Coronapandemie

Faktenblatt zur Auswirkung auf Wohlbefinden und Gesundheit von Kindern

Die COVID-19-Pandemie hat das Leben vieler Familien in der Europäischen Region der WHO von Grund auf erschüttert. Lockdowns, Beschränkungen und Notfallmaßnahmen haben unsere Ernährung, unser Bewegungsverhalten und viele andere tägliche Gewohnheiten verändert, die eng mit unserem Wohlbefinden verknüpft sind. Ein neues Faktenblatt mit besonderem Schwerpunkt auf Kinder im Schulalter gibt einen Überblick.

05.06.2023

Die Daten aus dem neuen Faktenblatt von WHO/Europa ermöglichen es, sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gesundheit in der gesamten Europäischen Region der WHO zu bewerten und dabei einen besonderem Schwerpunkt auf Kinder im Schulalter zu legen.

Erste Lehre: Es wird mehr selbst gekocht

Als ein positives Ergebnis der Krise zeichnet sich ab, dass mehr Familien begonnen haben, regelmäßig zu Hause zu kochen. Da die durch COVID bedingten Beschränkungen Einzelpersonen zu Hause festhielten, wurde die Küche für viele Familien zu einem Sammelpunkt.

Etwa 30 % der Familien begannen, Mahlzeiten selbst zuzubereiten, wodurch sie mehr Kontrolle über die Zutaten erhielten.

Dr. Kremlin Wickramasinghe, Regionalbeauftragter für Ernährung, Bewegung und Adipositas bei WHO/Europa erklärt:

„Selbstgekochte Mahlzeiten enthalten in der Regel weniger Transfette, Zucker und Salz als Fertiggerichte aus dem Supermarkt oder Mahlzeiten, die wir bei Lieferdiensten bestellen. Deshalb ist das Kochen zu Hause eine gute Möglichkeit, unsere Ernährung zu verbessern, was wiederum dazu beitragen kann, das Risiko von nichtübertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Krebs zu senken.“

Jetzt, in der Zeit nach COVID-19, müssen wir einen Weg finden, um diese gesunde Entwicklung aufrechtzuerhalten. Die Länder können weiterhin gesunde Entscheidungen fördern, etwa durch Gesetze, die Obst und Gemüse erschwinglicher machen, durch Steuern auf zuckerhaltige Getränke und durch Kampagnen zur Gesundheitsförderung.

„Selbstgekochte Mahlzeiten sind nicht nur oft gesünder, sondern manchmal auch preiswerter, was für Familien in der heutigen Zeit wichtig ist, in der viele Menschen nach Möglichkeiten suchen müssen, ihre Haushaltsausgaben zu senken“, fügte Dr. Wickramasinghe hinzu.

Zweite Lehre: mehr Süßigkeiten

Leider hat die Pandemie auch neue Herausforderungen für Kinder mit sich gebracht.

So berichtete ein Fünftel der Eltern, die an der Befragung im Rahmen der Initiative der Europäischen Region zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter teilnahmen, dass ihre Kinder inzwischen mehr Süßigkeiten, Kuchen, Eis und Teigwaren konsumieren.

Ein höherer Zuckerkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für Karies und Adipositas in Verbindung gebracht und liefert Energie, ohne dass die Kinder die Mikronährstoffe erhalten, die sie für ein optimales Wachstum und eine optimale Entwicklung benötigen. Die Europäische Region der WHO ist mit einer Epidemie der Adipositas bei Kindern konfrontiert, bei der gegenwärtig jedes dritte Kind mit der Erkrankung lebt und damit Gefahr läuft, im späteren Leben an nichtübertragbaren Krankheiten zu erkranken.

Dritte Lehre: weniger aktives Spielen für Kinder

Darüber hinaus haben die während der COVID-19-Pandemie verhängten Beschränkungen die Möglichkeiten für Kinder, sich zu bewegen und im Freien zu spielen, stark beeinträchtigt.

30 % der Kinder waren in diesem Zeitraum weniger körperlich aktiv und verpassten die gesundheitlichen Vorteile von Aktivitäten wie Radfahren, Fußballspielen oder Laufen im Park.

Außerdem verbrachten mehr als 35 % der Kinder während des Lockdowns mehr Zeit vor dem Fernseher, mit Videospielen oder mit sozialen Medien, also im Sitzen, und vergrößerten dadurch ihr Risiko, Übergewicht oder Adipositas zu entwickeln; zudem waren sie verstärkt der Vermarktung ungesunder Produkte über digitale Medien ausgesetzt.

Aus dem Faktenblatt gingen auch die negativen Auswirkungen von COVID-19 auf das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern hervor, die auch Einfluss auf deren Gewohnheiten und Verhaltensweisen haben können.

Schaffung einer gesünderen Umgebung nach COVID-19

Das Faktenblatt wurde vom Europäischen Büro der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten erstellt. Die Daten wurden im Rahmen der sechsten Runde der Initiative der Europäischen Region der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI) in den Jahren 2021 und 2022 erhoben.

Diese Daten bieten äußerst wertvolle Einblicke in die – günstigen und ungünstigen – Folgen der Pandemie und konkret deren Auswirkungen auf Kinder. Dies ist eine der größten Studien ihrer Art, deren Erkenntnisse den Ländern dabei behilflich sein können, für künftige Pandemien und andere Notlagen zu planen.

Dr. Wickramasinghe:

„Die Lehren, die wir aus der COVID-19-Pandemie gezogen haben, unterstreichen die Bedeutung wirksamer Konzepte zur Verbesserung von Ernährungsumfeldern, zur Förderung von Bewegung und zum Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens von Familien. Wenn wir uns diese Lehren zunutze machen, können wir in dieser Zeit nach der Pandemie eine gesündere Zukunft für alle schaffen, wie im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 vorgesehen.“

„Dies ist besonders wichtig für den Schutz der Gesundheit von Gruppen mit niedrigerem sozioökonomischem Status, die von den negativen Auswirkungen der Pandemie am stärksten betroffen waren“, stellte er fest.

Dr. Ledia Lazeri, Regionalbeauftragte für psychische Gesundheit bei WHO/Europa, fügt hinzu:

„Zu den grundsätzlichen Überlegungen zur Abschwächung der negativen Auswirkungen von COVID-19 auf das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern gehören die Durchführung allgemeiner Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Krankheitsprävention für Kinder im Schulalter, die Ausweitung des Zugangs zu Initiativen zur Unterstützung von Familien und Eltern sowie die Ermittlung von Möglichkeiten zur Bereitstellung zugänglicher psychosozialer Unterstützungsangebote im kommunalen Rahmen und in Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung.“

Quelle: World Health Organization (WHO) vom 22.05.2023

Redaktion: Silja Indolfo

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