Forderung

Nationale Präventionsstrategie für Kinder und Jugendliche

Die Pandemie hat vor Augen geführt, wie verletzlich und deshalb besonders schützenswert Kinder und Jugendliche sind. Unter Krisen jedweder Art, seien es Infektionserkrankungen, mittel- oder unmittelbare Kriegsbedrohungen oder der Klimawandel, werden die Jüngsten der Gesellschaft in besonderem Maße auch weiterhin leiden. Die DGSPJ fordert deshalb eine Nationale Präventionsstrategie mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche.

11.10.2023

Ihre Vulnerabilität erfordert daher schon prospektiv besondere Aufmerksamkeit und den präventiven Schutz der Gesellschaft, nicht erst dann, wenn neben individuellem Leid auch erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Ganz besonders betroffen sind diejenigen, die zudem noch ein zusätzliches körperliches oder psychisches Handicap haben. Die Zahl von Kindern mit individuellem Unterstützungs- und Förderbedarf nimmt stetig zu, und das nicht nur bei den nicht-übertragbaren Erkrankungen (NCD), bekräftigt Prof. Heidrun Thaiss, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), beim Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg. 15-25% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an chronischen Erkrankungen, davon allein 32.000 Kinder mit Diabetes Typ1, 15% an Übergewicht und Adipositas, 25% haben psychische Probleme. Zudem sind beispielsweise 0,5% aller Kinder von einer Epilepsie und eine noch höhere Zahl von Gelegenheitsanfällen betroffen, ergänzt Prof. Dr. Astrid Bertsche, Kongresspräsidentin der 74. Jahrestagung der DGSPJ in Hamburg.

10-Punkte-Programm

Die Verantwortlichen in Einrichtungen der frühen Bildung (zur Vorbeugung und frühen Gesundheitskompetenzvermittlung) und die Sozialpädiatrischen Zentren (zur Diagnostik und Behandlung) können den Unterstützungs- und Förderbedarf, auch wegen eigener personeller und struktureller Probleme nicht mehr auffangen, warnt Prof. Volker Mall, Co-Präsident der DGSPJ, in Hamburg im Rahmen der 74. Jahrestagung der DGSPJ. Die DGSPJ fordert deshalb eine Nationale Präventionsstrategie mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche und hat ein politisches Zehn-Punkte-Programm formuliert:

  1. Bei allen politischen Entscheidungen eine Vorab-Überprüfung der Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche.
  2. Etablierung eines dauerhaften interdisziplinären Präventionsrats mit entsprechender unterschiedlicher Expertise in Analogie des Corona-KiTa-Rats und des Expertengremiums der Bundesregierung in der Pandemie.
  3. Fokussierung auf die wissenschaftlich belegten evidenten Potenziale der frühen Prävention in Schwangerschaft, Kindheit und Jugend.
  4. Strategische Präventionsarbeit in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung mit Vermittlung von Gesundheitskompetenz (weg von „Projektitis“ hin zu Guter Gesunder KiTa und Schule).
  5. Etablierung des Schulfachs Gesundheit-/Sozialkompetenz.
  6. Flächendeckende Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften in interdisziplinären Teams, Impfaktionen und Schulsprechstunden.
  7. Stärkung der Kinder- und Jugendgesundheitsdienste im Rahmen des Pakts für den ÖGD.
  8. Überarbeitung der Kinderrichtlinien mit Aufnahme der U10, U11 und J2 in den Leistungskatalog der Kassen und damit konsequente Fortsetzung des erfolgreichen Vorsorgeprogramms der Kindergesundheitsuntersuchungen.
  9. Ausbau des Settingansatzes (Verhältnisprävention - individuelle Rahmenbedingungen) bei der Überarbeitung des Präventionsgesetzes.
  10. Schaffung eines nachhaltigen Bewusstseins für die Bedeutung von Gesundheitsförderung und Prävention neben Kuration und Rehabilitation für Kinder und Jugendliche als tragende Säule und Investition in die Zukunft der Gesellschaft.

Es ist Zeit für die Nationale Präventionsstrategie mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche: Jetzt agieren, nicht erst - zu spät - reagieren!

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Sozialmedizin e.V. vom 20.09.2023

Redaktion: Silja Indolfo

Back to Top