Kindertagesbetreuung
Kleine Fortschritte trotz extremer Belastungsphase

Der vierte ERiK-Forschungsbericht zur „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ zeigt auf, wie sich die Qualität in der Kindertagesbetreuung entwickelt. Dabei werden verschiedene Perspektiven auf Qualität abgebildet. Deutlich wird ein bisher unzureichender Ausbau von Leitungsressourcen, eine Tendenz zum Drop-out und ein Bedarf an mehr Fläche pro Kind.
28.05.2025
Um den Zugang zur Kindertagesbetreuung und deren Qualität zu verbessern stellt der Bund den Ländern von 2023 bis 2026 insgesamt rund acht Milliarden Euro zur Verfügung. Basis dafür ist das sogenannte KiTa-Qualitätsgesetz, welches das „Gute-Kita-Gesetz“ fortschreibt, und festlegt, wofür das Geld ausgegeben werden darf. In sieben von zehn darin definierten Handlungsfeldern werden perspektivisch bundesweite Qualitätsstandards angestrebt, unter anderem für ein bedarfsgerechtes Angebot, für einen Personal-Kind-Schlüssel, für die Gewinnung und Sicherung qualifizierter Fachkräfte und für die Stärkung der Leitung. Es geht in erster Linie darum, das Personal in den Kitas zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen, aber beispielsweise auch um räumliche Verbesserungen sowie die Förderung der kindlichen Entwicklung, Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Welche Fortschritte in allen zehn Handlungsfeldern und durch die Maßnahmen zur Entlastung der Eltern von den Beiträgen erzielt wurden, ermitteln seit dem Jahr 2019 Wissenschaftler*innen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund im Projekt „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ (ERiK) anhand eines bundesweiten Monitorings. Nun haben sie den vierten ERiK-Forschungsbericht veröffentlicht.
Monitoring bildet verschiedene Perspektiven auf Qualität ab
Für das Monitoring werteten die Wissenschaftler*innen die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik und den Mikrozensus aus sowie ein Zusatzmoduls der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS), über das jährlich bis zu 20.000 Eltern zu ihrer Zufriedenheit mit der Kindertagesbetreuung befragt werden. Herzstück ist ein eigens entwickelter Survey, mit dem alle zwei Jahre beteiligte Personen auf allen Ebenen des Kita-Systems zu ihrer Sicht auf Qualität in der Kindertagesbetreuung befragt werden: Jugendämter, Träger, Kita-Leitungen und pädagogisches Personal, Kindertagespflegepersonen sowie – einmalig im Jahr 2022 – Kinder. Mit dem vierten ERiK-Forschungsbericht liegen für diese fünf Gruppen Daten der zweiten Erhebung im Jahr 2022 vor und können mit denen der ersten Erhebung im Jahr 2020 verglichen werden. Die Datenerhebungen fanden während und zum Ende der Coronapandemie statt.
Vorübergehende Personalausfälle mindern Bindung ans Arbeitsfeld zunächst nicht
„In einer extremen Belastungsphase gelang es den Kitas, die strukturellen Voraussetzungen für ein in etwa gleichbleibendes Qualitätsniveau aufrechtzuerhalten“, erklärt DJI-Projektleiterin Dr. Sina Fackler mit Blick auf nur minimale Verbesserungen bei den Personal-Kind-Schlüsseln, welche die Anzahl betreuter Kinder im Verhältnis zu einer pädagogischen Fachkraft beschreiben. Diese unterscheiden sich nach wie vor deutlich zwischen den Bundesländern. Zudem wurde die pädagogische Arbeit im Beobachtungszeitraum von Personalausfällen aufgrund längerer Krankheiten beeinträchtigt. Zur Bewältigung dieser Ausfälle mussten deutlich mehr Einrichtungen als vorher vorrübergehend schließen oder zumindest ihre Öffnungszeiten kürzen. Dem Forschungsbericht nach ist die Personalbindung in der Kindertagesbetreuung zwar immer noch hoch, doch verweisen die Daten auf erste Anzeichen einer erhöhten Bereitschaft des pädagogischen Personals, aus dem Arbeitsfeld auszusteigen.
Ausbau der Leitungsressourcen bleibt unzureichend
Positiv hervorzuheben ist dem Forschungsbericht zufolge, dass sich die Bedeutung der Kita-Leitung nun auch zunehmend in der Praxis zeigt: So ist der Anteil der Einrichtungen mit ausgewiesenen Leitungskräften seit dem Jahr 2019 um 2,2 Prozentpunkte auf 92,9 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Allerdings deuten die Daten des ERiK-Surveys darauf hin, dass die zur Verfügung stehenden zeitlichen Ressourcen nicht ausreichen, insbesondere dann nicht, wenn Kita-Leitungen auch noch für andere Aufgaben zuständig sind und beispielsweise bei personellen Engpässen im Gruppendienst aushelfen.
Mit Blick auf das Ziel einer Verbesserung der räumlichen Ausstattung von Kindertageseinrichtungen zeigt die Befragung von Kindern, dass es für sie ganz besonders wichtig ist, sich drinnen und draußen bewegen und spielerisch entfalten zu können. Der beobachtete Rückgang der pro Kind zur Verfügung stehenden Fläche im Jahr 2022 könnte sich deshalb problematisch auf Kinder auswirken, schreiben die Autor*innen in ihrem Forschungsbericht. In den Bereichen der Motorik und Bewegung, aber auch der sozial-emotionalen Entwicklung und Gesundheitsförderung der Kinder sehen die befragten pädagogischen Fachkräfte zudem einen zunehmenden Verbesserungsbedarf auf Ebene der pädagogischen Konzeption von Kitas.
Zentrale Ergebnisse des ERiK-Surveys 2022 wurden bereits im „Monitoringbericht zum KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz (KiQuTG) 2023“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) veröffentlicht. Das BMFSFJ fördert das ERiK-Projekt.
Weitere Informationen
Vierter ERiK-Forschungsbericht 2024 (E-Book im Open Access)
Monitoringbericht des BMFSFJ zum KiQuTG 2023
Kontakt
Leitung des ERiK-Projekts
Dr. Sina Fackler
Telefon: 089 62306-446
E-Mail: fackler@dji.de
Abteilung Medien und Kommunikation
Uta Hofele
Telefon: 089 62306-446
E-Mail: hofele@dji.de
Quelle: Deutsches Jugendinstitut (DJI) vom 09.05.2025
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