Fachmagazin beyond

Junge Zivilgesellschaft unter Druck

Jugendstrukturen stehen unter erheblichem Druck und „shrinking spaces“ für die junge Zivilgesellschaft sind ein globales Phänomen. Deshalb hat die Redaktion von beyond Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus zu Wort kommen lassen – in Gesprächen und Gastbeiträgen. Ihre Stimmen zeichnen ein eindrucksvolles, aber auch beunruhigendes Bild.

23.07.2025

Mit dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien in Europa und der zunehmenden Verfestigung autokratischer Systeme weltweit wächst das Bewusstsein dafür, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten sind. Langjährige internationale Bündnisse geraten durch die außenpolitische Ausrichtung der Trump-Administration ins Wanken. Auch in Deutschland steht die demokratische Grundordnung unter Druck – nicht zuletzt durch den zunehmenden politischen Einfluss der AfD, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird.

Den Lern- und Handlungsräumen für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft kommt daher eine Schlüsselrolle zu. Jugendorganisationen bieten jungen Menschen die Möglichkeit zur Selbstorganisation – ein wesentliches Element politischer Bildung und demokratischer Teilhabe. Das breite Feld der Jugendarbeit schafft Räume, in denen junge Menschen sich selbstbestimmt erproben und wichtige Erfahrungen für ein friedliches, solidarisches Zusammenleben sammeln können. Ein bedeutender Bestandteil ist die Internationale Jugendarbeit: Sie eröffnet Begegnungen über Grenzen hinweg, fördert interkulturelles Verständnis und macht Vielfalt als Bereicherung erfahrbar. In einer zunehmend instabilen Weltlage, in der sich liberale Demokratien zurückziehen und autoritäre Gesellschaftsmodelle an Einfluss gewinnen, ist diese Arbeit wichtiger denn je.

Doch Jugendstrukturen stehen unter erheblichem Druck und „shrinking spaces“ für die junge Zivilgesellschaft sind ein globales Phänomen. Deshalb hat die Redaktion von beyond Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus zu Wort kommen lassen – in Gesprächen und Gastbeiträgen. Ihre Stimmen zeichnen ein eindrucksvolles, aber auch beunruhigendes Bild: In Belarus wird bereits der leiseste Hauch von Opposition kriminalisiert. In Georgien geraten Jugendorganisationen unter Druck und werden als „ausländische Agenten“ diffamiert. Und in anderen Ländern stehen junge Menschen unter dem Einfluss rechtspopulistischer Ideologien, die ihre Lebensrealitäten abwerten und ihnen das Recht absprechen, als Generation politisch gehört zu werden. Doch all das ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Vielerorts fehlt es an öffentlicher Unterstützung – Fördermittel werden gestrichen, Einrichtungen geschlossen und Jugendorganisationen gezwungen, ihre Arbeit ganz aufzugeben. Gleichzeitig begegnen wir jungen Menschen, die inmitten von Krieg, Repression und Unsicherheit eine beeindruckende Resilienz zeigen – gerade dort, wo die Lage am aussichtslosesten erscheint: in der Ukraine und in Belarus. Die unabhängigen belarusischen Jugendorganisationen führen ihre Arbeit aus dem Exil fort, unbeirrt vom Druck des Regimes. Und in der Ukraine gestalten junge Menschen trotz allem aktiv die Zukunft ihres Landes mit – entschlossen, sich ihr Recht auf Mitbestimmung nicht nehmen zu lassen. Ihr Mut und ihr Engagement sind mehr als nur ein Zeichen der Hoffnung. Sie sind ein Aufruf an uns alle, Demokratie und Jugendbeteiligung entschlossen zu verteidigen und solidarisch zu stärken.

Diese Ausgabe von beyond ist erstmals als gemeinsame Produktion von IJAB und dem Deutschen Bundesjugendring entstanden – aus gutem Grund. Angesichts weltweit schrumpfender Handlungsspielräume für junge Zivilgesellschaft und Jugendarbeit setzen wir damit ein gemeinsames Zeichen der Solidarität, der Aufmerksamkeit und der Hoffnung auf eine offene, demokratische Zukunft, in der junge Stimmen gehört und gestärkt werden.

Ihnen gefällt das Fachmagazin beyond? Hier können Sie es unentgeltlich abonnieren.

Autor: Christian Herrmann
Quelle: IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. vom 22.07.2025