Kinderarmut
Nationaler Aktionsplan – Sozialpädiater*innen beklagen gravierende Umsetzungsdefizite

Die Bundesregierung bekräftigt ihr Ziel, Kinderarmut zu bekämpfen. Die DGSPJ lobt dies, sieht aber Nachholbedarf bei Kinderbetreuung, Bildung und Ernährungsarmut. Trotz des 20-Milliarden-Programms gibt es Umsetzungsprobleme. Gefordert werden bessere Betreuung, weniger Bürokratie und gesunde Mahlzeiten für Kinder.
26.02.2025
Die Bundesregierung hat jetzt noch vor der Bundestagswahl zum Ersten Fortschrittsbericht zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans (NAP) „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ Stellung genommen. Sie bekräftigt darin ihr Anliegen, Armut und Ausgrenzung von sozial benachteiligten Kindern zu bekämpfen. Sehr positiv wird dieser Vorstoß auch von der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) gesehen, weil die noch amtierende Bundesregierung die Stellungnahme auch schon vorausschauend als einen Auftrag für künftige Regierungen formuliert hat, bekräftigt Dr. Ulrike Horacek, die für die DGSPJ an der Erarbeitung des NAP mitgewirkt hat.
Dabei sind nach Ansicht Horaceks aber noch eine Reihe von Herausforderungen zu meistern, damit der Nationale Aktionsplan Kindern hierzulande tatsächlich neue Chancen eröffnet. Dringend notwendig sei zum Beispiel der weitere Ausbau der qualifizierten Kinderbetreuung. Zwar sei die Familie nach wie vor der erste und wichtigste Bildungsort von Kindern. Da im weiteren Lebensverlauf jedoch die Rolle der Betreuungsinstitutionen zunehme, müssten bessere Rahmenbedingungen in der qualitätsgesicherten Kindertagesbetreuung geschaffen, Zugangshürden dorthin gerade für benachteiligte Kinder abgebaut und eine Betreuungssicherheit für Eltern garantiert werden. Hier jedoch, so kritisiert DGSPJ-Präsidentin Prof. Heidrun Thaiss, bestehe hierzulande noch gewaltiger Nachholbedarf.
Die Chancenungleichheit müsse aber auch im Schulalter abgebaut werden. Denn auch der NAP stellt fest, dass benachteiligte Kinder und Jugendliche besondere Unterstützung für einen erfolgreichen Schulbesuch und den Übergang in Ausbildung und Beruf benötigen. Das neue 20 Milliarden schwere Startchancen-Programm der Bundesregierung soll dazu beitragen, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Doch bereits im ersten Jahr zeigen sich enorme Umsetzungsdefizite, weil bislang nur ein Bruchteil, der bisher zur Verfügung
stehenden 2 Milliarden Euro, wegen bürokratischer Hürden abgerufen werden konnte. Für Thaiss erneut ein Beleg, dass dringend notwendige Vorhaben hierzulande selbst dann nicht zum Nutzen betroffener Kinder und Jugendlicher umgesetzt werden können, wenn
ausreichend Mittel vorhanden sind.
Schließlich wird in der Stellungnahme auch eine Zuspitzung der Ernährungsarmut - aufgrund zuletzt stark gestiegener Lebensmittelpreise - beklagt. Diese Ernährungsdefizite, so Horacek, ziehe insbesondere für Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status und mangelnder
Ernährungskompetenz in den Familien schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung nach sich. Auch hier sieht die DGSPJ Umsetzungsdefizite und dringenden Handlungsbedarf, etwa in Form von gesunden und preiswerten warmen Mahlzeiten für Kinder, die ganztags außer Haus betreut werden. „Zugleich könnten in den Institutionen Früher Bildung niedrigschwellig auch gezielt Gesundheits- und Sozialkompetenzen vermitelt werden.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) e.V. vom 19.02.2025
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