Zwischenruf

NACHGEDACHT – über Jugend- und Jugendverbandsarbeit in herausfordernden Zeiten

Ein Zwischenruf von Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. und AGJF Sachsen e.V. zur aktuellen Situation von Jugend- und Jugendverbandsarbeit weist darauf hin, dass die Sicherung der örtlichen Strukturen gerade in herausfordernden Zeiten mitgedacht werden muss.

15.10.2020

Nach dem Willen des Gesetzes (§ 82 SGB VIII) haben die Länder auf einen gleichmäßigen Ausbau der Einrichtungen und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe und damit auch der Jugend- und Jugendverbandarbeit hinzuwirken. Trotz allem Erreichten hat der Freistaat Sachsen auch da noch Hausaufgaben. Der Wille, diese zu erledigen, sollte sich in den kommenden Doppelhaushalten widerspiegeln und zeigen, dass Verantwortungsbewusstsein keine Einbahnstraße ist.

Die Welt steckt in einer ihrer größten Herausforderungen. Alle, jeder Mensch, jede Familie ebenso wie jede öffentliche Einrichtung - so auch jedes offene Haus und jeder Jugendverband sind aufgerufen, ihren Teil zu deren Bewältigung beizutragen. AGJF Sachsen e.V. und KJRS e.V. haben sich Ende April mit ihren Vorschlägen zur Wiederöffnung dafür stark gemacht, dass auch die Träger der Jugend- und Jugendverbandsarbeit ihren Beitrag leisten und ihre Leistungen, Potenziale, Kompetenzen sowie das Verantwortungsbewusstsein der dort engagierten haupt- und ehrenamtlichen Fachkräfte einbringen können.

Das Sozialministerium hat seinerzeit Experten zugehört, erarbeitete Konzeptvorschläge übernommen und beachtlichen Mut, aber vor allem Weitsicht bewiesen, als es Anfang Mai und damit im Bundesvergleich sehr schnell, die Angebote wieder starten ließ. Mit einem hohen Maß an Kreativität, Leistungsfähigkeit und Engagement, aber auch an fachlichem Wissen um die Lebenswelten und Bedürfnisse junger Menschen entwickelten die Engagierten in Vereinen, Verbänden oder offenen Häusern vielfältige Formate der Begegnung. Nach wochenlanger familiärer Isolation und Homeschooling wurden so endlich wieder Treffen mit Freunden möglich, konnten aber auch ohne Leistungsdruck Selbsterfahrungen mit unterschiedlichen Werten und Normen, Beteiligung oder Verantwortungsübernahme gemacht werden.

Seit Anfang Oktober rücken Begriffe wie etwa Neuverschuldung, Steuereinnahmen, Haushaltskasse oder freiwillige Leistungen wieder stärker in den Fokus der Diskussion - es ist die Zeit von Haushaltsverhandlungen. Insbesondere in herausfordernden Zeiten wie diesen wächst die Sorge, dass Vorhaben vorschnell auf den Prüfstand gestellt, vorhandene Strukturen hinterfragt und eine Konzentration auf das angemahnt wird, was vermeintlich Pflicht sei. Aber gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, sich zu besinnen und zu bekennen; Haushaltsverhandlungen sind deshalb auch immer Zeiten für kluge und weitsichtige Entscheidungen.

Jugend- und Jugendverbandsarbeit hat bewiesen, und das nicht erst in der Krise, dass sie besonders auf der örtlichen Ebene einen wichtigen Beitrag im institutionellen Gefüge des Aufwachsens junger Menschen leistet. Sie beantwortet das in sie gesetzte Vertrauen mit Verantwortungsbewusstsein und ihrem professionellen Wirken für und mit jungen Menschen. Jugend- und Jugendverbandsarbeit leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu individueller Entwicklung und damit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Freistaat. Im Gegenzug braucht sie ein klares politisches Bekenntnis zu vorhandenen Strukturen in kommunaler und überörtlicher Verantwortung.

Die freien Träger der Jugend- und Jugendverbandsarbeit haben geliefert...

Der Zwischenruf (PDF, 703 KB) steht auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. zum Download zur Verfügung.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V.

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