Hilfe für Geflüchtete

Keine Jugendhilfe zweiter Klasse!

In einer aktuellen Pressemitteilung fordern der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF) sowie über 370 Dachverbände, Träger, Organisationen und Einzelpersonen, die Sicherung des Kindeswohls aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland – und damit auch aller unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter.

15.02.2023

Insbesondere die immer prekärer werdende Unterbringungssituation von unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen sei laut dem BumF Anlass für die Forderung, betroffene Fachkräfte und junge Menschen deutlicher zu unterstützen.

Betreuungsstandards auf Grund von Überlastung abgesenkt

Auf Grund der seit dem Sommer vergangenen Jahres stetig steigenden Einreisezahlen von umF, seien die Strukturen bundesweit inzwischen überlastet und die meisten Bundesländer hätten mit einer Absenkung der Standards reagiert, heißt es seitens des BumF. In diesem Rahmen würden Überbelegungen erlaubt, Betreuungszeiten verkürzt (z.B. keine pädagogische Betreuung über Nacht) und der Einsatz von Nichtfachkräften ermöglicht werden, heißt es weiter.

Eine Betreuung nach den Standards des SGBVIII und ein entsprechend gründliches Clearing seien laut dem BumF aber Voraussetzungen für die folgende bedarfsgerechte Unterbringung, das Ankommen in Deutschland und die weitere positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.

Gefahr einer Kinder- und Jugendhilfe zweiter Klasse für umF

Auf verschiedenen politischen Ebenen werde darüber diskutiert, wie nächste Schritte aussehen, denn in vielen Bundesländern würden die Absenkungen der Standards noch bis Ende März gelten. In diesem Zusammenhang besonders bedenklich sei aus Sicht des BumF, ein in Berlin diskutiertes sogenanntes Brückenmodell, das als Modellprojekt auch auf andere Bundesländer übertragen werden solle. Die Unterbringung würde damit für zwei bis drei Jahre „in Anlehnung an die stationäre Kinder –und Jugendhilfe“ stattfinden, woraufhin Angebote in die Regelversorgung übergehen könnten, heißt es seitens des BumF. Es sei dabei jedoch noch in keiner Weise geklärt, wie dieser Übergang für die Träger tatsächlich stattfinden solle. Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) e.V. sehe darin die Gefahr einer schleichenden dauerhaften Absenkung der Standards für 16-18-jährige umF., was auch aus einem offenen Brief an die Senatsverwaltung von BBZ, BumF und dem Berliner Flüchtlingsrat hervorgeht. Bei einem Angebot für 16-18-jährige Jugendliche fehle auch die Perspektive bei Volljährigkeit und es bestehe die Gefahr, dass sich die Tendenz, sinnvolle Hilfen aufgrund von Platzmangel nicht weiter zu verlängern, verschärfen würde, so der BumF weiter.

Der BumF fordert deshalb weiterhin, dass eine Jugendhilfe zweiter Klasse nicht existieren dürfe. Die (schon seit langem) schlechte Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe dürfe nicht zu Lasten der geflüchteten Jugendlichen gehen.

Weitere Informationen

Das gemeinsame Forderungspapier von IGfH, terre des hommes und BumF aus Dezember 2022 bezüglich der Unterbringung von umF in der Jugendhilfe ist in der Zwischenzeit von rund 370 Dachverbänden, Trägern, Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet worden.

Siehe zu dem Thema auch den Zwischenruf des Bundesfachverbands unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. aus dem vergangenen Oktober.

Quelle: Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) e.V. vom 15.02.2023

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