Positionspapier der AGJ

Die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge fach- und hochschulischer Qualifizierung

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ fordert die bessere Verankerung der Kinder- und Jugendarbeit in den Curricula der zuständigen Ausbildungsträger. Ein entsprechendes Positionspapier wurde am 01. Dezember 2022 vom AGJ-Vorstand verabschiedet. Neben der Vermittlung grundlegender Kompetenzen bedarf es demnach auch feldspezifischen Wissens. Die grundständigen generalistischen Studiengänge mit Vertiefungsmöglichkeiten müssten entsprechend ausgestaltet und systematische Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden.

07.12.2022

In der Kinder- und Jugendarbeit wird die Qualität der Angebote in hohem Maße durch die Qualifikation und Kompetenzen hauptberuflich tätiger Fachkräfte bestimmt. Ausgangspunkt des vorliegenden Positionspapieres „Die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge fach- und hochschulischer Qualifizierung: Qualifizierungs- und Forschungsbedarfe“ der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ ist die These, dass Kinder- und Jugendarbeit in den einschlägigen Studien- und Ausbildungsgängen zu wenig systematische Berücksichtigung finde. Dies habe sowohl Auswirkungen auf die Qualifizierung der Fachkräfte als auch auf deren Gewinnung für das berufliche Tätigkeitsfeld.

Ziel des Positionspapieres ist es daher, mithilfe von fünf Thesen die Bedeutung von Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge der fach- und hochschulischen Qualifizierung, der handlungsfeldspezifischen Weiterbildung und der Kinder- und Jugendhilfe insgesamt zu unterstreichen. Es werden spezifische Kompetenzbedarfe aufgezeigt sowie auf Forschungsbedarfe verwiesen.

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ möchte damit den Anstoß geben, in den Curricula der zuständigen Fachschulen, Hochschulen und Universitäten Kinder- und Jugendarbeit ihrer Bedeutung entsprechend adäquat zu verankern. Dazu gehört, die grundlegenden Kompetenzen für eine professionelle Tätigkeit in der Kinder- und Jugendarbeit über eine entsprechende Ausgestaltung grundständiger generalistischer Studiengänge mit Vertiefungsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit zu vermitteln. Anbieter:innen arbeitsfeldspezifischer Weiterqualifizierungen sollen gestärkt werden, sich systematisch mit den Anforderungen von Kinder- Jugendarbeit zu befassen. Die regelmäßige Beobachtung und Berichterstattung auf Basis empirischer Daten, die über die Möglichkeiten der amtlichen Statistik hinausgehen, sowie die Eröffnung von Förderlinien zur Praxistransferforschung sind erforderlich, um den Anforderungen des Handlungsfeldes der Kinder- und Jugendarbeit gerecht werden zu können.

Zum Positionspapier „Die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge fach- und hochschulischer Qualifizierung: Qualifizierungs- und Forschungsbedarfe“ (PDF, 372 KB) auf der Webseite der AGJ

Einblick in die Thesen

Mithilfe von Thesen wird im vorliegenden Papier die Bedeutung von Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge der fach- und hochschulischen Qualifizierung, der handlungsfeldspezifischen Weiterbildung und der Kinder- und Jugendhilfe insgesamt aufgezeigt. Folgende fünf Thesen werden aufgestellt und ausführlich behandelt:

  • These I: Es braucht die Vermittlung grundlegenden Wissens über die Soziale Arbeit und einer professionellen, wissenschaftlich fundierten Berufsidentität
  • These II: Es braucht feldspezifisches Wissen und eine spezifische Methodenkompetenz
  • These III: Es bedarf Möglichkeiten für eine systematische Fort- und Weiterbildung
  • These IV: Es bedarf der Vermittlung handlungsfeldspezifischer Kompetenzen zur Wahrnehmung anwaltschaftlicher Interessenvertretung
  • These V: Es bedarf eines kinder- und jugendspezifischen Zugangs

Ergebnisse und Forderungen

Schließlich zeigt das Papier spezifische Kompetenzbedarfe auf und verweist auf Forschungsbedarfe. Fünf Ergebnisse werden abgeleitet und hier verkürzt genannt:

  1. Die akademischen Anforderungen für eine professionelle Tätigkeit in der Kinder- und Jugendarbeit sind über eine entsprechende Ausgestaltung grundständiger generalistischer Studiengänge mit Vertiefungsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit zu vermitteln.
  2. Neben einer adäquaten Verankerung der Kompetenzprofile in den grundständigen Studiengängen ist ein in Quantität und Qualität ausreichendes Fort- und Weiterbildungsangebot erforderlich, in dem handlungsfeldspezifische Vertiefungen ermöglicht werden, die Berufseinmündung begleitet wird und kontinuierliche Fort- und Weiterbildungen angeboten werden.
  3. Angesichts des ungedeckten Fachkräftebedarfs in der Kinder- und Jugendhilfe, von dem auch die Kinder- und Jugendarbeit betroffen ist, ist es erforderlich, über die regelmäßige Beobachtung des Feldes und Berichterstattung auf Basis empirischer Daten, die über die amtliche Statistik hinausgehen, nachzudenken und zu implementieren. Dies erfordert auch die Eröffnung von Förderlinien zur Praxistransferforschung, die gezielte Studien zur Kinder- und Jugendarbeit in ihren den Interessen junger Menschen folgenden stetigen Veränderungen und sich daraus ergebenden Fachkräftebedarfen und Qualifikationsanforderungen ermöglichen.
  4. Auch Kinder- und Jugendarbeit selbst sollte dazu beitragen, sich im Rahmen der Berufsorientierung und -beratung insbesondere in den Ausbildungsstätten sowie Berufsberatungsstellen durch unterschiedliche Präsentationsformen sowie (individuell ausgerichtete) fachliche Information und Beratung als attraktives Arbeitsfeld hervorzuheben.
  5. Es gehört flankierend dazu, den Stellenwert von Kinder- und Jugendarbeit sowohl im Gefüge der Kinder- und Jugendhilfe als auch in der Gesellschaft insgesamt als Handlungsfeld stärker hervorzuheben. Ausbildungs- und Studienplatzkapazitäten sind im notwendigen Umfang zeitnah zu erweitern. Die Arbeitsbedingungen für Fachkräfte mit Blick auf Bezahlung und Kontinuität sowie insgesamt die Rahmenbedingungen im Arbeitsfeld sind attraktiv zu gestalten. Letztlich bleiben die Gewinnung und Bindung von Fachkräften eine multiperspektivische Herausforderung.

Download des Papiers

Das vollständige Positionspapier „Die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit im Gefüge fach- und hochschulischer Qualifizierung: Qualifizierungs- und Forschungsbedarfe“ steht als PDF (372 KB) auf der Webseite der AGJ zum Download bereit.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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