Konferenz

Lösungsansätze gegen die vielen Facetten der Armut

Ende August 2024 veranstaltete die Saarländische Armutskonferenz (SAK) e.V. mit ihren Kooperationspartner*innen der AWO-Saar sowie dem DBSH LV Saar eine Fachveranstaltung unter dem Thema „Strategien gegen Armut im Gemeinwesen / Quartier / Sozialraum“. Ziel der Veranstaltung war es, verschiedene Ansätze zur Bekämpfung von Armut zu beleuchten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

20.09.2024

Im Mittelpunkt der Diskussion standen die drei wesentlichen Formen der Armutsbekämpfung: Gemeinwesenarbeit, Quartiersmanagement und quartiersbezogene Armutsbekämpfung. Expert*innen aus den jeweiligen Bereichen stellten ihre Arbeit vor und diskutierten über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Ansätze. Im Plenum stellten sich die Expert*innen aus Politik, Wohlfahrtsverbänden und Gesellschaft den Fragen des Moderators Michael Leinenbach, Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz (SAK).

Christoph Jacob, stellvertretender Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz (SAK), begrüßte in seiner Eröffnungsrede zur Fachveranstaltung die zahlreichen Gäste, darunter Vertreter*innen aus Politik, Wohlfahrtsverbänden, Gesellschaft und der Presse. Er dankte insbesondere den anwesenden Expert*innen für ihre Teilnahme und ihre Bereitschaft zum Austausch. 

„Armut ist ein komplexes Problem, das vielfältige Ursachen hat“, 

betonte Christoph Jacob weiter. 

„Um Armut effektiv zu bekämpfen, bedarf es einer engen Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden und Zivilgesellschaft.“

Bettina Altesleben, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes, unterstrich die Bedeutung der Prävention und betonte, dass Armut nicht nur eine finanzielle Frage sei, sondern auch soziale Aspekte wie Einsamkeit eine Rolle spielten. Die Gesellschaft müsse zusammenarbeiten, um Armut zu bewältigen – im Talk mit anderen. Nur zusammen gebe es Lösungsansätze und Wege. Armut habe sehr viele Facetten.

Tobias Raab, Beigeordneter der Landeshauptstadt Saarbrücken, hob die Wichtigkeit des Austauschs und der Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene hervor. Er lobte die Zusammenarbeit. Die Ansprechpartner*innen der Gemeinwesenarbeit sagten nie, dass sie für diese oder jene Arbeit nicht zuständig seien.

Kooperationspartner dieser Fachveranstaltung, der „Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit“ – Landesverband Saar (DBSH LV Saar), hob in seinem Grußwort, vorgetragen durch Gabriele Böhme – Vorstandsmitglied der SAK sowie des DBSH LV Saar -, den historischen Bezug und den Auftrag der Gemeinwesenarbeit politisch zu handeln und sich als politische Lobby zu verstehen, hervor. 

„Der DBSH Saar betont die historische und politische Bedeutung der Gemeinwesenarbeit. Die Wurzeln der Gemeinwesenarbeit liegen in emanzipatorischen Bewegungen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Teilhabe einsetzten. Auch heute noch ist es der Auftrag der Sozialen Arbeit, sich für die Rechte und Bedürfnisse benachteiligter Gruppen einzusetzen. Die Berufsethik des DBSH verpflichtet Sozialarbeiter*innen, sich aktiv in politische Prozesse einzubringen und als Lobby für soziale Gerechtigkeit zu wirken. Die heutige Veranstaltung bietet die Gelegenheit, die aktuelle Bedeutung der Gemeinwesenarbeit zu diskutieren und ihre Rolle in einer sich verändernden Gesellschaft zu beleuchten.“

Im Grußwort von Jürgen Nieser, Landesgeschäftsführer AWO Saarland, welches in Vertretung von Michael Leinenbach verlesen wurde, machte dieser deutlich: 

„Armut geht uns alle an. Armut ist kein Gendefekt, keine höhere Gewalt und auch nicht gottgegeben. Und Armut ist nicht selbst verschuldet. Armut wird von Menschen gemacht. In wohlhabenden Staaten wie der Bundesrepublik existiert Armut nur, weil sie toleriert, ignoriert und bis zu einem gewissen Grad auch politisch gewollt ist. Die Armutszahlen steigen und die soziale Ungleichheit wächst. Dabei handelt es sich schon längst nicht mehr um ein Randphänomen. Strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen verursachen Armut und soziale Ungleichheit, diskriminieren und verhindern soziale Mobilität“.

Sandrine Boudot, Leiterin des Referates F6, Sozial- und Armutsberichterstattung Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, ging auch auf die Frage der Moderation bzgl. der Ansätze der Landesregierung auf die quartiersbezogenen Armutsbekämpfung ein. Ansätze seien über alle Politikfelder in Bewegung, denn in den Quartieren sollte es vorangehen. Sie stellte unter anderem ein neues Handlungsfeld des ressort- und ebenen übergreifenden Ansatzes der quartiersbezogenen Armutsbekämpfung vor. Mittels neu eingestellter Netzwerker*innen sollen viele Angebote noch besser vernetzt werden. Die SAK hatte das Ministerium darum gebeten, eine Landesarbeitsgemeinschaft zu gründen, die neutral geleitet werden sollte.

Für Werner Hubertus, Caritas-Gemeinwesenarbeit-Friedrichsthal, gebe es für die Gemeinwesenarbeit einen elementaren Bestandteil: Reden, Reden, Reden. Dies sei das A und O der Gemeinwesenarbeit. Im Grunde seien die betroffenen Menschen die jeweiligen Quartiersmanager*innen. „Nicht wir, sondern die Menschen sind die Experten“, so Hubertus. Die Menschen wissen was zu tun ist. Die Arbeit der GWA sei es auf Augenhöhe zuzuhören.

Anne Fennel, Geschäftsführerin Diakonie Saar, konnte dies aus ihrer Sicht nur bestätigen. Grundangebote müssen besser verbunden werden. Die Ausrichtung müsse sich den jeweiligen Bedarfen anpassen. Dr. Şennur Ağırbaşlı, Projektleitung AWO-Stadtteilprojekte, „Nachbarn kommen zusammen“, Völklingen-Wehrden, „Leben in Spiesen-Elversberg“, betonte den zusätzlichen Aspekt, dass in ihrer Arbeit auch kulturelle Hürden zu bewältigen seien. Es sei regional sehr wichtig auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, bevor sich diese, durch die unterschiedlichen Arten der Armut, zurückziehen würden.

Die Expert*innen waren sich einig, dass die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen müssen. Es bedarf einer individuellen und bedarfsorientierten Unterstützung. Dabei spielen lokale Netzwerke und die Beteiligung der Betroffenen eine entscheidende Rolle.

Wichtig sei die Vielfältigkeit und Diversität der verschiedenen Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit zu berücksichtigen. Dies wurde an dieser Fachveranstaltung nochmals klar hervorgehoben.

Am Ende dankte Moderator, Michael Leinenbach, den anwesenden Diskutanten*innen des Plenums für die ausführlichen Darbietungen. Zum Ende der Diskussionsrunde wurde auch das Publikum mit einbezogen, das Fragen an die Expert*innen des Plenums stellen konnte.

Diese Fachveranstaltung war der Auftakt der Aktionstage zum „Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut“ auf. Diesjähriges Motto der SAK ist „Armutsbekämpfung – Investition in den sozialen Frieden und in die Zukunft“.

Quelle: Sven Mohr für die Saarländische Armutskonferenz im September 2024

Redaktion: Zola Kappauf

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