Kinder- und Jugendarbeit
Baden-Württemberg: Prävention von Radikalisierungstendenzen bei Schülerinnen und Schülern
Kultusminister Andreas Stoch MdL hat die Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg über Möglichkeiten informiert, Tendenzen zur Radikalisierung bei Schülerinnen und Schülern vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Er empfiehlt, präventiven Maßnahmen auch außerhalb des Fachunterrichts einen Platz einzuräumen.
14.01.2015
Kultusminister Stoch: "Die Ereignisse der letzten Wochen haben auf tragische und erschreckende Weise deutlich gemacht, wie wichtig es ist, jungen Menschen einen reflektierten und friedvollen Zugang zu ihrer Religion zu ermöglichen."
Kultusminister Andreas Stoch MdL hat die Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg heute in einem Schreiben über Möglichkeiten informiert, Tendenzen zur Radikalisierung bei Schülerinnen und Schülern vorzubeugen oder entgegenzuwirken. "Die Ereignisse der letzten Wochen haben auf tragische und erschreckende Weise deutlich gemacht, wie wichtig es ist, jungen Menschen einen reflektierten und friedvollen Zugang zu ihrer Religion zu ermöglichen", so Stoch. Der Kultusminister bittet deshalb darum, diese wichtige Thematik im Unterricht aufzugreifen.
Neben Eltern, Angehörigen und Freunden gehörten häufig auch Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer zu den ersten, denen die Radikalisierung eines Jugendlichen auffalle. Damit komme den Schulen hinsichtlich der Prävention von Extremismus und Radikalisierung eine bedeutsame Aufgabe zu, die allerdings in einem engen Zusammenwirken mit dem gesamten Umfeld einer Schülerin oder eines Schülers am besten bewältigt werden könne.
In seinem Schreiben betont Stoch die große Bedeutung des Islamischen Religionsunterrichts. Dieses Modellprojekt biete jungen Musliminnen und Muslimen eine sehr gute Möglichkeit, sich mit ihrer Religion fundiert und konstruktiv auseinanderzusetzen. Derzeit nehmen etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler aus 14 Herkunftsländern am Islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung teil. Durch einen Kabinettsbeschluss wurde im Mai 2014 die Ausweitung des Modellprojekts auf bis zu 20 weitere allgemein bildende Schulen pro Jahr im Primar- und Sekundarbereich ermöglicht. Kultusminister Stoch verweist auf erste Erfahrungswerte, wonach durch eine Teilnahme am Islamischen Religionsunterricht das Verständnis der Schülerinnen und Schüler für religiöse Traditionen und Rituale nachhaltig gestärkt wird.
Um speziell die Themen Extremismus und Radikalisierung aufzugreifen, böten die Bildungs- und Lehrpläne aller allgemein bildenden und beruflichen Schulen in unterschiedlichen Fächern zahlreiche Anknüpfungspunkte. Auch in den Bildungsplänen 2016 der allgemein bildenden Schulen werde dieser Themenbereich eine zentrale Rolle spielen, verspricht Stoch. Dafür werde auch mit der Verankerung der Leitperspektiven "Prävention und Gesundheitsförderung" sowie "Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt" Sorge getragen.
Der Kultusminister empfiehlt, präventiven Maßnahmen auch außerhalb des Fachunterrichts einen Platz einzuräumen – beispielsweise durch Projekttage oder auf Dauer angelegte Projektaktivitäten. Hierfür stünden auch Angebote externer Partner, etwa der Landeszentrale für politische Bildung, der Bundeskoordination "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" oder der Polizei, zur Verfügung. Stoch hält die Einbettung präventiver Maßnahmen in ein schulisches Gesamtkonzept für sinnvoll – beispielsweise das Präventionskonzept "stark.stärker.WIR" oder das Projekt "Jugendliche stärken" (JUST), das zum Schuljahr 2015/16 an den Start gehen solle. Im Rahmen von Lehrgängen der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung könnten sich Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten einen Überblick über Formen, Ursachen und Möglichkeiten der Prävention einer religiösen Radikalisierung Jugendlicher verschaffen.
Das Kultusministerium werde in den kommenden Monaten weitere kurz- bis mittelfristige Maßnahmen und Aktivitäten entwickeln, so Stoch. Er weist in seinem Schreiben zudem auf die Beratungs- und Präventionsangebote des Landesamtes für Verfassungsschutz sowie die "Beratungsstelle Radikalisierung" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hin. Ratsuchende, die die Sorge haben, ein ihnen nahestehender junger Mensch könnte sich radikalisiert haben, erhalten dort Unterstützung.
Quelle: Ministerium für Kultur, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg vom 13.01.2015
Termine zum Thema
-
16.05.2024
6. Jahreskonferenz – Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
-
28.05.2024
Diskriminierung und Gewalt gegenüber trans* Personen – Wie Empathie, Prävention, Intervention und Schutzmaßnahmen wirken!
-
29.05.2024
Der Ton wird rauer - Strategien zur Prävention und Intervention bei (Cyber)mobbing
-
03.07.2024
„Ich bin doch nicht rassistisch, oder?!“ Perspektiven und Impulse zu kritischem Weißsein in der Jugendarbeit
Materialien zum Thema
-
Broschüre
Diagnostisches Fallverstehen – Psychosoziale Arbeit mit jungen geflüchteten Menschen
-
Broschüre
Unverpixelter Hass. Toxische und rechtsextreme Gaming-Communitys
-
Broschüre
Kinder schützen leicht gemacht! – Broschüre in Leichter Sprache
-
Bericht / Dokumentation
Phänomenübergreifende Perspektiven in der Extremismusprävention: Gemeinsamkeiten extremistischer Ideologien und Ansatzpunkte für die Präventionsarbeit
-
Broschüre
Junge, Junge* – Geschlechterreflektierte Jungen*arbeit stärken
Projekte zum Thema
-
Agentur für Soziale Perspektiven e.V.
Queere-Jugend-Berlin.de
-
Bund für Soziale Verteidigung e.V.
LOVE-Storm – Gemeinsam gegen Hass im Netz
-
KVJS-Landesjugendamt Baden-Württemberg
Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg
-
Kubus e.V.
Cool-Colors-Coaches gegen Antisemitismus
-
Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V.
MUT - Interventionen. Geschlechterreflektierende Prävention gegen Rassismus im Gemeinwesen
Institutionen zum Thema
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Berliner Institut für Soziale Kompetenz & Gewaltprävention e.V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Katholische Jugendagentur Bonn gGmbH
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
KEJ – Kompetenzzentrum Erlebnispädagogik und Jugendarbeit
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit (LAGJ) Baden-Württemberg e.V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Wellenbrecher e.V.