Kultusministerkonferenz
Erklärung zur Darstellung des Judentums in Bildungsmedien


Die Bildungsministerkonferenz, der Zentralrat der Juden und der Verband Bildungsmedien haben eine Erklärung zur sachgerechten Darstellung des Judentums in Bildungsmedien verabschiedet. Ziel ist es, Vorurteile und Stereotype abzubauen und jüdische Geschichte sowie Kultur differenziert und korrekt zu vermitteln, um Antisemitismus zu verhindern.
13.01.2025
Sie zielt darauf ab, Vorurteile, Stereotype und Verzerrungen in der Vermittlung jüdischer Geschichte, Kultur und Religion abzubauen. Die Erklärung und die Empfehlungen richten sich an Erstellende von Bildungsmedien, an die Bildungsverwaltungen und nicht zuletzt an die Lehrkräfte.
Die Erklärung umfasst zwölf zentrale Punkte, die für eine fachlich korrekte, didaktisch angemessene und vorurteilsfreie Darstellung des Judentums und damit verbundener Themenbereiche von entscheidender Bedeutung sind. Zu den wichtigsten Aspekten zählen:
- Aktualität und Vielfalt: Jüdisches Leben soll in seiner Gegenwart und Vielfalt dargestellt werden. Die Erklärung betont, dass das Judentum in Deutschland, Europa und der Welt ein lebendiger Teil der Gesellschaft ist, dessen Stimmen in Bildungsmedien Gehör finden müssen.
- Integration in die Gesellschaft: Jüdinnen und Juden sind ein integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Bildungsmedien sollten vermeiden, sie als „Fremde“ oder „Andere“ darzustellen, und stattdessen ihre Rolle als Teil der Gemeinschaft hervorheben.
- Differenzierte Perspektiven: Die Darstellung des Judentums muss die unterschiedlichen Lebensentwürfe, sowohl religiöse als auch säkulare, berücksichtigen und die Vielfalt jüdischer Identitäten widerspiegeln.
- Vermeidung von Stereotypen: Bildungsmedien sind aufgefordert, stereotype Darstellungen zu vermeiden, die zu antisemitischen Vorurteilen führen können. Dies schließt eine kritische Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Darstellungen ein.
- Antisemitismus als Gegenstand: Antisemitismus soll nicht nur als historisches Phänomen, sondern auch in seinen aktuellen Erscheinungsformen behandelt werden. Die Erklärung fordert, dass Bildungsmedien altersangemessen über Antisemitismus informieren und dessen Erscheinungsformen erklären.
Den zwölf Punkten der Erklärung folgen detaillierte praxisnahe Empfehlungen zu den zentralen Themenbereichen „Jüdisches Leben heute“, Jüdische Religion, Ethik und Kultur“, Jüdische Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart“, „Der Staat Israel“ und „Historischer und gegenwärtiger Antisemitismus“. Des Weiteren werden themenübergreifende pädagogische und methodisch-didaktische Aspekte wie Sprache, Materialien und Quellen, Aufgabenstellungen adressiert.
Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur erklärt:
„Es ist unerlässlich, dass unsere Bildungsmedien ein vielschichtiges und vorurteilsfreies Bild des Judentums vermitteln. Dies ist ein zentraler Beitrag zur Förderung eines tiefen Verständnisses für die Vielfalt jüdischen Lebens und ein wirksames Mittel, um der Gefahr von Antisemitismus entgegenzutreten. Bildung spielt hierbei eine Schlüsselrolle: Sie schafft das Fundament für eine demokratische Gesellschaft, stärkt den Zusammenhalt und ermutigt zu einem respektvollen Miteinander. Durch eine bewusste, differenzierte und kompetente Auseinandersetzung mit dem Judentum in Schule und Unterricht können wir den demokratischen Grundwerten gerecht werden und sie langfristig bewahren. Ich bedanke mich herzlich beim Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Verband Bildungsmedien e.V. für das starke Signal, das wir mit dem Ergebnis einer sehr guten Kooperation aussenden.“
Dr. Stefanie Hubig, A-Länderkoordinatorin und Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz:
„Vorurteile und Stereotype finden auf vielfältigen Wegen Einzug in die Köpfe und Herzen von Kindern und Jugendlichen. Um Rassismus und Antisemitismus gar nicht erst entstehen zu lassen, ist es deshalb wichtig, gerade Bildungsmedien kritisch zu betrachten und zu prüfen. Denn junge Menschen sollen einen umfassenden Blick auf das Judentum in all seiner Reichhaltigkeit haben – ohne Scheuklappen oder Voreingenommenheit.“
Karin Prien, B-Länderkoordinatorin und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein:
„Jüdisches Leben gehört zu Deutschland – und das seit vielen Jahrhunderten. Dazu gehört auch das Wissen über die Kultur und jüdisches Leben. Viel zu oft dominieren aber Unwissenheit, Klischees und Vorurteile. Guter Unterricht bringt Schülerinnen und Schülern das lebendige Judentum in Deutschland und der Welt näher, ohne auf die Konfrontation mit der Vergangenheit zu verzichten. Dabei muss unbedingt auch der
Antisemitismus Thema guter Bildungsmedien sein. Denn Schülerinnen und Schüler befähigt werden, sich gegen Antisemitismus, Rassismus und jede andere Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzusetzen und der Verherrlichung des nationalsozialistischen Herrschaftssystems entgegenzutreten.“
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
„Die gemeinsame Erklärung ist das Ergebnis einer langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Kultus- bzw. Bildungsministerkonferenz, dem Verband Bildungsmedien und dem Zentralrat der Juden. Das Berücksichtigen dieser Empfehlungen in der Erstellung, Begutachtung und Auswahl von Schulbüchern kann bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei Lehrenden, zu mehr Verständnis für das Judentum, seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte und Gegenwart sowie zu einer wirksamen Prävention vor Antisemitismus führen. Es wird nun auch darum gehen, dass Lehrpläne überarbeitet und Lehrkräfte qualifiziert werden, um gute von fehlerhaften Materialen zu unterscheiden.“
Maximilian Schulyok, Vorsitzender des Verband Bildungsmedien e. V.:
„Es ist das Selbstverständnis der Bildungsmedienanbieter, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern qualitativ abgesichertes, differenziertes und gutes Wissen zugänglich zu machen. Die angemessene Darstellung und Vermittlung von Judentum und jüdischem Leben steht für den Verband Bildungsmedien e. V. dabei seit vielen Jahren im Fokus. Wir freuen uns deshalb sehr über die neue Erklärung und ihre praxisnahen Empfehlungen für die Arbeit auch in den Verlagen.“
Bereits in der Vergangenheit hat die KMK zu diesem Themenkomplex Beschlüsse gefasst, darunter:
- Gemeinsame Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule (2016)
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2016/2016-12-08_KMK-Zentratrat_Gemeinsame-Erklaerung.pdf (PDF: 325 KB) - Empfehlungen zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule (2021)
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_06_10-Gemeinsame_Empfehlung-Antisemitismus.pdf (PDF: 185 KB) - Kommentierte Materialsammlung zur Vermittlung des Judentums
https://www.kmk-zentralratderjuden.de/
Diese Beschlüsse bilden die Grundlage für die kontinuierliche Arbeit an einer sachgerechten und differenzierten Darstellung des Judentums in Bildungsmedien.
Weitere Informationen
Darstellung des Judentums in Bildungsmedien. Gemeinsame Erklärung und gemeinsame Empfehlungen des Zentralrats der Juden in Deutschland, des Verband Bildungsmedien und der Kultusministerkonferenz (PDF: 370 KB)
(Beschluss des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland vom 14.10.2024, Beschluss des Verband Bildungsmedien vom 15.10.2024, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 13.12.2024)
Quelle: Kultusministerkonferenz (KMK) vom 16.12.2024
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