Demokratiebildung
Kuratorium der GMK berät mit Vertreter*innen des Bundesfachverbands für Medienbildung zum Verbot von Smartphones an Schulen

Das GMK-Kuratorium diskutierte in Kassel aktuelle Themen wie Smartphone-Verbote an Schulen und politische Medienbildung. Es fordert statt Verboten eine Stärkung der Medienkompetenz durch individuelle Förderung, digitale Teilhabe und sichere Online-Räume. Das Berliner Plädoyer aus 2024 unterstützt diese Ziele.
21.05.2025
Das Kuratorium der Gesellschaft für Medien- und Kommunikationskultur e.V. (GMK) hat sich in dieser Woche mit Vertreter*innen des GMK-Vorstands und der Geschäftsführung in der Hessischen Landesmedienanstalt in Kassel getroffen. Die Expert*innen der Medienbildung aus ganz Deutschland setzten sich intensiv mit aktuellen Themen wie den Verbotsdebatten um Smartphones in Schulen sowie der Relevanz von politischer Medienbildung für Schutz und Sicherung der Demokratie auseinander. Zudem ging es in der Sitzung um das Berliner Plädoyer, welches Ende 2024 gemeinsam mit dem Kuratorium initiiert und bis heute von über 500 Einzelpersonen und Institutionen unterzeichnet wurde. Darin wird eine umfassende Bildungsoffensive zur Stärkung von Medienkompetenz und Demokratiebildung gefordert.
Aus der aktuellen Diskussion um ein Verbot der privaten Smartphone-Nutzung an Schulen ergeben sich Denkanstöße, die auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit berühren. Eine Überlegung dazu lautet:
Könnte ein solches Verbot dazu führen, dass bestehende soziale Ungleichheiten für strukturell benachteiligte Jugendliche eher weiterbestehen oder sich sogar verstärken?
„Viele Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten Lebensverhältnissen erhalten im Elternhaus oder im Freundeskreis oftmals wenig pädagogische Begleitung und kaum gezielte Förderung im Bereich der Medienkompetenz. Nicht selten fehlt es ihnen auch an digitaler Infrastruktur und damit am Zugang zu digitalen Bildungsressourcen“,
erklärt Jochen Fasco, Vorsitzender des GMK-Kuratoriums und Beauftragter für Medienkompetenz der Medienanstalten.
„Wenn weiterführende Schulen in Pausenzeiten und darüber hinaus gänzlich auf Smartphone-Nutzung verzichten würden, könnte damit ein möglicher Erfahrungsraum verloren gehen, in dem Jugendliche bestenfalls gemeinsam alltägliche Medienpraktiken reflektieren und einüben können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Schulen damit auch einen Teil ihrer Chance verlieren, soziale Unterschiede in der digitalen Teilhabe auszugleichen.“
„Weiterhin können private Smartphones nicht mehr als Bildungs- und Assistenztools für Kinder und Jugendliche mit Sprachbarrieren, Lernschwierigkeiten, körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen genutzt werden“,
so Rüdiger Fries, Co-Vorsitzender der GMK.
Mit Verweis auf einen aktuellen Blogbeitrag der Sprecherin der GMK-Fachgruppe Schule, Dr. Lea Schulz, führt er aus:
„Das Ausweichen auf schuleigene Endgeräte ist kein adäquater Ersatz, denn die Schüler*innen brauchen vertraute, individuell konfigurierte Geräte mit Apps, die sie beherrschen und die sich kontinuierlich an ihre Bedarfe z. B. im Bereich von Übersetzung, Spracherkennung und weiteren Assistenzfunktionen anpassen. Grundsätzlich sollte nicht über Verbote, sondern stattdessen über Ermöglichung und Befähigung diskutiert werden!“
Zudem fehlt es nach wie vor in vielen Schulen an leistungsfähigen digitalen Endgeräten und Internetzugängen, auf die Schülerinnen und Schüler zurückgreifen könnten.
„Statt genereller Smartphoneverbote an Schulen braucht es eine Bildungspolitik, die dazu bereit ist, statt vermeintlich einfacher Lösungen komplexe Antworten auf komplexe Fragen zu finden. Sie sollte junge Menschen stärken, indem sie sie an der Entwicklung von Regulierungsmaßnahmen beteiligt, Bildungspartnerschaften von schulischer und außerschulischer Medienpädagogik ermöglicht sowie Plattformbetreiber zur Bereitstellung sicherer Online-Räume verpflichtet“,
ergänzt Co-Geschäftsführerin Dr. Friederike von Gross.
Informationen zum Berliner Plädoyer
Über die GMK
Kreativ und kritisch mit Medien leben: Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (GMK) wurde 1984 als Zusammenschluss von Fachleuten aus den Bereichen Bildung, Kultur und Medien gegründet. Als bundesweiter Fachverband setzt sie sich für die Förderung von Medienpädagogik und Medienkompetenz ein. Auch in der Schweiz und in Österreich ist die GMK aktiv. Sie bringt medienpädagogisch Interessierte und Engagierte aus Wissenschaft und Praxis zusammen und sorgt für Information, Austausch und Transfer. Die GMK ist ein gemeinnütziger Verein und Trägerin der Jugendhilfe. Als größter medienpädagogischer Dach- und Fachverband für Institutionen und Einzelpersonen ist die GMK Plattform für Diskussionen, Kooperationen und neue Initiativen. Sie vergibt den bundesweiten Dieter-Baacke-Preis für Projekte zur Förderung der Medienkompetenz, gibt Publikationen und Materialien heraus, bietet Fachberatung, veranstaltet Tagungen und Seminare und entwickelt und erprobt Modellprojekte. Weitere Informationen unter gmk-net.de.
Quelle: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) e.V. vom 15.05.2025
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