Sozialforschung
Hallesche Pädagogen erarbeiten Handlungsempfehlungen gegen Rechtsextremismus
Im Projekt „Zivilgesellschaft stärken“ erarbeiten Wissenschaftler um Professor Thomas Olk von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) seit November 2008 „Handlungsempfehlungen gegen Rechtsextremismus im strukturschwachen ländlichen Raum“.
05.03.2010
Erste Zwischenergebnisse zeigen, wie wichtig die Vorbildfunktion von regional bekannten Akteuren, wohnortnahe Treffpunkte und Angebote für Jugendliche sind. Am 12. März 2010 treffen sich Vertreter regionaler Netzwerke und Institutionen aus den Regionen und die beteiligten Wissenschaftler zu einem Workshop in Berlin.
In dem Projekt wurden zunächst vier strukturschwache ländliche Regionen im Hinblick auf Lebensbedingungen, Angebote zivilgesellschaftlicher Akteure und rechtsextremistische Aktivitäten untersucht. Die Erwartungen der Forscher an die Zwischenergebnisse wurden bestätigt, meint der Leiter der Studie Professor Thomas Olk: „Wir wussten, dass die Vorbildfunktion von Lehrern, Bürgermeistern oder anderen regional bekannten Persönlichkeiten eine wichtige Rolle spielt.“ Besonderer Bedarf bestehe jedoch bei Angeboten und Treffpunkten für Jugendliche vor Ort. „Die vorhandene Infrastruktur, bei Sportvereinen oder Jugendfeuerwehren, muss dringend aufrecht erhalten werden“, so der Erziehungswissenschaftler.
Die Forscher stellen die Ergebnisse der qualitativen Fallstudie im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt im Rahmen des dritten Workshops am 12. März 2010 vor und diskutieren diese mit den kommunalen Akteuren. Anschließend werden, gemeinsam mit den Teilnehmern aus den Regionen, Handlungsempfehlungen entwickelt. Im Juni findet dann der vierte und letzte Workshop statt.
Die Empfehlungen sollen den „Multiplikatoren“, zum Beispiel Vereinen, Bildungseinrichtungen und Bürgermeistern, Lösungswege aufzeigen, auch für Fälle wie einen, der kürzlich bekannt geworden ist: Zwei Rechtsextreme hatten im Februar 2010 das Schloss Trebnitz bei Zeitz in Sachsen-Anhalt gekauft. „Die betroffenen Akteure finden in der Handreichung Fallbeispiele, nach denen sie vorgehen können, auch wenn es um einen Immobilienerwerb geht“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Thomas Stimpel.
Die Studie ist auf zwei Jahre angelegt und endet im Dezember dieses Jahres. „Wir gehen davon aus, dass wir die Handlungsempfehlungen zur Abschlussfachtagung am 30. September in Berlin vorlegen können“, sagt Thomas Olk. Die Studie wird vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) im Rahmen des Programms „kompetent. für Demokratie - Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ gefördert. Die Handreichung wird als Broschüre gedruckt und verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen wie Kirchen, Schulen und Vereinen zur Verfügung gestellt.
Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
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