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Kraftquellen – Praxisbeispiel zur Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Das Projekt Kraftquellen untersucht Coachingprozesse im FSJ. Im Zentrum stehen die Veränderungen und Wechselwirkung individueller Lebensfragen, des Wohlbefindens und der Geduld über die Zeit. Junge Erwachsene partizipieren als Co-Forscher/-in. Lesen Sie hier in der Reihe des Fachkräfteportals „Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ mehr zu den Projektinhalten, zur Finanzierung und zu weiteren notwendigen Umsetzungsressourcen.

20.12.2021

Praxisbeispiel Kraftquellen 

Projekttitel

Kraftquellen im FSJ: SNS-Prozessmonitoring im Coaching. Ressourcen junger Erwachsener in Übergängen.

Träger und Handlungsfeld in der Kinder- und Jugendhilfe

Erzbischöfliches Jugendamt München und Freising – Fachreferat Jugend und Arbeit 

Projektmitarbeitende: Anzahl, Umfang, Qualifikation, Kooperation

Die Projektleitung: Diplom-Sozialpädagogin, Teilzeit, Ausbildungen in Systemischer Therapie/Beratung/Supervision. Dazu vier unterstützende Coaches diverser Grundberufe und systemischer Ausbildung.

Projektziele

Problemlage bzw. Ausgangslage zur Projektentwicklung

Zu Beginn des Projektes 2015 bestand die Herausforderung, dem gestiegenen Leistungsdruck auf junge Menschen zu begegnen. Alle Angebote zum Thema „Burnout" aus dem Referat Jugend und Arbeit wurden sehr gut von der Fachbasis angenommen. Es war aber nicht jenseits der bekannten Jugendstudien bekannt, wie junge Erwachsene (als neu definierte Generation) Veränderungen im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit konkret im Alltag erleben. Und welcher Auftrag sich hierdurch für das Coaching in dem Referat stellt. Von daher wurde das „Projekt Kraftquellen" gestartet. Und es hat sich gelohnt. Die beteiligten jungen Menschen haben ein intensives Coaching erhalten.
Von ihnen und mit ihnen konnten konnte erfahren werden, was sie bedrückt, was sie freut und was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Dabei sind die Beziehungen zur Familie und zu engen Freunden  sowie eine Bildung ohne Druck, aber als Prozess mit Zeit, ihre wichtigsten Anliegen.

Gerade jetzt in der Corona-Krise im Jahr 2021 zeigt sich, wie notwendig es ist, gesunde sowie kranke junge Erwachsene in ihren ganzen Veränderungsvorhaben und Ressourcen engagiert zu unterstützen, damit sie sich getragen und für die Zukunft gestärkt fühlen. Das „Projekt Kraftquellen" macht Mut: Beziehung und Beratung gelingen auch digital, wenn gleichzeitig ein vertrauensvolles Miteinander und ein wirklicher Raum für ein „Gesehen-Werden" eröffnet wird.

Ziele

Anlässlich des gestiegenen Drucks auf junge Erwachsene untersucht das „Projekt Kraftquellen" Coachingprozesse im FSJ. Im Zentrum stehen die Veränderungen und Wechselwirkung individueller Lebensfragen, des Wohlbefindens und der Geduld über die Zeit. Junge Erwachsene partizipieren als Co-Forscher/-in.

Zwei Perspektiven auf das Projekt:

  • Coachee: Es ist ein „Selbstfindungsprojekt", individuell, persönlich. Mitmachen lohnt sich. Die Spanne des Projektes.
  • Coach: „Es ist dokumentierter, verbindlicher und auch durch die IT-Unterstützung transparenter als andere Verfahren. Es bietet eine übergeordnete Perspektive".

Zielgruppen des Projektes

Das FSJ bildet den Querschnitt aller Schulabschlüsse ab. Ein SNS-Prozessmonitoring stellt Coach und Coachee partizipativ auf Augenhöhe. Die Individualität junger Erwachsener im Coaching wird sichtbar. Gesundheit ist jungen Erwachsenen ein Anliegen, die Geduld sichert als neue Ressource Nachhaltigkeit.

Konzept und Ergebnisse

Konzeption des Projektes

Das Projekt bietet jungen Erwachsenen die direkte Erfahrung eines Coachings zu wichtigen Anliegen. Die Teilnahme ist freiwillig und geht per Handy bis zu über hundert Tagen.  Junge Erwachsene erfahren über die Sichtung ihrer individuellen Zeitreihen einen „Spiegel" auf sich selbst. Umbrüche und Veränderungen lassen sich durch Tagebuchnotizen sinnvoll deuten. Die Mischung zwischen digitalem Prozessmonitoring und analoger Begegnung und Beziehung im Coaching ist wertvoll. Das Projekt ist darin innovativ und bietet der Praxis wie der Forschung wichtige Erkenntnisse zur Lebenslage, den Ressourcen und Anliegen junger Erwachsener.

Welche Ergebnisse sind erzielt worden?

Diese sind in dem Abschlussbericht aufgeführt:

Autor/-in: Siebert-Blaesing, Bettina; Biberger, Sonja; Kargl, Claudia; Petry, Sebastian; Raschke, Elisabeth; Roepfl, Nikolaus; Schiepek, Günter
Titel: SNS-Prozessmonitoring im Coaching. Ressourcen junger Erwachsener in Übergängen. Projekt Kraftquellen im FSJ, Abschlussbericht aus dem Fachreferat Jugend und Arbeit
Quelle: München, Erzbischöfliches Jugendamt München und Freising 2021, S. 31 

Informationen zum Abschlussbericht stehen auf der Website von peDOCS zur Verfügung. 

Was sind die Maßnahmen zur Qualitätssicherung / zum Monitoring? 

Das Projekt Kraftquellen wurde über das Fachreferat Jugend und Arbeit des Erzbischöflichen Jugendamtes München und Freising zwischen 2015 und 2021 durchgeführt. Hierbei wurden Coachingprozesse junger Erwachsener in ihren individuellen Fragestellungen, ihrer gesundheitlichen Veränderungsdynamik und im Einfluss der Geduld auf die Persönlichkeitsentwicklung untersucht. Methodisch wurde für das qualitative, anwendungsorientierte Prozessmonitoring das Synergetische Navigationssystem (SNS) eingesetzt. Die Teilnehmer/-innen absolvierten alle ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Erzdiözese. Ihre Begleitung war von daher für das Fachreferat interessant, weil die Lebensphase zwischen Schule, Studium und/oder Ausbildung mit vielen Entscheidungen und Fragestellungen verbunden ist. Als Begleitprojekt des im Jahr 2021 veröffentlichten Forschungsprojektes Geduld als Ressource soll das Projekt Kraftquellen Aufschluss darüber geben, zu welchen Fragestellungen junge Erwachsene in beruflich-privaten Übergängen ressourcenorientiert durch Einzelcoaching, insbesondere im Kontext der Kirchlichen Jugendarbeit, unterstützt werden können.

Finanzierung und Förderung

Wie ist das Projekt finanziert bzw. gefördert?

Die Teilnehmer/-innen erhalten ein kostenfreies Coaching. Das Projekt (z.B. Räume, Coaches, Verwaltung) wird über kirchliche Eigenmittel getragen. Die SNS-Methodik wird über die Plattform des Center of Complex Science (CCSYS; Prof. Schiepek) zur Anwendungsforschung gestellt und beraten.

Gibt es eine Unterstützung durch die Kommune oder durch ein kommunales Netzwerk?

Es gab keine kommunale Förderung oder Vernetzung. Die Einbindung in die synergetisch-systemische Community der Fachverbände SGI DGSF war aber sehr intensiv.

Inwieweit wird das Projekt fortgeführt?

Das Projekt wurde beendet, da es sowohl Ergebnisse gezeigt hat, aber gleichzeitig nicht über den Etat hätte weiter finanziert werden können.

Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Wie hat sich die Arbeit durch die Pandemie verändert?

Die Arbeit ist insgesamt digitaler geworden. Dies ist oft sehr kreativ. Gleichzeitig werden junge Menschen mit psychischen Belastungen durch fehlende niedrigschwellige Angebote in der Pandemie kaum mehr erreicht.

Was bräuchten Einrichtungen um Gesundheitsförderung als Bestandteil ihrer Arbeit zu etablieren?

Einen klaren Auftrag zur Gesundheitsförderungen an die Organisationen der Jugendhilfe. Etats, geschulte Mitarbeiter/-innen, bekannte Netzwerke vor Ort.

 

Für Fragen zum Projekt steht folgender Kontakt zur Verfügung:
Erzbischöfliches Jugendamt München und Freising - Fachreferat Jugend und Arbeit 
Fachreferentin Jugend und Arbeit: Dr. Bettina Siebert-Blaesing
bsiebert@ejamuenchen.de
Preysingstraße 93
81667 München
 

Redaktion: Iva Wagner

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