Kinderschutz
Kriminalstatistik: Missbrauchsbeauftragter besorgt über Ausmaß von sexueller Gewalt an Kindern
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Anlässlich der Bekanntgabe der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2019 äußerte sich der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, äußerst besorgt über das erneut sichtbare Ausmaß von sexuellem Kindesmissbrauch und den deutlichen Anstieg bei sogenannter Kinderpornografie. Der Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen müsse gerade jetzt und auch nach der Corona-Krise konsequenter geführt werden, so Rörig.
25.03.2020
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2019 weist einen Anstieg um dramatische 65% bei Verbreitung, Besitz, Erwerb und Herstellung von sogenanntem kinderpornographischem Material im Vergleich zum Vorjahr aus. Laut Bundeskriminalamt (BKA) gab es im Jahr 2019 in diesem Bereich rund 12.300 den Ermittlungsbehörden bekannt gewordene Fälle, im Vorjahr waren es noch rund 7.450 Fälle.
Das Zahlenwerk der PKS dokumentiert auch für das Jahr 2019 unendliches Leid von Kindern und Jugendlichen durch sexuelle Gewalt, das sie in ihren eigenen Familien, anderen Tatkontexten und durch die Herstellung von sogenannter Kinderpornografie erlitten haben.
Maßnahmen ausbauen und Umsetzung beschleunigen
Für den Missbrauchsbeauftragten sind die Zahlen jedes Jahr ein deutliches Zeichen dafür, dass die bisherigen Anstrengungen von Politik und Gesellschaft im Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch und sogenannte Kinderpornografie noch lange nicht ausreichen und viel zu schleppend voranschreiten: „In den letzten Monaten sind auf Bundesebene und beispielsweise auch in Baden-Württemberg und Nordrhein Westfalen wichtige Weichen für eine Verstärkung von Prävention und Intervention gestellt worden: Die Möglichkeiten der verdeckten Ermittlung von Staatsanwaltschaften und Polizei („Keuschheitsprobe“ bei Zutritt zum Darknet) sind verbessert worden, die Versuchsstrafbarkeit von Cybergrooming ist eingeführt, der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen konstituiert und eine Meldepflicht für Internet-Service-Provider bei sogenannter Kinderpornografie aktuell geplant. All diese Maßnahmen sind richtig und sehr wichtig.“
Gefahr für Gewalt in der Familie steigt in der Corona-Krise
Auch den Unabhängigen Beauftragten bewegt die Corona-Krise, persönlich und als Amtsinhaber. Denn: „Die starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens können die Gefahr für Gewalt in der Familie insgesamt und auch für sexuellen Kindesmissbrauch erhöhen. Eine mögliche Gefährdungslage oder Zuspitzung einer familiären Krisensituation wird noch schwerer bemerkt werden, ein Kind in Not noch leichter aus dem Blick geraten. Es ist wichtiger denn je, innerfamiliär nicht wegzuschauen, sondern zu handeln, wenn ein Verdacht oder ein „komisches Gefühl“ besteht. Gerade in Zeiten physischer Distanz darf schützende soziale Nähe und Verantwortung nicht aufgegeben werden“, so Rörig.
Auch wenn Gesellschaft und Politik aktuell von so vielen existenziellen Herausforderungen überrollt werden, müsse gerade während und auch nach der Corona-Krise der Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch und sogenannte Kinderpornographie verstärkt fortgeführt werden. Dazu sind ein starker politischer Wille und auch künftig zusätzliche personelle, technische und finanzielle Ressourcen erforderlich. Die starke Reaktion der Politik auf die Corona-Krise zeigt in positiver Hinsicht, was Politik bewegen kann.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 findet sich auf der Webseite des Bundeskriminalamts.
Hilfetelefone und Online-Beratung
Diejenigen, die wissen wollen, wie sie ihr Kind oder ein Kind, das sie kennen, das in der Nachbarschaft lebt, schützen können, sollten sich kostenfrei und anonym an das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden. Ein psychologisch und pädagogisch ausgebildetes Team mit langjähriger beruflicher Erfahrung im Umgang mit sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen hört zu, berät und gibt Informationen.
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (kostenfrei und anonym): 0800 22 55 530 und www.hilfetelefon-missbrauch.de
Online-Beratung für Jugendliche: www.nina-info.de/save-me-online
Oftmals ist auch in örtlichen Fachberatungsstellen trotz der eingeschränkten Möglichkeiten eine telefonische oder digitale Beratung möglich. Bundesweite Adressen können am Hilfetelefon erfragt werden und sind auf dem www.hilfeportal-missbrauch.de zu finden.
Quelle: Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 24.03.2020
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