ein Viertel dieser Gruppe berichtet von einer Doppelbelastung, da der Lebensunterhalt während der Fachkraftausbildung mit einer Nebentätigkeit abgesichert werden muss. Gleichzeitig empfindet ein relativ hoher Anteil von ihnen die Anforderungen der Fachkraftausbildung als belastend (zwischen 20 und 45 Prozent in Abhängigkeit zu Ausbildungsgang und Bundesland).
Förderangebote und bessere Unterstützungsstrukturen
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass zusätzliche ausbildungsbegleitende Förderangebote und bessere Unterstützungsstrukturen eine Weiterqualifizierung im Bereich der Altenpflege und Kindertagesbetreuung erleichtern würden. So wäre die Einführung einer Ausbildungsvergütung ein entscheidender finanzieller Anreiz. Zudem könnten angehende Fachkräfte von der Etablierung berufsschulbegleitender Förderangebote profitieren.
Hintergrund
Die erste Erhebungswelle fand während der Ausbildung für Kinderpflege oder Altenpflegehilfe statt (1780 Teilnehmende), die zweite kurz nach Ausbildungsabschluss (668 Teilnehmende). Innerhalb der dritten und letzten Befragung Ende 2017 hatten die Absolventinnen und Absolventen bereits ihren weiteren Berufs- bzw. Ausbildungsweg eingeschlagen (507 Teilnehmende). Zwischen 57 und 86 Prozent der Befragten haben einen Hauptschulabschluss.
Die Studienergebnisse sind unter dem Titel Hauptschülerinnen auf dem Weg zur Erzieherin und Altenpflegerin bei der Hans-Böckler-Stiftung erschienen, die das Forschungsprojekt finanziert hat. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt stehen außerdem beim Deutschen Jugendinstitut zur Verfügung.
Quelle: Deutsches Jugendinstitut e.V.
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