Betreuungslücke

Betreuung nach der Einschulung: Bedarf der Eltern wird nicht gedeckt

Neue Analysen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) zeigen, dass nach der Einschulung ihrer Kinder viele Eltern keinen Betreuungsplatz finden. Bildungsferne Familien und Familien mit Migrationshintergrund stoßen auf Hürden, während in einigen Bundesländern der Bedarf deutlich über dem Durchschnitt liegt. Das Platzangebot muss ausgebaut und der Zugang erleichtert werden.

13.11.2024

Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung für die Klassenstufe eins, der bis 2029 auf alle Grundschulkinder ausgedehnt wird. Die neuen Analysen der Daten der KiBS-Befragungen 2021 und 2022 zeigen, dass sich viele Eltern von zukünftigen Grundschulkindern einen Platz in einem Angebot der außerunterrichtlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (BBE) wünschen.
Dem größten Teil der Eltern gelang es dabei, ihren im Vorschuljahr (2021) geäußerten Betreuungswunsch umzusetzen, sodass ihr Kind im ersten Schuljahr (2022) ein bedarfsgerechtes Angebot der außerunterrichtlichen BBE besuchte. Ein kleiner Teil der Eltern mit vorschulisch geäußertem Bedarf konnte jedoch im ersten Schuljahr ihres Kindes kein Angebot in Anspruch nehmen. Gerade Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss oder Migrationshintergrund hatten Probleme, nach der Einschulung ihres Kindes ein bedarfsgerechtes Angebot zu finden.
Dies sind zentrale Ergebnisse der vorliegenden Studie des DJI-Kinderbetreuungsreports. Ausgehend von den Betreuungswünschen der Eltern von Vorschulkindern ab fünf Jahren für die kommende Schulzeit, den sogenannten prospektiven Bedarfen, stellen die Wissenschaftler*innen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) die Betreuungssituation der Kinder und die Bedarfe der Eltern vor und nach der Einschulung dar und vergleichen sie miteinander.

Weitere zentrale Befunde

Der zukünftige Bedarf variiert zwischen den Bundesländern. So gaben im Jahr 2022 bundesweit vier von fünf Eltern an, ein außerunterrichtliches Betreuungsangebot nach der Einschulung nutzen zu wollen. In den ostdeutschen Bundesländern sowie Hamburg und Schleswig-Holstein lag der Bedarf oberhalb des Bundesdurchschnitts.
In einigen Ländern liegt der prospektive Bedarf der Eltern von Vorschulkindern deutlich oberhalb des Bedarfs der Eltern von Grundschulkindern. Vor allem in diesen Ländern muss damit gerechnet werden, dass mit Beginn der stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder mehr Erstklässler*innen einen Betreuungsplatz benötigen als der bisher zur Schätzung herangezogene Bedarf für alle Grundschulkinder insgesamt nahelegt.
Erstmalig stellen die DJI-Wissenschaftler*innen die Wichtigkeit verschiedener Gründe, die Eltern für den Wunsch nach einem außerunterrichtlichen Betreuungsangebot angeben, dar. Nahezu alle Eltern stuften eine verlässliche Betreuung sowie die Möglichkeit zur Aufnahme, Ausweitung oder Aufrechterhaltung der Berufstätigkeit als sehr wichtig oder eher wichtig ein. Bessere Leistungen in der Schule waren hingegen für nur sechs von zehn Eltern ebenso wichtig. Für Eltern mit Migrationshintergrund oder mit niedrigem Bildungsabschluss waren bessere Schulleistungen und Unterstützung bei den Hausaufgaben wichtiger als für Eltern ohne Migrationshintergrund oder mit (Fach-)Hochschulreife.

Die Analysen des Zusammenhangs zwischen Merkmalen der Familie und verschiedenen Mustern aus Bedarf und Betreuung rund um den Schuleintritt zeigen, dass unter den Eltern mit einer bedarfsdeckenden Umsetzung Eltern mit niedrigerer Schulbildung seltener vertreten waren und Familien mit Migrationshintergrund mit höherer Wahrscheinlichkeit einen ungedeckten Bedarf hatten. Neben einem verstärkten Ausbau an Betreuungsplätzen könnten für diese Eltern auch vereinfachte Anmeldeprozesse sowie eine verbesserte Bereitstellung von Informationen zur Anmeldung hilfreich sein, um ihnen die Umsetzung ihrer Betreuungswünsche zu ermöglichen.

DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)

Seit 2016 erarbeitet das KiBS-Team am DJI jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit außerunterrichtlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten für Grundschulkinder, der Passgenauigkeit der Angebote oder der Einschätzung zu Fachkräften und zu Angeboten für Familien in der Kindertagesbetreuung aus der Perspektive der Eltern. Im Report 2023 werden die zentralen Indikatoren aus dem Befragungsjahr 2022 vorgestellt.

Quelle: Deutsches Jugendinstitut vom 30. Oktober 2024

Redaktion: Zola Kappauf

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