Finanzierung
Erfolgreiches Bildungsprojekt bedroht durch Berliner Haushaltskürzungen

Das Modellprojekt der Röntgen-Sekundarschule unterstützt Jugendliche ohne Schulabschluss mit beruflicher Praxis und inklusionspädagogischer Begleitung. Trotz Erfolgen und hoher Wirksamkeit droht es aufgrund von Haushaltskürzungen zu scheitern, da öffentliche Mittel fehlen.
01.04.2025
Schüler*innen ohne Schulabschluss drohen oft völlig aus dem System zu fallen. Um das zu verhindern, haben die Röntgen-Sekundarschule, die Schütt-Stiftung, der Kurt-Löwenstein-Förderverein und die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH 2022 ein einzigartiges Modellprojekt gestartet. Sein Ansatz: Jugendliche, die im Regelunterricht scheitern, erhalten durch eine Kombination aus langfristiger beruflicher Praxis und individueller inklusionspädagogischer Begleitung eine neue Chance – sei es auf einen Schulabschluss oder einen alternativen Ausbildungsweg.
Trotz Erfolg vor dem Aus – keine öffentlichen Gelder
Finanziert wird das Projekt bislang ausschließlich durch die Schütt-Stiftung und den Förderverein der Schule. Doch statt einer nachhaltigen Förderung eines erfolgreichen Projekts durch die öffentliche Hand droht nun das Aus. Berliner Haushaltskürzungen setzen damit eine erfolgreiche Bildungsarbeit aufs Spiel.
Herausforderungen an einer Brennpunktschule
402 Schüler*innen aus 34 Ethnien besuchen die Schule, 98,7 Prozent haben einen Migrationshintergrund, fast 90 Prozent stammen aus Familien mit Transferleistungen und bildungsfernen Familien. Viele bringen schwierige soziale oder psychische Voraussetzungen mit, was immer wieder zu Schulabbrüchen führt.
Das Team der Röntgen Schule setzt sich nicht nur mit großem Engagement für die Ausbildungschancen der Schüler*innen ein, sondern wagt neue Wege: durch Praxisklassen, lokale Berufsberatung und Projekte wie die inklusionspädagogische Schulassistenz. So wird ein Rahmen geschaffen, in dem Jugendliche wieder Vertrauen in Bildung fassen können.
Inklusionspädagogik als Schlüssel
50 Schüler*innen, die ohne Unterstützung kaum oder gar nicht mehr am Regelunterricht teilnehmen konnten, wurden begleitet – mit enormem Erfolg: 95 Prozent konnten Aggressionen abbauen, stabilisierten sich emotional und entwickelten neue Perspektiven.
Die inklusionspädagogische Schulassistenz spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie begleitet die Jugendlichen eng – nicht nur im Unterricht, sondern in allen Lebensbereichen. Sie hilft ihnen, Strukturen zu entwickeln, Konflikte zu bewältigen, Selbstvertrauen aufzubauen und sich in Praktika zu beweisen. Ob Krisenintervention, Unterstützung im Alltag oder Motivation im Schulkontext – die Assistenz ist die feste Bezugsperson, die Halt gibt und Wege aufzeigt. Auch Eltern werden aktiv einbezogen und fühlen sich entlastet.
Vom Abbruch zur Ausbildung
Der Schlüssel zum Erfolg sind Langzeitpraktika. In Gastronomie, Kitas, Krankenhäusern, Friseursalons oder Kultureinrichtungen entdecken die Jugendlichen ihre Stärken – oft zum ersten Mal. So entstehen realistische Berufsperspektiven, selbst ohne klassischen Schulabschluss.
Unverzichtbar, aber unterfinanziert
Dieses Projekt beweist: Inklusion braucht gezielte Unterstützung. Doch leider setzen genau hier die Kürzungen an. Die Umstrukturierung des Bonus-Programms, die unklare Verteilung von Mitteln im neuen Startchancen-Programm sowie der völlig unklare Zeitrahmen lassen Schulen im Ungewissen und im Regen stehen.
Es ist eine staatliche Aufgabe, Schule für die ganze Gesellschaft zu ermöglichen. Dazu braucht es passgenaue und langfristig finanzierte Lösungen.
Die Erfolge dieses Projekts zeigen: Bildung ist keine Ausgabe, sondern eine Investition in die Zukunft – eine, die sich für die gesamte Gesellschaft auszahlt.
Quelle: Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH von März 2025
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