Gesundheit
Berlin: Einschulungsuntersuchung erlaubt Einblicke in soziale Lage
Der Mehrheit der Berliner Kinder geht es gesundheitlich gut. Fast die Hälfte hat einen Migrationshintergrund und neun von zehn der Kinder sprechen zuhause deutsch. Das zeigen die Daten der Einschulungsuntersuchungen von fast 29.000 Berliner Kindern aus dem vergangenen Jahr.
10.11.2017
Auf 158 Seiten wertet der Bericht die Gesundheitsdaten von 14.616 Jungen und 14.085 Mädchen, die der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst vor der Einschulung erfasst hat, aus. Dilek Kolat, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung: „Die vorliegende Auswertung ist äußerst wertvoll für alle, die mit Kindern arbeiten – in Schule, Kita, Freizeit – aber auch darüber hinaus. Die Daten geben uns wichtige Hinweise auf die gesundheitliche und soziale Lage nicht nur der Kinder, sondern auch ihrer Eltern. Sie belegen leider aber auch erneut die Erkenntnis, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und gesundheitlichem Status gibt: Wer arm ist, hat auch mehr Gesundheitsprobleme. Umso wichtiger ist es, dass wir weiter auf Prävention und Gesundheitsförderung in Kitas, Schulen und Elternarbeit setzen und die 12 Gesundheitsämter mit ihrer sozialkompensatorischen Funktion stärken. Auch deshalb ist das Vorhaben meiner Verwaltung, das Mustergesundheitsamt in allen Bezirken umzusetzen, von großer Bedeutung“
Welche Sprachen werden gesprochen?
Zum ersten Mal wurden bei den Einschulungsuntersuchungen die Sprachen erfasst, die in den Familien der eingeschulten Kinder gesprochen werden. Das Ergebnis: In neun von zehn Familien wird deutsch gesprochen, obwohl fast die Hälfte der Kinder (48,1%) einen Migrationshintergrund haben. Die häufigsten nicht-deutschen Familiensprachen sind türkisch (9,7 %) und arabisch (8,7 %), gefolgt von russisch (4,4 %), englisch (4,1 %) und polnisch (3,2 %). Mehrsprachigkeit ist weit verbreitet. In 36,1 % aller Familien wird deutsch und eine andere Sprache und in 2,1 % der Familien werden zwei nicht-deutsche Sprachen gesprochen. Aber auch in herkunftsdeutschen Familien wachsen rund 5 % der Kinder bilingual auf.
Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheit
Wie in den Vorjahren zeigt sich, dass es Kindern aus Familien in ungünstiger sozialer Lage auch gesundheitlich schlechter geht. So weisen Kinder der unteren Sozialstatusgruppe weit häufiger Auffälligkeiten in ihrer motorischen, kognitiven und sprachlichen Entwicklung auf als Kinder in günstigerer sozialer Lage. So haben beispielsweise haben nur 10 % der Kinder der oberen sozialen Statusgruppe Schwierigkeiten bei der Hand-Auge-Koordination, aber 38,6 % der Kinder der unteren sozialen Statusgruppe. Der Bericht erfasst auch, dass soziale und gesundheitliche Problemlagen ungleich über die Stadt verteilt sind und vor allem in den Prognoseräumen Gesundbrunnen, Wedding, Kreuzberg Nord und Neukölln in besonderem Maße zu beobachten ist. Hier sind die Anteile von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen bzw. Familien mit sozialen Problemen oder ungünstigem Gesundheitsverhalten hoch.
Kitabesuch wirkt positiv
Deutlich positiv wirkt sich ein Kitabesuch von zwei und mehr Jahren vor der Schule aus. Die Kita kann nachteilige familiäre Rahmenbedingungen aber nicht vollständig ausgleichen. Die Durchimpfungsraten gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae und Hepatitis B sind im Vergleich zum Vorjahr mit einer Abnahme von rund 1,5 Prozentpunkten leicht rückläufig. Dagegen wurden mehr Kinder gegen Mumps, Masern, Röteln und Windpocken geimpft. Die Rate der Kinder mit mindestens 2 Masernimpfungen liegt jedoch mit 92,6 % immer noch unterhalb der Zielmarke von 95 %.
Therapien zur kindlichen Entwicklung
Rund 28% der Kinder hatten bis zur Einschulung bereits Therapien im Bereich der kindlichen Entwicklung in Anspruch genommen, ca. 7 % bereits zwei oder mehr verschiedene Therapiearten. Am häufigsten waren die Kinder in logopädischer Behandlung (18,7 %), gefolgt von Ergotherapie (8,7 %), Physiotherapie (6,5 %) und Psychotherapie (2,9 %). Dabei sind die Anteile bei Jungen jeweils deutlich über denen der Mädchen. Dazu passt, dass Jungen häufiger Entwicklungsverzögerungen bzw. -störungen aufweisen als Mädchen.
Die <link http: www.berlin.de sen gesundheit service gesundheitsberichterstattung gesundheitsberichterstattung-epidemiologie grundauswertungen external-link-new-window zur berliner>Auswertung der Einschulungsdaten in Berlin 2016 steht auf der Webseite der Berliner Gesundheitsverwaltung zur Verfügung.
Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin vom 16.10.2017
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