Jugendforschung
Monitor Jugendarmut 2010: Jeder dritte Jugendliche in Ostdeutschland ist arm
Armut in Deutschland ist eine Frage des Alters: Wie der Monitor Jugendarmut 2010 der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. belegt, ist die Armutsquote bei Jugendlichen in Deutschland höher als bei allen anderen Altersgruppen.
20.06.2010
Darüber hinaus zeigt die aktuelle Übersicht zur Situation junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, dass die Chancen auf ein selbstbestimmtes Erwachsenenleben oberhalb der Armutsgrenze vor allem für Jugendliche aus Ostdeutschland deutlich geringer sind als für Jugendliche aus Westdeutschland. Schon jetzt ist jeder dritte junge Mensch in Ostdeutschland arm. Laut der gängigen Armutsdefinition der EU gilt als arm, wer in einem Haushalt lebt, dessen Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians der Einkommen in der gesamten Bevölkerung beträgt.
„Armut unter jungen Menschen zieht eine Grenze durch unser Land“, sagt Pater Franz-Ulrich Otto, Vorsitzender der BAG KJS. „Darüber hinaus haben vor allem benachteiligte Jugendliche mehr zu erdulden als materielle Unterversorgung. In einer wichtigen Phase ihrer Entwicklung werden sie gesellschaftlich ausgegrenzt und ihnen wird der Zugang zu Bildung und Kultur häufig verwehrt.
Hier ist die Politik gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und bestehende Ungerechtigkeiten in den Startchancen junger Menschen zu beseitigen.“
Ziel: Jugendarmut verhindern
Laut aktuellen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung stieg der Anteil der von Armut bedrohten jungen Menschen von 1998 bis 2008 in der Altersgruppe der 13 – 25-Jährigen um ein Drittel. Die schnell anwachsende Armut bei Jugendlichen und die damit einhergehenden Folgen für die Lebensperspektiven junger Menschen machen ein gemeinschaftliches Handeln von Gesellschaft, Politik und Kirche erforderlich.
Für die Katholische Jugendsozialarbeit stehen drei zentrale Forderungen gegen Jugendarmut im Vordergrund:
I. Die Würde von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt des Handelns stellen
Junge, von Armut betroffene oder bedrohte Menschen dürfen nicht auf Leistungsempfänger/-innen reduziert werden, die im schlechtesten Fall in „kein Angebot passen“, „aussanktioniert“ und von allen aufgegeben im Niemandsland unseres Sozialstaates landen.
II. Mehr ganzheitliches Fördern statt einseitiges Fordern
Statt einem Mehr an Forderungen benötigen junge Menschen adäquate, individuelle Förderung. Deshalb muss die Jugendhilfe im Zusammenspiel der Sozialgesetzbücher II, III, und VIII eine eindeutige Koordinierungsfunktion erhalten. Der Gesetzgeber wird aufgefordert, die bestehenden Gesetze dahingehend zu entwickeln und zu profilieren, dass Leistungen kombinierbar werden. Nur so können junge Menschen in ihren spezifischen Lebens- und Problemlagen, bei ihrer persönlichen, schulischen und beruflichen Entwicklung unterstützt werden.
III. Jugendarmut durch gezielte und sinnvolle staatliche Transferleistungen wirksam bekämpfen
Der Regelbedarf im Sinne eines altersspezifischen soziokulturellen Existenzminimums von Jugendlichen muss ermittelt werden und der monatliche ALG II-Regelsatz entsprechend nach oben korrigiert werden. Zudem müssen die Regelsätze den Preissteigerungen für Güter in für Jugendliche relevanten Lebensbereichen angepasst werden.
„Ein entscheidender Schritt für die Überwindung von Jugendarmut in Deutschland kann die Umsetzung des Hartz IV-Urteils vom Bundesverfassungsgericht sein“, sagt Pater Franz-Ulrich Otto. „Ziel sollte es sein, die neuen Sätze am tatsächlichen Bedarf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu orientieren. Dazu gehört es unter anderem, unterstützende Sachleistungen gerade zur Förderung beispielsweise im Bereich Bildung sinnvoll einzusetzen.“
Weitere Informationen finden sich unter www.jugendarmut.info
Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V.
ik
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