Jugendsozialarbeit

Evangelische Jugendsozialarbeit: Versprechungen der EU müssen Taten folgen

Die Evangelische Jugendsozialarbeit und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland fordern einen Europäischen Stabilitätsmechanismus „Jugend-Bildung-Beschäftigung“.

03.07.2013

Die Europäische Union will mit sechs Milliarden Euro und der EU-Jugendgarantie gegen die Jugendarbeitslosigkeit in ihren Mitgliedsstaaten kämpfen. Jugendliche sollen künftig nach maximal vier Monaten einen Arbeits-oder Ausbildungsplatz oder ein hochwertiges Praktikum angeboten bekommen und Hilfe bei der Jobsuche im Ausland erhalten.

„Wir freuen uns über die Verabschiedung der EU-Jugendgarantie und den Startschuss für eine Europäische Ausbildungsallianz, der gestern in Leipzig gefallen ist. Beides muss jedoch zu einer echten Garantie werden. Kurzfristige Reaktionen auf Defizite, die sich viele Jahre lang angehäuft haben, sind keine Lösung“, sagt Michael Fähndrich, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA). „Die Zukunftschancen von Jugendlichen dürfen nicht von Konjunktur und Kassenlage abhängig sein. Wir brauchen eine neue europäische Jugendstrategie. In fünf Jahren darf es in Europa keine Jugendlichen mehr geben, die ohne Ausbildung oder Arbeit dastehen“, fordert Mike Corsa, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in  Deutschland e.V. (aej). „Die Zeit, die für die Rettung der Banken und für eine Konsolidierung der EU-Finanzen investiert wurde, muss auch für die Zukunft junger Menschen investiert werden, „so Corsa weiter, „deshalb muss auch bei den nächsten EU-Gipfeltreffen die Jugend ganz oben auf der Tagesordnung stehen.“

Verlässliche Strukturen und Angebote für Jugendliche beim Übergang von Schule in Beruf

Um die Probleme bei der Wurzel zu packen brauchen alle EU-Länder steuerfinanzierte, gesetzlich verankerte und verlässliche Strukturen, die Jugendliche beim Übergang von Schule in Ausbildung und Arbeit unterstützen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Jugendliche durch alle sozialen Sicherungen und Netze fallen. Statt Versprechungen oder Schnellschüssen ist deshalb in allen EU-Mitgliedsstaaten ein individuelles,  langfristig angelegtes Bildungs- und Beschäftigungsprogramm mit einer Ausbildungsgarantie nötig, das mit europäischer Sichtweise die grundständige berufliche Bildung fördert und (mit-)finanziert. Dass im Rahmen der Ausbildungsallianz nationale Reformen zum Aufbau bzw. zur Stärkung von Berufsausbildungssystemen unterstützt werden sollen, ist daher begrüßenswert. In einer solchen Jugend-Bildungs- und Beschäftigungsinitiative muss auch die Wirtschaft ihrer Anteil leisten und Verantwortung für die Qualifizierung und Beschäftigung junger Menschen in Europa übernehmen.

Ziel: Verantwortliche Bürgerinnen und Bürger mit einer europäischen Identität

Wenn es gelingen soll, allen jungen Menschen in Europa den Wert und die Förderung beizumessen, den sie als Menschen verdienen, müssen sie in ihrer Lebenswelt erreicht, ernst- und wahrgenommen werden. Nur so können sie in der Gegenwart umfassend und ganzheitlich gefördert und gebildet werden. Junge Menschen müssen aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt und beruflich und sozial in unsere Gesellschaft integriert werden. Ihre grenzüberschreitende Mobilität und ihre europäische Identität müssen gefördert werden. Denn nur so können sie sich als „europäische Jugend“ begreifen. Nur dann werden sie zu dem werden, was sie auch in der Zukunft sein sollen: Verantwortliche Bürgerinnen und Bürger mit einer europäischen Identität, die weiter an der Verwirklichung eines sozialen und solidarischen Europas mitwirken und sich für Frieden, Toleranz  und Wohlstand für alle einsetzen.

Hintergrund

Zurzeit sehen wir wie die Jugendarbeitslosigkeit in europäischen Krisenländern weiter in die Höhe schnellt: So waren im April in Italien 40 Prozent der Unter-25-Jährigen arbeitslos, in Portugal waren es nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat knapp 43 Prozent, in Spanien 56 und in Griechenland sogar bei 62 Prozent. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) wies darauf hin, dass die tatsächlichen Zahlen sogar noch höher liegen könnten als ausgewiesen: Viele junge Menschen hätten die Suche nach einem Arbeitsplatz inzwischen schlicht aufgegeben. Und bis 2016 werde sich die Lage auch nicht wesentlich verbessern. In Ländern mit guten konjunkturellen Bedingungen und Fachkräftemangel kommt es dagegen auf Grund der demografischen Entwicklung zum Kampf der Betriebe um Auszubildende und junge Fachkräfte.

Die bereits seit Februar geplante „EU-Jugendgarantie“ soll gewährleisten, dass Jugendliche spätestens vier Monate nach Ende ihrer Schulzeit ein Angebot bekommen. Das kann eine neue Beschäftigung, eine Ausbildung oder auch das Angebot zu einer Weiterbildung sein. Sechs Milliarden Euro stellt die EU für die Einführung der EU-Jugendgarantie zur Verfügung. Das kann nur ein Anfang sein. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation sind 21 Milliarden Euro nötig, um die Jugendgarantie effektiv umzusetzen.

Die gestern in Leipzig im Rahmen des Berufsbildungswettbewerbs „WorldSkills 2013“ von den EU-Kommissaren Androulla Vassiliou (Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend) und László Andor (Beschäftigung, Soziales und Integration) gestartete Europäische Ausbildungsallianz soll nationale Reformen zum Aufbau bzw. zur Stärkung von Berufsausbildungssystemen unterstützen. Die Kommission ruft alle geeigneten Partner – Behörden, Unternehmen, Gewerkschaften, Handelskammern, Aus- und Weiterbildungsträger, Jugendorganisationen und Arbeitsverwaltungen – zur Mitwirkung auf. Zugleich ermutigt sie diese Partner, feste Zusagen für die Mobilisierung öffentlicher und privater Mittel für Berufsbildungsprogramme nach dem Vorbild der Lehrlingsausbildung zu machen. Finanziert werden die Maßnahmen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, der Beschäftigungsinitiative für Jugendliche und des neuen Programms Erasmus+ für allgemeine und berufliche Bildung und Jugend.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit

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