DKLK-Meinungstrend 2025

Mut zum Matsch – Aber: Naturbildung scheitert an Personalnot!

Die Umfrage zum Deutschen Kitaleitungskongress zeigt, dass Personalmangel weiterhin ein großes Problem für Kitas darstellt. Trotz der erkannten Vorteile von Naturbildung für Kinder – wie bessere Motorik und Gesundheit – hindern zu wenig Personal und fehlende Ressourcen viele Kitaleitungen daran, regelmäßige Naturerfahrungen anzubieten.

14.04.2025

  • Veröffentlichung eines bundesweiten Meinungstrends anlässlich des Auftakts des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) in Düsseldorf.
  • Wie in den Vorjahren beklagen Kitaleitungen zu wenig Leitungszeit und Arbeiten in aufsichtspflichtrelevanter Unterdeckung wegen Personalmangels.
  • Schwerpunkt Naturbildung: Kinder wollen gerne in die Natur, Leitungen sehen Vorteile für alle – aber Personalnot, mangelnde Qualifizierung und fehlende strukturelle Unterstützung lassen es oft nicht zu.

Für den DKLK-Meinungstrend haben 2.659 Kitaleitungen von Oktober 2024 bis Januar 2025 an einer Umfrage von FLEET Education, dem VBE und dessen Landesverbänden Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen teilgenommen. Schwerpunkt der Befragung ist die Naturbildung, denn: 

„Kinder brauchen Natur! Sie wollen draußen sein, entdecken und begreifen. Doch zu oft scheitert dies nicht an der Bereitschaft der Erzieherinnen und Erzieher, sondern an den Rahmenbedingungen. Es ist absurd, wenn engagierte Fachkräfte gerne mit den Kindern in die Natur gehen würden, aber Personalmangel und fehlender niedrigschwelliger Zugang sie hindern“, 

kritisiert Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Politisches Ziel: Fachkräftegewinnung

Die Zahlen zeigen, wie schon in den Vorjahren, dass die Arbeit in frühkindlichen Einrichtungen weiterhin von einem starken Personalmangel geprägt ist. Demnach geben die Hälfte der Kitaleitungen an, dass sie im letzten Jahr an durchschnittlich einem Tag in der Woche in Personalunterdeckung gearbeitet haben, also mit weniger Personal als es die Vorgaben, etwa zur Aufsichtsplicht, verlangen. Mehr als jede zehnte Kitaleitung gibt sogar an, in über 60 Prozent der Zeit so zu arbeiten. 

„Das hat Folgen! Für das Betreuungsangebot, die pädagogische Arbeit und nicht zuletzt die Gesundheit der Fachkräfte. Es ist so wichtig, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um mehr Personal zu finden. Gerade im Rahmen der Koalitionsverhandlungen muss die Gewinnung von Personal eine Rolle spielen“, 

fordert Tomi Neckov. Auch das Thema Leitungszeit müsse auf die politische Agenda. Noch immer berichten nämlich 6 von 10 Kitaleitungen, dass die tatsächliche Leitungszeit über der vertraglich vereinbarten liegt.

Defizite trotz erwiesener Vorteile

Der Meinungstrend zeigt: Naturerfahrungen in Kitas werden als elementar angesehen, kommen aber viel zu kurz. So bestätigen 78 Prozent der Kitaleitungen, dass Kinder die Natur den Räumen der Kita vorziehen. Nur ein Viertel der Befragten geben aber an, täglich einen Naturraum aufzusuchen (ohne Natur- und Waldkitas: 20 %). Etwa 40 Prozent der Befragten tun dies weniger als wöchentlich.

Dabei sehen die Kitaleitungen deutliche Vorteile von Naturbildung für Kinder: in den Bereichen Motorik (91 %), Gesundheit (84 %), Wohlbefinden (82 %) und Umweltbewusstsein (80 %). Eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung, Kreativität und des Spielverhaltens sehen drei Viertel der Befragten. Spannend ist auch, dass fast die Hälfte der Kitaleitungen angaben, dass durch den anderen Erfahrungsraum auch die Sprachentwicklung gefördert wird – das Schwerpunktthema des DKLK-Meinungstrends 2024. Zudem profitiert das Personal: Vorteile entstehen für Gesundheit und Wohlbefinden – durch geringere Lärmbelastung und eine Entlastung aufgrund der positiven Effekte auf das Verhalten der Kinder.

Politik in der Verantwortung – Lösungen müssen her!

Wie aber kann mehr Naturbildung in Kitas stattfinden? Laut Studie benötigen 71 Prozent der Kitaleitungen mehr Personal, um regelmäßige Naturerfahrungen zu ermöglichen. Ein weiteres Hindernis ist der fehlende niedrigschwellige Zugang zu Naturräumen (36 %). Der VBE fordert von Politik und Trägern, naturnahe Außengelände und den niedrigschwelligen Zugang zu Naturflächen zu fördern, denn: 

„Naturerfahrungen sind kein Luxus, sondern essenziell für die gesunde Entwicklung von Kindern. Schaut man auf das Kita-Qualitätsgesetz gibt es mit den Handlungsfeldern ‚Verpflegung und Bewegung‘ sowie ‚Sprachbildung‘ gleich zwei Ansatzpunkte, Naturbildung zu verorten. Dazu gehört auch, mehr Personal dafür fortzubilden und Konzepte für Naturpädagogik zu erstellen und umzusetzen – entsprechend der Bedarfe vor Ort. Da beißt sich aber die Katze in den Schwanz: Wo Leitungszeit knapp ist, können keine zusätzlichen Aufgaben übernommen werden. Es braucht daher auch die Unterstützung der Träger“, 

so Neckov.

Mut zum Matsch – Auf dem DKLK bekommen Kitaleitungen Unterstützung

Ein Hinderungsfaktor ist laut der Hälfte der Kitaleitungen auch die unzureichende Ausstattung und Kleidung der Kinder. Neckov erläutert: „Da geht es nicht um teure Markenkleidung, sondern adäquate Matschhosen und eine Mütze. Die gibt es auch beim Discounter. Wichtiger ist eine positive Einstellung der Eltern.“ Wie Kitaleitungen das unterstützen können und ihre Beschäftigten für Naturbildung stärken, lernen sie in Vorträgen und Workshops auf dem Deutschen Kitaleitungskongress.

Udo Beckmann, Leiter Kommunikation bei FLEET EDUCATION, die Mitausrichter des DKLK sind, sagt: 

„Wir zeigen Kitaleitungen, wie sie die Vorteile von Naturerfahrungen wissenschaftlich fundiert und praxiserprobt in ihren Alltag integrieren können – auch bei Personalmangel und ohne großen Mehraufwand. Denn mehr Natur im Kita-Alltag bedeutet zum Teil auch Entlastung für die Fachkräfte. Unser Ziel: Mut machen für mehr Natur in der Kita – damit aus kleinen Pflänzchen starke Persönlichkeiten wachsen! Denn wir wissen: Natur tut gut – und das ganz besonders unseren Kleinsten. Regelmäßige Naturerfahrungen fördern nicht nur die Gesundheit von Kindern, sondern stärken auch ihre Entwicklung in wichtigen Bildungsbereichen. Sie schaffen die besten Voraussetzungen für eine gelingende Bildungsbiografie. Gerade vor dem Hintergrund der festgestellten Defizite beim Übergang von der Kita in die Grundschule gewinnen Naturerlebnisse als Lernort mit allen Sinnen zunehmend an Bedeutung. Als Veranstalter des DKLK nehmen wir die aktuellen Studienergebnisse sehr ernst und rücken das Thema ‚Natur in der Kita‘ zukünftig noch stärker in den Mittelpunkt unserer Kongresse.“

Weitere Informationen

Statement Tomi Neckov zu den Ergebnissen des DKLK-Meinungstrends 2025 (PDF: 103 KB) 

Key Facts des DKLK-Meinungstrends 2025 (PDF: 1,61 MB)

Grafiken zur Studie (PDF: 3,42 MB) (Download PDF)

Quelle: Verband Bildung und Erziehung e.V. vom 25.03.2025

Redaktion: Zola Kappauf