Bildungsforschung

Erster OECD-Integrationsbericht: Fortschritte bei Bildung und Beschäftigung

Trotz niedriger Bildung ist die Arbeitsmarktsituation von Zuwandererkindern in Deutschland besser als in vielen anderen OECD-Ländern. In der Gruppe der 15 bis 34-Jährigen waren 2008 in Deutschland 13 Prozent der Kinder von Einwanderern weder in Ausbildung noch in Beschäftigung, im OECD-Schnitt waren es über 16 Prozent.

03.12.2012

Ohne Migrationshintergrund lag die Quote der Beschäftigungslosen in diesem Alter in Deutschland bei etwas mehr als neun Prozent und in der OECD bei zwölf Prozent. Die Unterschiede zwischen Kindern im Inland und im Ausland geborener Eltern sind also in beiden Fällen erheblich.

In vielen Bereichen gelingt es OECD-Ländern heute aber besser als noch vor zehn Jahren, Zuwanderer zu integrieren. Zu diesem Schluss kommt die erste international vergleichende Studie der OECD zum Thema. Unter dem Titel „Integration von Zuwanderern“ versammelt die Publikation vielfältige Indikatoren aus Bildung, Gesundheit, Wohn-, Einkommens-  und Arbeitsverhältnissen, anhand derer sie die Stärken und die Herausforderungen einzelner OECD-Länder im Umgang mit Migranten und ihren Kindern aufzeigt.

Mit Blick auf die Bildung stellt sie zum Beispiel fest, dass der Anteil der Hochqualifizierten unter den Neuzuwanderern in der OECD zwischen 2000-2001 und 2009-2010 um fünf Prozentpunkte gestiegen ist. Besonders stark manifestiert sich dieser Trend in Deutschland, Dänemark, Luxemburg und den Niederlanden. In Deutschland haben heute zwölf Prozent mehr Neuzuwanderer einen Hochschulabschluss als noch vor zehn Jahren. Aufgrund der geringen Neuzuwanderung gehört Deutschland allerdings nach wie vor zu jenen Ländern, in denen der Anteil der wenig qualifizierten Migranten besonders hoch ist. 38 Prozent aller im Ausland geborenen und in Deutschland lebenden Menschen zwischen 15 und 64 Jahren haben maximal den Pflichtschulabschluss. Im OECD-Schnitt sind es 30 Prozent. Zugleich erzielen jedoch vor allem die männlichen Nachkommen von Zuwanderern einen deutlichen Bildungsfortschritt gegenüber den Zuwanderern selbst.

Häufig ist der Erfolg der Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt eng mit der Bildung verbunden. Die Beschäftigungsraten für Migranten sind im vergangenen Jahrzehnt in fast allen OECD-Ländern gestiegen. 2010 lagen sie im Schnitt bei 65 Prozent und damit nur noch 2,6 Prozentpunkte tiefer als für Menschen ohne Migrationshintergrund. In Deutschland, wo der Anstieg besonders ausgeprägt war, gehen mittlerweile 64 Prozent der Zuwanderer im Erwerbsalter einer Beschäftigung nach, im Vergleich zu 57 Prozent im Jahr 2000. Auch Österreich verzeichnete einen Anstieg deutlich über dem OECD-Schnitt.

Auffällig ist jedoch der verhältnismäßig kleine Platz, den im Inland geborene Nachkommen von Zuwanderern im deutschen öffentlichen Sektor einnehmen. 2008 arbeiteten in Deutschland etwa 26 Prozent der Gesamtbeschäftigten in der Altersklasse 15-34 in der öffentlichen Verwaltung, in Bildungseinrichtungen, bei Gesundheitsanbietern oder Sozialdienstleistern. Kinder von Zuwanderern waren allerdings nur halb so oft in diesem Feld tätig. Eine ähnlich große Diskrepanz in den Beschäftigungsstrukturen des öffentlichen Sektors gab es sonst nur in Luxemburg und in Dänemark.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass höhere Bildungsabschlüsse den Zugang zum Arbeitsmarkt sowohl für im Ausland als auch für im Inland geborene Personen erleichtern. Es fällt jedoch auf, dass die Unterschiede zwischen den Beschäftigungsquoten von Zuwanderern und Menschen ohne Migrationshintergrund bei Personen mit Tertiärbildung wesentlich größer sind als bei Geringgebildeten. Die Beschäftigungsquote der Zuwanderer mit niedrigem Bildungsabschluss ist im OECD-Durchschnitt sogar höher als die der entsprechenden Gruppe im Inland Geborener. Im Gegensatz dazu ist die Beschäftigungsquote von Zuwanderern mit hohem Bildungsniveau im Allgemeinen niedriger als bei im Inland Geborenen mit gleichem Bildungsniveau.

OECD-weit lebten 2010 ungefähr 110 Millionen Menschen in einem anderen als ihrem Geburtsland. Das entspricht etwa neun Prozent der Gesamtbevölkerung. Über ein Drittel davon entfällt auf die Vereinigten Staaten. Deutschland ist mit fast zehn Prozent aller Zuwanderer innerhalb des OECD-Raums das zweitwichtigste Aufnahmeland. Anders als in den meisten anderen OECD-Ländern hat sich der Anteil von Zuwanderern hier seit 2000/2001 aber nicht erhöht. Er liegt bei knapp 13 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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Quelle: OECD vom 03.12.2012

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