Bayern

Kürzungen gefährden Attraktivität der Freiwilligendienste

Freiwilligendienste führen junge Menschen häufig erstmals an gesellschaftliches Engagement heran, geben ihnen Orientierung bei der Berufswahl und vermitteln ihnen persönliche Erfahrungen, was sie bewegen können, wenn sie sich aktiv in die Gemeinschaft einbringen. Daher kritisiert der Bayerische Jugendring (BJR) die vorgesehenen Kürzungen der Bundesregierung im Bereich der Freiwilligendienste.

15.11.2023

 Der Bayerische Jugendring (BJR) kritisiert die vorgesehenen Kürzungen der Bundesregierung am Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), Bundesfreiwilligendienst und am internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD). In ihrem Beschluss „Freiwilligendienste stärken statt kürzen“ hat sich die 163. BJR-Vollversammlung im Oktober für eine Rücknahme der angedrohten Kürzungen ausgesprochen. Der Beschluss fordert weiterhin, dass die ohnehin finanziell knapp ausgestatteten Freiwilligendienste von Landes- und Bundesebene bedarfsgerecht finanziert werden müssen.

Soziale Einrichtungen von Kürzungen mitbetroffen

„Sollte die Ampelregierung an ihren Sparplänen festhalten und diese umsetzen, hätte dies nicht nur in der Jugendarbeit eine Finanzierungslücke seitens der Träger und damit den Wegfall von Einsatzstellen zur Folge. Auch soziale Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime hätten mittel- bis langfristig mit drastischen Auswirkungen zu kämpfen“,

betont BJR-Präsident Philipp Seitz. Die drohenden Kürzungen könnten dazu führen, dass deutlich weniger Freiwillige als bisher sachkundig angeleitet werden und damit die Unterstützung Freiwilliger in Kitas, Schulen, Sportvereinen, in der Kultur, beim Naturschutz und in der Pflege künftig weitgehend wegfällt – mit empfindlichen Effekten auf das gesellschaftliche Gefüge:

„Die Freiwilligendienste sind eine wertvolle und wichtige Möglichkeit, junge Menschen an die Arbeitsfelder sozialer Arbeit heranzuführen und sie in dieser wichtigen beruflichen Orientierungsphase gleichzeitig Selbstwirksamkeit erfahren zu lassen“, unterstreicht Seitz. „Auf diese Möglichkeit dürfen wir auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel nicht verzichten. Denn wenn viele soziale Dienstleistungen in Zukunft eingeschränkt werden müssten, ist das eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Stimmen von Freiwilligendienstträgern äußern sich kritisch

Auf die Bedeutung der Arbeit Freiwilliger und ihre künftigen Herausforderungen haben in den letzten Wochen auch verschiedene Träger von Freiwilligendiensten in Bayern aufmerksam gemacht. Hier einige Stimmen:

Maria-Theresia Kölbl, Bund der Katholischen Jugend, Landesverband in Bayern

Die Kürzungen in den Freiwilligendiensten würden dazu führen, dass wir einige unserer Freiwilligenplätze streichen und in diesem Zuge pädagogisches Personal entlassen müssten – das würde auch bedeuten, dass die pädagogische und persönliche Begleitung der restlichen Freiwilligen eingeschränkt werden muss. Fehlen Freiwillige, so fehlen in den Einsatzstellen wichtige Zusatzkräfte vor Ort, die vor allem im Zwischenmenschlichen viel erreichten können. Und zuletzt würde vielen jungen Erwachsenen, also denen, die am meisten unter den Krisensituationen leiden mussten, die Möglichkeit auf ein Orientierungsjahr genommen.

Birgit Schuster, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Landesverband Bayern

Freiwilligendienste stellen insbesondere für junge Menschen eine außergewöhnliche Entwicklungs- und Lernmöglichkeit in der Praxis dar und einen Einstieg in die vielfältige soziale Arbeitswelt. Für uns als Gesellschaft sind Freiwilligendienste eine große Bereicherung, da sie gemeinnütziges Engagement, solidarisches Miteinander und Zukunftsorientierung verkörpern.

Die geplanten finanziellen Kürzungen der Bundesmittel für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ebenso wie für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) bedeuten in unseren Augen als Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. drastische Einschnitte in das sozialgesellschaftliche Miteinander und in die Entwicklungsmöglichkeiten von jungen Menschen.

Michael Weiß, Bayerische Sportjugend im BLSV

Durch die aktuellen geplanten Kürzungen der Bundesregierung im Freiwilligendienst verlieren wir pro Jahr über eine Viertel Millionen Stunden an freiwilligem, jungem Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit im Sport in Bayern. Die Kürzungen betreffen nicht nur junge Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten möchten, aber aufgrund gekürzter Platzzahlen nicht dürfen, sondern darüber hinaus Hunderttausende Kinder und Jugendliche in den Sportvereinen in Bayern. Wir fordern die Bundesregierung nochmals auf, diesen gesellschaftspolitischen Irrweg zu verlassen.

Markus Weber, Kreisjugendring Miesbach

Circa 75% der jungen Menschen, die beim Kreisjugendring Miesbach ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert haben, entscheiden sich nach den Erfahrungen dieses Jahres für einen Berufsweg als Erzieher*in oder Lehrkraft. Wer am falschen Ende spart, darf sich nicht über den Mangel an Menschen, die im Jugendbereich arbeiten, beklagen. Im schlimmsten Fall bleiben die eigenen Kinder auf der Strecke.

Quelle: Bayerischer Jugendring vom 06.11.2023

Redaktion: Kathrin Stopp

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