Statistisches Bundesamt
Historischer Rückgang der Zahl neuer Ausbildungsverträge im Jahr 2020


Die Corona-Krise hat zu einem bislang einzigartigen Rückgang der Zahl neuer Ausbildungsverträge geführt: Insgesamt haben im Jahr 2020 nur 465.700 Personen in Deutschland einen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen
19.08.2021
Nach endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren das 47.600 oder 9,3% weniger als im Jahr 2019. Der größte prozentuale Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1977 zeigt damit einen deutlichen Effekt der Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt.
„Die Zahl der Neuverträge befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Noch nie seit Beginn der Statistik vor über 40 Jahren hat es in einem Jahr weniger als 500.000 neue Azubis gegeben“, sagt Rotraud Kellers aus dem für die Berufsbildungsstatistik zuständigen Referat im Statistischen Bundesamt. „Besonders deutlich gingen die Neuabschlüsse im Gast- und Verkehrsgewerbe zurück, also in sehr stark von den Corona-Maßnahmen betroffenen Branchen. Aber es gab auch positive Entwicklungen im handwerklichen Bereich“, so Kellers.
Handwerk insgesamt weniger betroffen als Industrie und Handel
Im Ausbildungsbereich Industrie und Handel, zu dem auch das Gast- und Verkehrsgewerbe gehört, sank die Zahl der Neuabschlüsse im Jahr 2020 am stärksten (-36.000, -11,9%). Besonders betroffen waren Branchen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie äußerst stark belastet wurden: Die größten Rückgänge gab es bei den Berufen Hotelfachmann/-frau (-2.530, -31,0%), Koch/Köchin (-1.540, -19,8%) und Tourismuskaufmann/-frau (-990, -61,1%).
Im Ausbildungsbereich Handwerk fiel der Rückgang deutlich geringer aus (-9.000, -6,5%). Hier verzeichnete der Beruf Friseur/-in den stärksten Rückgang (-1.700, -18,6%), während die Berufe Dachdecker/-in (+130, +3,9%), Zimmerer/-in (+470, +11,7%) und Zweiradmechatroniker/-in (+90, +13,1%) sogar leicht zulegen konnten. Rückgänge gab es auch in den Bereichen Freie Berufe (-2.500, -5,6%) und Öffentlicher Dienst (-490, -3,3%). Im Bereich Landwirtschaft gab es insgesamt einen leichten Zuwachs (+450, +3,5%).
Kaufleute im Einzelhandel mit den meisten Neuverträgen
Bei allen Neuabschlüssen lag auch im Corona-Jahr 2020 wieder der Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit 24.890 Verträgen knapp vor dem Beruf Kaufmann/-frau für Büromanagement (22.940). Es folgten die Berufe Verkäufer/-in (21.280), Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (19.430), sowie Medizinische(r) Fachangestellte(r) (15.750). Gut ein Fünftel (22%) aller neuen Ausbildungsverträge entfielen auf diese fünf Berufe, die bereits seit vielen Jahren in der Spitzengruppe der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe sind.
Rückläufiger Frauenanteil bei Neuabschlüssen
Die Neuabschlüsse verteilten sich auf 296.700 Männer (-9,0%) und 168.700 Frauen (-10,0 %). Der Anteil der von Frauen abgeschlossenen Verträge lag damit bei 36,2%. Damit setzte sich der seit über zehn Jahren anhaltende Trend fort, dass Frauen immer seltener eine duale Ausbildung ergreifen. Im Jahr 2010 hatte der Frauenanteil noch bei 41,8% gelegen.
Überdurchschnittlicher Rückgang der Neuabschlüsse bei Männern mit ausländischer Staatsangehörigkeit
Die Corona-bedingten Effekte auf dem Ausbildungsmarkt 2020 zeigten sich bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit besonders deutlich. Insgesamt schlossen im vergangenen Jahr 52.100 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen Neuvertrag ab, das waren 12,6% weniger als im Vorjahr. Der Rückgang war fast ausschließlich auf neu abgeschlossene Ausbildungsverträge von ausländischen Männern zurückzuführen (33.400 Verträge, -18,0%), während die Neuabschlüsse von ausländischen Frauen weit unterdurchschnittlich zurückgingen (18.700 Verträge, -1,1%).
Methodische Hinweise
Die Berufsbildungsstatistik erfasst duale Ausbildungen aufgrund von Ausbildungsordnungen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder nach der Handwerksordnung (HwO). Das System wird als dual bezeichnet, weil die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: im Betrieb und in der Berufsschule.
Nicht in der Statistik erfasst sind unter anderem Berufsausbildungen an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens sowie die neuen Ausbildungen zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann (vgl. dazu Pressemitteilung Nr. 356 vom 27. Juli 2021).
Die Berufsbildungsstatistik kann keine Aussage dazu treffen, inwieweit sich im Berichtsjahr 2020 die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze verändert hat oder wie viele offene Stellen unbesetzt blieben.
Quelle: Statistisches Bundesamt vom 11.08.2021
Termine zum Thema
-
19.08.2023
Ein Tag für die Familien – Tag der offenen Tür in der LWL-Universitätsklinik Hamm
-
27.09.2023
BVPS-Fachtagung 2023
-
26.06.2023
Schulabschluss und dann? – Online-Vorträge für Schulabgänger*innen und Eltern
-
28.06.2023
DJI-Kolloquium – Freizeitaktivitäten und Übergänge
-
30.06.2023
Rechte-Workshop für (angehende) Careleaver
Materialien zum Thema
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Offener Brief "Zuständigkeitsverlagerung für unter 25-Jährige vom SGB II ins SGB III"
-
Broschüre
Increased Uncertainty: Child protection in the era of COVID-19. Early discussions and empirical findings from Germany.
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Jugendsozialarbeit stärken – Ausbildung garantieren! Stellungnahme der BAG ÖRT zur Ausbildungsgarantie im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes
-
Zeitschrift / Periodikum
AFET-Fachzeitschrift Dialog Erziehungshilfe 4-2022
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Digital Storytelling in diversitätsbewusster internationaler Jugendarbeit
Projekte zum Thema
Institutionen zum Thema
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Brüggenest
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg
-
Sonstige
Go4Goal e.V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Stiftung Dr. Georg Haar
-
Verband / Interessenvertretung
Kindermitte e.V. - Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung